John Rawls' Gerechtigkeitstheorie
Der Text stellt die Gerechtigkeitstheorie des amerikanischen Philosophen John Rawls vor. Rawls entwickelte zwei grundlegende Gerechtigkeitsprinzipien:
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Jeder Mensch hat das gleiche Recht auf das umfangreichste Gesamtsystem gleicher Grundfreiheiten, das für alle möglich ist.
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Soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten müssen folgendermaßen beschaffen sein:
a) Sie müssen unter der Einschränkung des gerechten Spargrundsatzes dem am wenigsten Begünstigten den größtmöglichen Vorteil bieten.
b) Sie müssen mit Ämtern und Positionen verbunden sein, die allen gemäß fairer Chancengleichheit offenstehen.
Highlight: Rawls betont, dass das erste Prinzip Vorrang vor dem zweiten hat, und innerhalb des zweiten Prinzips hat die faire Chancengleichheit Vorrang vor dem Differenzprinzip.
Ein zentrales Konzept in Rawls' Theorie ist der "Schleier des Nichtwissens" und der "Urzustand":
Definition: Der "Urzustand" ist eine fiktive Entscheidungssituation, in der Menschen über die zukünftige Gesellschaftsordnung entscheiden, ohne zu wissen, welche Position sie später in dieser Ordnung einnehmen werden.
Definition: Der "Schleier des Nichtwissens" bezieht sich auf die Unwissenheit der Menschen im Urzustand über ihre zukünftige Position in der Gesellschaft.
Rawls argumentiert, dass Menschen in diesem Urzustand, unter dem Schleier des Nichtwissens, faire und gerechte Entscheidungen über die Grundprinzipien der Gesellschaft treffen würden, da sie nicht wissen, ob sie selbst zu den Begünstigten oder Benachteiligten gehören werden.
Highlight: Rawls' Theorie zielt darauf ab, eine Gesellschaftsordnung zu entwerfen, die auch dann als gerecht empfunden würde, wenn man nicht wüsste, welche Position man in ihr einnehmen wird.
Diese Gerechtigkeitstheorie von John Rawls hat einen bedeutenden Einfluss auf die moderne politische Philosophie und Ethik ausgeübt und bietet eine interessante Perspektive auf die Frage, wie eine gerechte Gesellschaft aussehen könnte.