Die zehn Argumente der Gefühlsethik
Die Gefühlsethik präsentiert zehn überzeugende Argumente, die ihre Relevanz in der ethischen Diskussion unterstreichen. Diese Argumente decken ein breites Spektrum philosophischer und wissenschaftlicher Perspektiven ab.
- Das erkenntnistheoretische Argument (Hume)
Dieses Argument basiert auf der Annahme, dass Urteile auf Erfahrung beruhen und Gefühle den Zweck einer Handlung bestimmen. Es betont den strukturellen Unterschied zwischen Ursachen und Wirkungen.
Definition: Emotivismus ist eine metaethische Theorie, die behauptet, dass moralische Urteile primär Ausdruck von Gefühlen sind.
- Das motivationstheoretische Argument (Hume, Schopenhauer)
Hier wird argumentiert, dass das Motiv des Wollens ein Gefühl ist. Die Vernunftsethik kann zwar Zweck-Mittel-Beziehungen erkennen und Folgen abschätzen, aber die Bewertung von "gut" und "nützlich" kann nur durch ein Gefühl erfolgen.
Highlight: Die Moralbegründung in der Ethik basiert laut diesem Argument wesentlich auf Gefühlen, nicht nur auf rationalen Überlegungen.
- Das nonkognitivistische sprachlogische Argument (Wittgenstein, Stevenson)
Dieses Argument betrachtet moralische Sätze als Imperative ohne Wahrheitsanspruch. Sie können nur wirken, wenn man ihnen folgt, was von der emotionalen Einstellung und Verfassung abhängt.
Vocabulary: Nonkognitivismus ist eine metaethische Position, die behauptet, dass moralische Aussagen keine Tatsachenbehauptungen sind und daher nicht wahr oder falsch sein können.
- Das logische Argument (Moore)
Moore argumentiert, dass nur die Gefühlsethik den naturalistischen Fehlschluss vermeidet. Das Sollen ergibt sich nicht logisch aus dem Sein, sondern wird über das moralische Gefühl vermittelt.
- Das Argument des Altruismus (Frankfurt, Forster)
Dieses Argument besagt, dass ohne Gefühle kein echter Altruismus möglich wäre. Menschen handeln oft gut, auch wenn es im Widerspruch zum Utilitarismus oder Kategorischen Imperativ steht.
Example: Ein Beispiel für Altruismus wäre, wenn jemand einem Fremden in Not hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
- Das phänomenologische Argument
Es betont die große Bandbreite menschlicher Gefühle als hinreichendes und differenziertes moralisches Bewertungssystem.
- Das empirische Argument (Nunner-Winkler, Keller)
Dieses Argument zeigt, dass moralisches Handeln eng mit dem emotionalen Wohlbefinden verbunden ist. Kinder entwickeln beispielsweise Empathie mit Opfern erst Jahre nachdem sie moralische Normen kennen.
- Das Argument der Universalisierbarkeit (A. Smith, Fähige)
Es besagt, dass moralische Gefühle gegenüber allen Menschen aktiviert sind und somit alle Menschen verbinden.
- Das Argument der Autonomie (Schopenhauer, Tugendhat)
Dieses Argument betont, dass moderne Moralbegründung autonom sein muss und nicht auf äußeren Autoritäten basieren darf. Die Mitleidsethik geht von einer natürlichen Empathiebereitschaft aus.
- Das psychologisch-naturwissenschaftliche Argument (Freud, Damasio, J. Bauer)
Dieses Argument stützt sich auf psychologische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse. Freuds Beiträge zur Psychologie zeigen, wie frühkindliche Beziehungsmuster die handlungssteuernde Wirkung von Gefühlen erklären können.
Quote: "Die handlungssteuernde Wirkung von Gefühlen (wie Scham, Schuld oder Stolz) lassen sich aus frühkindlichen Beziehungsmustern erklären." - Freud
J. Bauer betont die natürliche Veranlagung zur Empathiefähigkeit, während A. Damasio ein gefühlsmäßiges Bewertungs- und Selektionssystem im Gehirn beschreibt, das Handlungsalternativen steuert und aussiebt.
Diese zehn Argumente bilden ein umfassendes Fundament für die Gefühlsethik, das ihre Bedeutung in der Metaethik und im Verhältnis zur deskriptiven und normativen Ethik unterstreicht. Sie zeigen, wie Gefühle nicht nur unsere moralischen Urteile beeinflussen, sondern auch grundlegend für unser ethisches Verständnis und Handeln sind.