Rationalismus und Empirismus im Vergleich
Der Rationalismus und der Empirismus sind zwei grundlegende philosophische Ansätze zur Erkenntnisgewinnung. Diese Seite erläutert die Hauptmerkmale und Vertreter beider Denkrichtungen.
Definition: Der Rationalismus ist eine philosophische Lehre, die davon ausgeht, dass der Aufbau der Welt logischen und berechenbaren Gesetzmäßigkeiten folgt. Um Wahrheit zu erkennen, bedarf es laut dieser Theorie nur des Verstandes.
Vocabulary: "Ratio" ist das lateinische Wort für Vernunft, woraus sich der Begriff Rationalismus ableitet.
Der Hauptvertreter des Rationalismus ist René Descartes (1596-1650). Er vertrat die These, dass alles wahr ist, was man klar und deutlich einsehen kann.
Highlight: Ein zentrales Konzept des Rationalismus sind die "angeborenen Ideen". Beispiele dafür sind die eigene Existenz ("Ich bin"), mathematische Wahrheiten (1+1=2) und logische Schlüsse.
Im Gegensatz dazu steht der Empirismus:
Definition: Der Empirismus ist eine philosophische Lehre, die besagt, dass alle Erkenntnisse durch Sinneserfahrungen (Beobachtungen oder Experimente) gewonnen werden.
Vocabulary: "Empeiria" ist das griechische Wort für Erfahrung, von dem sich der Begriff Empirismus ableitet.
John Locke (1632-1704) gilt als wichtiger Vertreter des Empirismus. Er prägte den Satz: "Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war."
Example: Im Empirismus wird aus der Beobachtung vieler Einzelfälle auf ein allgemeines Gesetz geschlossen. Wenn die Sonne jeden Tag im Osten aufgeht, schließt man daraus, dass sie immer im Osten aufgehen wird.
Die Kritik am Rationalismus besagt, dass es keine angeborenen Ideen gibt und auch die Vernunft ein Produkt der Erfahrung ist. Der Empirismus wird hingegen dafür kritisiert, dass die Sinneswelt eine Illusion sein könnte und nichts endgültig bewiesen werden kann.
Immanuel Kant versuchte später, beide Ansätze in seinem Kritizismus zu vereinen. Er argumentierte, dass sich beide Formen der Erkenntnis nicht auf die Welt an sich beziehen, sondern auf die Welt, wie sie uns aufgrund unserer Wahrnehmungsorgane und Vernunftstrukturen erscheint.