Gottesbild und Antwort auf die Theodizee-Frage
Das Buch Hiob zeichnet ein vielschichtiges Gottesbild: Gott erscheint gleichzeitig als gerecht und wohlwollend, aber auch als derjenige, der Leid zulässt. Er ist lebensspendend und lebensbedrohlich, chaosbesiegend und zerstörerisch. Als oberster Richter hat er die letzte Autorität.
Hiob steht als Vertreter der Menschen vor Gott. Obwohl er keine moralische Schuld trägt, lernt er eine wichtige Lektion: Der Mensch kann von Gott keine Gerechtigkeit einfordern. Vielmehr wird Gerechtigkeit passiv durch den Glauben erlangt.
Im Epilog (Kapitel 42) wird deutlich, dass unschuldiges Leiden tatsächlich existiert – entgegen der Annahme von Hiobs Freunden. Hiobs Treue wird schließlich belohnt: Er erhält doppelten Besitz und ein langes Leben.
Wird die Theodizee-Frage – warum Gott als allmächtiges und gutes Wesen Leid zulässt – im Buch Hiob beantwortet? Eigentlich nicht. Wie es in Hiob 28,20 heißt: "Woher kommt denn die Weisheit? ... Gott weiß den Weg zu ihr, er alleine kennt ihre Stätte."
💭 Das Buch Hiob lehrt uns, dass manche Fragen für Menschen unbeantwortbar bleiben. Die Komplexität der Welt übersteigt unser Verstehen, und wir sind eingeladen, trotz unbeantworteter Fragen auf Gott zu vertrauen.