Rawls' Gerechtigkeitsprinzipien und ihre Anwendung
John Rawls entwickelt in seiner Gerechtigkeitstheorie drei grundlegende Prinzipien, die eine faire und gerechte Gesellschaft charakterisieren sollen. Diese Prinzipien bilden das Fundament für seine Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit und fairer Chancengleichheit.
Das erste Prinzip betrifft die gleichen Grundrechte und Grundfreiheiten. Es besagt, dass jedes Individuum ein umfangreiches System an Grundfreiheiten erhalten soll, das mit dem gleichen System für alle anderen vereinbar ist.
Highlight: Der Vorrang der Freiheit ist ein zentrales Element in Rawls' Theorie. Freiheiten sollen gleich verteilt sein, es sei denn, eine Ungleichverteilung käme allen zugute.
Rawls führt eine Vorrangsregel ein, die besagt, dass Grundfreiheiten nur eingeschränkt werden dürfen, um das Gesamtsystem der Freiheiten zu sichern. Diese Einschränkungen müssen von den Individuen akzeptiert werden können.
Example: Die Coronamaßnahmen sind ein Beispiel für eine temporäre Einschränkung von Grundrechten, um langfristig die Freiheit aller zu sichern.
Das zweite Prinzip befasst sich mit der Gleichheit und Ungleichheit der Einkommen im sozial-ökonomischen Bereich. Rawls argumentiert, dass Ungleichheiten gerechtfertigt sein können, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen.
Definition: Das Differenzprinzip besagt, dass soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten nur dann akzeptabel sind, wenn sie den am wenigsten Begünstigten die bestmöglichen Aussichten bringen.
Rawls betont die Bedeutung der fairen Chancengleichheit. Jeder sollte das Recht auf Bildung haben, und Nachteile sollten ausgeglichen werden. Öffentliche Ämter müssen jedem zugänglich sein.
Vocabulary: Faire Chancengleichheit bedeutet, dass jeder die Möglichkeit haben sollte, seine Talente und Fähigkeiten zu entwickeln, unabhängig von seiner sozialen Herkunft.
Das Differenzprinzip geht noch einen Schritt weiter und fordert, dass Ungleichheiten, die von Natur aus gegeben sind (wie Talent oder IQ), den Benachteiligten zugutekommen müssen. Soziale und wirtschaftliche Vorteile, die Ungleichheiten hervorrufen, dürfen nur bestehen, wenn sie auch den Benachteiligten nützen.
Quote: "Soziale und wirtschaftliche Ungleichheit sind so zu regeln, dass sie den am wenigsten Begünstigten die bestmöglichen Aussichten bringen."
Rawls argumentiert gegen eine vollständige Gleichheit der Einkommen, da dies zu einem Niveauverfall führen und die Anreize für Anstrengung und Eigeninitiative beseitigen würde. Stattdessen plädiert er für ein System, das Ungleichheiten zulässt, solange diese dem Wohl aller, insbesondere der am wenigsten Begünstigten, dienen.
Highlight: Rawls' Theorie basiert auf der Annahme eines vernunftbegabten Menschen, der seine Interessen verfolgt, aber auch in der Lage ist, faire und gerechte Entscheidungen zu treffen.