Sophisten, Sokrates und Platons Staatstheorie
Die Sophisten und die sokratische Methode
Die Sophisten vertraten eine relativistische Weltanschauung, in der sie absolute Wahrheit verneinten. Ihr berühmter Grundsatz war der Homo-Mensura-Satz: "Der Mensch ist das Maß aller Dinge" - Wahrheit sei also menschenabhängig.
Im Gegensatz dazu entwickelte Sokrates seine berühmte Dialogtechnik, die Mäeutik (Hebammenkunst), die von Platon überliefert wurde:
- Sokrates stellt Fragen mit ironischem Unterton und gibt vor, unwissend zu sein
- Er deckt das Scheinwissen seines Gesprächspartners auf (Elenktik)
- Der Gesprächspartner gerät in Verlegenheit (Aporie)
- Die Frage wird neu aufgegriffen
- Gemeinsame Suche nach wahrem Wissen (Anamnesis)
- Schließlich: Erkenntnis der Wahrheit
Schlüsselkonzept: Der sokratische Dialog ist eine Methode, durch gezieltes Fragen das Gegenüber zum eigenständigen Denken anzuregen und falsche Annahmen zu überwinden. Diese Methode wird noch heute in Pädagogik und Psychotherapie angewendet.
Platons "Politeia" - Der ideale Staat
In seinem Werk "Politeia" (Der Staat) entwickelt Platon seine Vorstellung eines gerechten Staates, der auf dem dreistufigen Aufbau der menschlichen Seele basiert:
- Vernunft/Verstand: Steht an höchster Stelle, benötigt die Tugend der Weisheit
- Mut/Wille: Unterstützt die Vernunft, erfordert die Tugend der Standhaftigkeit
- Triebhaftes/Begierde: Muss durch Vernunft kontrolliert werden, erfordert die Tugend der Mäßigung
Diese Seelenteile überträgt Platon auf seinen idealen Staat mit drei Ständen:
- Lehrstand (Philosophen): Verkörpern die Vernunft, führen den Staat mit Weisheit
- Wehrstand (Wächter): Repräsentieren den Mut, verteidigen den Staat, dürfen keine Familie oder Eigentum haben
- Nährstand (Handwerker, Bauern): Entsprechen den Begierden, sorgen für materielle Grundversorgung
Wichtiger Hinweis: In Platons Staatsphilosophie ist Bildung von zentraler Bedeutung, da sie Mobilität zwischen den Ständen ermöglicht. Seine Idee der Philosophenherrschaft hat aber auch problematische Aspekte: Die Philosophen werden als allwissend dargestellt und dürfen alle Entscheidungen treffen - ein Kontrast zur modernen Gewaltenteilung.
Platons "Gorgias" - Über Gerechtigkeit und Rhetorik
Im Dialog "Gorgias" stellt Sokrates die provokante These auf: "Unrecht leiden ist besser als Unrecht tun." Hier treffen zwei Lebenskonzepte aufeinander:
- Sokrates/Platon: Streben nach Gerechtigkeit als höchstes Gut
- Gorgias (Sophist): Rhetorik als größtes Gut, Befähigung zur Herrschaft
Platon kritisiert dabei Macht ohne moralische Kontrolle und setzt als oberstes Ziel die Tugend der Gerechtigkeit.