Die Theodizee-Frage und verschiedene Antworten darauf
Diese Seite bietet eine Übersicht über verschiedene Ansätze zur Theodizee-Frage aus religiöser und philosophischer Perspektive. Es werden fünf Personen und ihre jeweiligen Standpunkte zum Verhältnis zwischen Gott, Mensch und dem Leid in der Welt vorgestellt.
Hiob vertritt ein traditionelles Gottesbild, in dem Gott als allmächtiger Schöpfer, Richter und zugleich Verursacher des Leids gesehen wird. Nach dieser Auffassung muss sich Gott für das Leid nicht rechtfertigen, da er die Welt erschaffen hat und über allem steht. Der Mensch soll das Leid von Gott annehmen.
Highlight: Hiobs Ansatz betont die absolute Souveränität Gottes und die Notwendigkeit für den Menschen, Leid als Teil des göttlichen Plans zu akzeptieren.
Leibniz entwickelt einen optimistischeren Ansatz. Er sieht Gott als allmächtig, gütig und vernünftig an, der "die beste aller möglichen Welten" erschaffen hat. Der Mensch wird als unvollkommen und beschränkt betrachtet, was als Grund für das Übel in der Welt angesehen wird.
Example: Leibniz argumentiert, dass ohne die Erfahrung von Krankheit wir keine Vorstellung von Gesundheit hätten - das Negative ist notwendig, um das Positive zu erkennen.
Voltaire nimmt eine skeptische Haltung ein und zweifelt an der Existenz Gottes, da diese nicht mit praktischen Erfahrungen übereinstimmt. Er sieht den Mitmenschen als Maß aller Dinge und strebt eine menschenfreundliche Ordnung an. Voltaire beantwortet die Theodizee-Frage nicht direkt, da er keine praktischen Beweise vorweisen kann.
Highlight: Voltaires Ansatz kritisiert Leibniz' Vermutungen und versucht, die Theodizee-Frage anhand praktischer Lebenserfahrungen zu untersuchen.
Dorothee Sölle präsentiert eine modernere theologische Perspektive. Sie sieht Gott als eine Kraft, die das Leid zwar nicht verhindern, aber den Menschen in schwierigen Situationen trösten und Kraft geben kann. Gott wird metaphorisch als "Mutter" beschrieben, die in Zeiten der Not Trost spendet.
Vocabulary: Theodizee - Der Versuch, die Existenz von Leid und Übel in der Welt mit dem Glauben an einen allmächtigen und gütigen Gott in Einklang zu bringen.
Harold Kushner bietet einen weiteren zeitgenössischen Ansatz. Er betrachtet Gott als Schöpfer, der jedoch nicht allmächtig ist und an Naturgesetze gebunden bleibt. Gott leidet demnach mit den Menschen mit, kann aber das Leid nicht verhindern. Stattdessen spendet Gott Kraft und Ausdauer und hilft den Menschen, neue Ziele zu finden.
Definition: Theodizee-Problem - Die Frage, wie das Leid in der Welt mit der Vorstellung eines allmächtigen und gütigen Gottes vereinbar ist.
Diese Übersicht zeigt die Vielfalt der Theodizee-Lösungsansätze und verdeutlicht, wie sich das Verständnis von Gott, Mensch und Leid im Laufe der Zeit und in verschiedenen Denkrichtungen entwickelt hat.