Die Projektionstheorie und Marx' Religionskritik
Die philosophische Kritik an Religion geht über das Theodizee-Problem hinaus. Ludwig Feuerbach entwickelte die einflussreiche Projektionstheorie, nach der wir Menschen unsere eigenen positiven Eigenschaften als unbegrenzte Ideale auf Gott projizieren. Nach Feuerbach schaffen wir uns die Götter selbst!
Laut Feuerbach ist Gott eigentlich nur ein Spiegelbild der menschlichen Natur – allerdings nur unserer positiven und gewünschten Eigenschaften. Religion hindert uns so daran, unser wahres Selbst zu erkennen und unsere eigenen Wünsche umzusetzen, statt sie nur auf Gott zu projizieren.
Karl Marx baute auf Feuerbachs Theorie auf, kritisierte jedoch dessen individualistische Sichtweise. Für Marx ist Religion vor allem ein gesellschaftliches Phänomen – das berühmte "Opium des Volkes". Er sah einen direkten Zusammenhang zwischen dem Staat mit seinen Klassenunterschieden und der Religion.
🔍 Marx war selbst jüdischer Abstammung, vertrat aber einen atheistischen Standpunkt. Seine Religionskritik zielte nicht primär auf den Glauben selbst, sondern auf die gesellschaftlichen Strukturen, die Religion hervorbringen.
Nach Marx ist Religion ein Symptom für das, was in der Welt falsch läuft. Sie tröstet die Unterdrückten und lenkt von den wahren Problemen ab, anstatt zur Lösung beizutragen.