Menschenbilder in Mythen und Philosophie
Mythen prägen bis heute unsere Alltagssprache und unser Denken. Begriffe wie "Achillesferse", "narzisstische Persönlichkeitsstörung" oder "Sisyphusarbeit" zeugen von der Gegenwart mythischer Figuren in unserer Kultur. Ursprünglich bedeutet das griechische Wort Mythos "Wort", "Gesagtes", "Erzählung" oder "Sage".
Vor der Entstehung abstrakten und begrifflichen Denkens versuchten Menschen, typische Lebenssituationen und Verhaltensweisen (Archetypen) sowie unerklärliche Naturvorgänge durch bildhafte Erzählungen festzuhalten und weiterzugeben. Die "Wahrheit" dieser Geschichten besteht darin, dass sie Grundmuster menschlicher Existenz (Liebe, Schuld, Leid) in erlebbarer Form überliefern.
Mythen sind oft mehrdeutig und beschäftigen bis heute nicht nur Dichter, Philosophen und Künstler, sondern finden sich auch in der Alltagskultur wieder. Für den Philosophen Karl Jaspers beginnt mit dem mythischen Denken die Philosophie, wobei der Mythos keinen festen Erkenntnisinhalt vermittelt, sondern rätselhaft bleibt und zu neuer Auslegung herausfordert.
Ein Beispiel ist der griechische Mythos vom Eros nach Platon, der im "Symposion" die Geschichte vom Urmenschen erzählt. Ursprünglich gab es demnach drei Geschlechter von Menschen, nicht nur zwei wie heute. Diese philosophische Anthropologie zeigt, wie Mythen grundlegende Fragen der menschlichen Existenz behandeln.
💡 Archetypen sind nach C.G. Jung urtümliche, allen Menschen angeborene und unbewusste Leitbilder von Verhaltensweisen und Erfahrungen. In der Ethnologie werden solche kulturübergreifenden Muster erforscht, um den Menschen als Kulturwesen besser zu verstehen.