Verhältnis von Naturwissenschaft und Religion im Wandel der Zeit
Das Verhältnis zwischen Naturwissenschaft und Religion hat sich über die Jahrhunderte stark verändert. In der Neuzeit herrschte zunächst Feindschaft, da der Darwinismus den biblischen Schöpfungsbericht und damit Teile der christlichen Lehre in Frage stellte. Dies führte zu Konflikten zwischen Evolutionstheorie und Kreationismus.
In der Moderne kam es zu einer strikten Trennung der Bereiche. Naturwissenschaft wurde für die Erkenntnisgewinnung zuständig, Religion für ethisches Handeln. Man ging davon aus, dass sich beide nicht in die Quere kommen.
Heute strebt man einen Dialog zwischen Glaube und Naturwissenschaft an. Beide Perspektiven sollen Raum haben, ohne verabsolutiert zu werden. Die Naturwissenschaft kann nur begrenzt Wissen vermitteln, während Religion Vertrauen und Orientierung gibt. Der Mensch wird als Teil beider Sphären gesehen.
Highlight: Der Mensch wird heute als Teil sowohl der Naturwissenschaft als auch der Religion betrachtet. Durch sein Vorrecht soll er mit der Wissenschaft arbeiten und dies als Dienst am Glauben verstehen.
Ein zentrales Konzept ist das Verständnis von Wirklichkeit und Wahrheit:
- Wirklichkeit ist die subjektive Wahrnehmung der Realität durch das Gehirn. Sie ist individuell und Teil der Realität, in der das "Ich" lebt.
- Realität ist objektiv und bewusstseinsunabhängig, kann aber nie ganz erfasst werden.
Definition: Konstruktivismus besagt, dass die Wirklichkeit nur so ist, wie sie uns erscheint. Eine objektive Wirklichkeit ist demnach nicht möglich.
Weltbilder spielen eine wichtige Rolle für die persönliche Orientierung im Leben. Sie sind abhängig von individuellen Faktoren und einem lebenslangen Lernprozess. Der Glaube vermittelt dabei Werte und Normen.
Example: Im Mittelalter sah man die Welt als räumlich endlich und dreigeteilt, mit Gott als allmächtigem Herrscher. Im 16./17. Jahrhundert rückte die Sonne ins Zentrum, und im 18./19. Jahrhundert wurde die Welt als ewiges Uhrwerk ohne besonderen Platz für den Menschen oder Gott betrachtet.
Die Entwicklung des wissenschaftlichen Weltbildes führte zu drei großen "Kränkungen" des Menschen:
- Kosmologisch: Die Erde ist nicht mehr im Zentrum des Universums.
- Biologisch: Der Mensch unterliegt der Evolution.
- Psychologisch: Der Mensch wird durch sein Unterbewusstsein gesteuert.
Diese Erkenntnisse haben das Verhältnis zwischen Religion und Wissenschaft grundlegend verändert und zeigen die Notwendigkeit eines fortlaufenden Dialogs zwischen beiden Bereichen.