Die Beziehung zwischen Recht und Moral ist ein fundamentales Konzept der Rechtsphilosophie, das besonders durch die Radbruchsche Formel und John Rawls' Theorie der Gerechtigkeit geprägt wurde.
Gustav Radbruch entwickelte seine Formel als Antwort auf die Frage nach dem Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit. Die Radbruchsche Formel besagt, dass Gesetze ihre Gültigkeit verlieren, wenn sie in unerträglichem Maße der Gerechtigkeit widersprechen. Dies wurde besonders relevant bei der Aufarbeitung des NS-Unrechts und später bei den Mauerschützen-Prozessen. Das Konzept des gesetzlichen Unrechts zeigt, dass nicht alles, was formal rechtmäßig ist, auch moralisch vertretbar sein muss.
John Rawls entwickelte mit seiner Theorie der Gerechtigkeit einen modernen Ansatz zur Bewertung gerechter Gesellschaftsordnungen. Sein Differenzprinzip besagt, dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur dann gerechtfertigt sind, wenn sie den am wenigsten Begünstigten den größtmöglichen Vorteil bringen. Die 3 Prinzipien der Gerechtigkeit nach Rawls - gleiche Grundfreiheiten, faire Chancengleichheit und das Differenzprinzip - bilden das Fundament einer gerechten Gesellschaft. Im Gegensatz zum Utilitarismus betont Rawls die Bedeutung individueller Rechte und Freiheiten. Seine Theorie wurde zwar kritisiert, etwa wegen ihrer idealistischen Annahmen, bleibt aber ein Meilenstein der politischen Philosophie. Das Differenzprinzip wird heute oft in Diskussionen über soziale Gerechtigkeit und Umverteilung herangezogen.