Gerechtigkeitstheorien von Platon, Aristoteles und Rawls
Die Philosophie hat im Laufe der Geschichte verschiedene Ansätze zur Definition und Erreichung von Gerechtigkeit entwickelt.
Platons Gerechtigkeitstheorie
Platon sah die Gerechtigkeit als höchste Kardinaltugend an, die für die Harmonie der menschlichen Seele verantwortlich ist.
Highlight: Nach Platon hält die Gerechtigkeit die Balance zwischen den drei Teilen der Seele: Mäßigung, Tapferkeit und Weisheit.
Aristoteles' Gerechtigkeitstheorie
Aristoteles entwickelte ein differenziertes Verständnis von Gerechtigkeit, das bis heute einflussreich ist.
Definition: Für Aristoteles ist Gerechtigkeit die vollkommene Tugend im Hinblick auf den anderen Menschen, auf den Mitbürger.
Aristoteles unterscheidet drei Formen der Gerechtigkeit:
- Legale Gerechtigkeit: Die Achtung des Gesetzes
- Austeilende Gerechtigkeit: Die gerechte Verteilung von materiellen und sozialen Gütern
- Ausgleichende Gerechtigkeit: Die Herstellung eines in Unordnung geratenen Gleichgewichts
Beispiel: Bei der austeilenden Gerechtigkeit könnte eine ungleiche Verteilung gerechtfertigt sein, wenn relevante Gründe vorliegen. So erhalten Erwachsene oft größere Essensportionen als Kinder.
John Rawls' Gerechtigkeitstheorie
John Rawls modernisierte die aristotelische Auffassung, indem er sie mit neuzeitlichen Vertragstheorien verknüpfte.
Vocabulary: Der "Schleier des Nichtwissens" ist ein zentrales Konzept in Rawls' Theorie. Es beschreibt eine hypothetische Situation, in der Menschen Regeln für eine Gesellschaft festlegen, ohne zu wissen, welche Position sie selbst in dieser Gesellschaft einnehmen werden.
Rawls' Ansatz zielt darauf ab, faire und gerechte Grundregeln für eine Gesellschaft zu entwickeln, indem er die Perspektive der Unwissenheit über die eigene soziale Stellung einführt.
Highlight: Rawls' Theorie der Gerechtigkeit als Fairness hat die moderne politische Philosophie und Ethik maßgeblich beeinflusst.