Modelle und Erklärungen der nationalen und internationalen Politik
Die Unterschiede zwischen nationaler und internationaler Politik lassen sich anhand verschiedener Modelle und Erklärungsansätze verdeutlichen.
Nationale Politik:
Das System der nationalen Politik basiert auf dem Prinzip der Hierarchie. Der Staat fungiert als höhere Instanz, die befugt ist, Regeln zu erlassen und durchzusetzen. Dieses System wird durch eine vertikale Koordination charakterisiert, bei der die Regierung die Möglichkeit hat, Entscheidungen von oben nach unten durchzusetzen.
Internationale Politik:
Im Gegensatz dazu findet internationale Politik unter den Bedingungen der Anarchie statt. Es gibt keinen übergeordneten "Weltstaat", der über ein autoritatives Gewaltmonopol verfügt und Regeln durch Gesetze festlegen kann. Stattdessen verfügen die einzelnen Staaten nur innerhalb ihres eigenen Territoriums über das Herrschafts- bzw. Gewaltmonopol.
Definition: Anarchie in den Internationalen Beziehungen bedeutet nicht Chaos oder Gesetzlosigkeit, sondern das Fehlen einer übergeordneten Autorität über den Staaten.
In diesem anarchischen System stehen sich die Staaten nach außen gleichrangig gegenüber, was zu einer horizontalen Koordination führt. Trotz dieser Anarchie ist das internationale System nicht grundsätzlich regellos. Staaten arbeiten in vielen Bereichen zusammen, da sie durch Kooperation oft bessere Ergebnisse erzielen können. Dabei bleibt die staatliche Souveränität jedoch gewahrt.
Highlight: Ein zentrales Konzept in den Internationalen Beziehungen ist das Sicherheitsdilemma.
Das Sicherheitsdilemma entsteht aus der Sorge um die physische Existenz der Staaten in einem System ohne übergeordnete Regelinstanz. Dies führt dazu, dass Staaten sich gegenseitig misstrauen und nach mehr Macht streben, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Das Machtstreben eines Staates erzeugt jedoch weitere Unsicherheiten bei anderen Staaten, die sich dadurch gezwungen sehen, ebenfalls ihre Macht auszubauen.
Beispiel: Der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion ist ein klassisches Beispiel für das Sicherheitsdilemma und die daraus resultierende Rüstungsspirale.
Dieser Teufelskreis von Sicherheitsbedürfnis und Machtanhäufung kann zu einer Rüstungsspirale führen, wie sie während des Kalten Krieges zu beobachten war. Das Sicherheitsdilemma verdeutlicht die komplexen Dynamiken der internationalen Politik und die Herausforderungen bei der Schaffung von Stabilität und Frieden in einem anarchischen System.