Die Rote Armee Fraktion (RAF): Ursprünge, Feindbilder und Methoden
Die Ursprünge der Roten Armee Fraktion lassen sich auf die Studentenbewegung der späten 1960er Jahre zurückführen. Aus der Unzufriedenheit über die Ergebnisse dieser Bewegung entwickelte sich eine Gruppe, die sich durch Kompromisslosigkeit und zunehmende Radikalisierung auszeichnete. Diese Radikalisierung führte schließlich zur Gründung der RAF, die auch Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen wie der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) aufbaute.
Die RAF definierte klare Feindbilder, die ihr als Rechtfertigung für ihre Aktionen dienten. Zu diesen gehörten:
- Der Kapitalismus als Wirtschaftssystem
- Die USA, die als Inbegriff des Kapitalismus und wegen des Vietnamkriegs als "imperialistisch" betrachtet wurden
- Die Regierung und das politische System der Bundesrepublik Deutschland, das als "Polizeistaat" bezeichnet wurde
Highlight: Die RAF sah sich selbst als revolutionäre Gruppe, die gegen das bestehende System kämpfte, was ihre extremen Methoden in ihren Augen rechtfertigte.
Die Methoden der RAF im Deutschen Herbst 1977 und davor waren vielfältig und brutal. Sie umfassten:
- Brandanschläge auf Kaufhäuser als Symbol des Konsums
- Bank-Überfälle und Erpressungen zur Finanzierung ihrer Aktivitäten
- Bombenanschläge gegen Einrichtungen der US-Armee, Bundeswehr, Polizei und des Springer-Verlags
- Entführungen und Attentate auf Politiker, Wirtschaftsbosse sowie Militär- und Polizeiangehörige
Example: Ein besonders bekanntes Beispiel für die Methoden der RAF war die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer im Jahr 1977.
Der Terrorismus der RAF in der BRD erreichte seinen Höhepunkt im sogenannten "Deutschen Herbst" 1977. Die Ereignisse dieser Zeit verdeutlichen die Eskalation der Gewalt und die Reaktion des Staates:
- Die RAF entführte Hanns Martin Schleyer, um die Freilassung inhaftierter RAF-Mitglieder zu erpressen.
- Bundeskanzler Helmut Schmidt entschied, nicht auf die Forderungen einzugehen.
- Zur Erhöhung des Drucks auf die BRD entführten palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" nach Mogadischu.
- Die GSG9-Spezialeinheit befreite die Geiseln in einer spektakulären Aktion.
- In der "Todesnacht von Stammheim" begingen die inhaftierten RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord.
- Als Reaktion darauf wurde Schleyer von der RAF durch drei Schüsse in den Hinterkopf hingerichtet.
Quote: "SEIT 31 TAGEN GEFANGENER" - Diese Worte auf einem Foto von Hanns Martin Schleyer symbolisieren die Brutalität und Dauer seiner Entführung.
Diese Ereignisse markierten einen Wendepunkt. Die Regierung hatte sich nicht erpressen lassen, aber den Tod einiger Menschen in Kauf genommen. In der Folge ging der RAF-Terror zurück, da deutlich wurde, dass der Staat nicht nachgeben würde.
Vocabulary: GSG9 - Grenzschutzgruppe 9, eine Spezialeinheit der deutschen Bundespolizei, die 1972 als Reaktion auf den Terroranschlag bei den Olympischen Spielen in München gegründet wurde.
Die Geschichte der RAF bleibt ein wichtiger, wenn auch düsterer Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte. Sie zeigt die Gefahren politischer Radikalisierung und die Herausforderungen, denen sich ein demokratischer Staat im Angesicht des Terrorismus stellen muss.