Die Tugend als Mitte
Für Aristoteles ist Tugend das Ideal der Erziehung zu einer sittlich vorbildlichen Persönlichkeit. Ein zentrales Konzept seiner Ethik ist die "Lehre von der Mitte".
Die ethische Tugend befasst sich mit Leidenschaften und Handlungen, bei denen es Übermaß, Mangel und die richtige Mitte gibt:
- Tugend ist ein vernunftgeleitetes Entscheidungsverhalten
- Die Tugend liegt in der Mitte zwischen zwei Extremen
- Sie wird durch Vernunft bestimmt
Beispiele für ethische Tugenden und ihre Extreme:
Tugend | Mangel | Übermaß |
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Tapferkeit | Feigheit | Tollkühnheit |
Freigebigkeit | Geiz | Verschwendung |
Hochsinn | Niederer Sinn | Aufgeblasenheit |
Sanftmut | zu wenig Sanftmut | zu viel Sanftmut |
Gerechtigkeit | Unrecht leiden | Unrecht tun |
Es gibt jedoch auch Handlungen, bei denen keine Mitte möglich ist, weil sie an sich schlecht sind, wie etwa Neid, Diebstahl oder Mord. Diese sind immer verwerflich, unabhängig vom Ausmaß.
Schlüsselkonzept: Nach Aristoteles' Verständnis ist etwas dann tugendhaft, wenn es seinem Wesen bestmöglich entspricht. Ein Messer ist beispielsweise dann tugendhaft, wenn es seiner Wesensbeschreibung als Schneidewerkzeug optimal entspricht. Genauso ist der Mensch tugendhaft, wenn er seinem Wesen als vernunftbegabtes Wesen entspricht und die richtige Mitte in seinen Handlungen findet.