Formkritik: Analyse der literarischen Form zur Bestimmung der Textintention
Die Formkritik ist eine wichtige Methode der historisch-kritischen Methode, die sich mit der Analyse der literarischen Form von Texten befasst, um deren Aussageabsicht zu ermitteln. Dies ist besonders bei alten Texten wie der Bibel von Bedeutung, bei denen die ursprüngliche Intention nicht mehr unmittelbar ersichtlich ist.
Definition: Die Formkritik untersucht die literarische Form einzelner Texte, um Rückschlüsse auf deren Aussageabsicht ziehen zu können.
Oft lässt sich bereits anhand der ersten Worte oder der Form eines Textes erkennen, welche Absicht der Autor verfolgt.
Beispiel: Eine Physikaufgabe, die mit "Ein Auto fährt mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h..." beginnt, zeigt sofort, dass hier ein Ergebnis berechnet werden soll und es sich nicht um eine Reportage über einen Unfall handelt.
Es gibt verschiedene Textformen mit unterschiedlichen Zwecken:
- Roman: dient der Unterhaltung
- Interpretation: erklärt einen Sachverhalt
- Reportage: informiert
Highlight: Weitere Beispiele für literarische Textformen sind Brief, Nacherzählung, Drama, Kurzgeschichte, Fabel, Parabel, Gleichnis, Metapher und Gedicht.
Bei sehr alten Texten, wie beispielsweise Bibeltexten, die mehrere hundert oder tausend Jahre alt sind, ist die Aussageabsicht oft nicht mehr eindeutig erkennbar. Hier setzt die Formkritik an, indem sie zunächst die literarische Form einzelner Texte untersucht, um dann auf die ursprüngliche Intention schließen zu können.
Vocabulary: Der "Sitz im Leben" bezeichnet in der Literarkritik und Bibelexegese die Frage, in welcher Lebensform oder Lebenssituation bestimmte Texte ursprünglich verwendet wurden.
Ein wichtiger Aspekt der Formkritik ist die Berücksichtigung des sogenannten "Sitzes im Leben". Dabei geht es darum zu verstehen, in welchem Kontext und zu welchem Zweck derartige Texte in ihrer Entstehungszeit verwendet wurden. Diese Betrachtung hilft, die Texte in ihrem historischen und kulturellen Zusammenhang zu interpretieren und ihre Bedeutung besser zu erfassen.
Die Formkritik ist somit ein wesentlicher Bestandteil der historisch-kritischen Methode und trägt dazu bei, alte Texte wie die der Bibel in ihrem ursprünglichen Kontext zu verstehen und zu interpretieren. Sie ergänzt andere exegetische Methoden wie die Textkritik, Literarkritik, Traditionskritik und Redaktionskritik, um ein umfassendes Verständnis der Texte zu ermöglichen.