Robert Spaemanns Argumentation für universelle ethische Werte
Robert Spaemann, ein prominenter Vertreter des ethischen Universalismus, setzt sich in diesem Text kritisch mit der Frage auseinander, ob Moral und Ethik relative oder absolute Konzepte sind. Er untersucht zwei gegensätzliche Thesen und zeigt deren Schwächen auf, um letztendlich für die Existenz universeller moralischer Prinzipien zu argumentieren.
Definition: Ethischer Universalismus ist die Auffassung, dass es allgemeingültige moralische Prinzipien gibt, die unabhängig von Kultur oder individuellen Präferenzen gelten.
Spaemann beginnt seine Analyse mit der Betrachtung zweier extremer Standpunkte:
- "Jeder Mensch sollte der in seiner Gesellschaft herrschenden Moral folgen."
- "Jeder sollte seinem Belieben folgen und tun, wozu er Lust hat."
Er argumentiert, dass beide Thesen einer vernünftigen Prüfung nicht standhalten können.
Highlight: Spaemann zeigt auf, dass in einer pluralistischen Gesellschaft oft keine einheitliche "herrschende Moral" existiert, was die erste These problematisch macht.
Beispiel: In der Frage der Abtreibung gibt es in der Gesellschaft stark divergierende moralische Auffassungen.
Bezüglich der zweiten These weist Spaemann auf die Zweideutigkeit und die praktischen Probleme eines reinen Individualismus hin. Er argumentiert, dass eine Gesellschaft, in der jeder nur nach seinem Belieben handelt, nicht funktionieren kann.
Zitat: "Es ist [daher] weder immer gut, den eigenen Wünschen den Vorzug zu geben, noch denen des anderen."
Spaemann kommt zu dem Schluss, dass der ethische Relativismus, der von der Beobachtung ausgeht, dass moralische Maßstäbe strittig sind, sich selbst widerspricht. Er argumentiert, dass gerade die Existenz von Streit um moralische Fragen die Idee einer gemeinsamen Wahrheit voraussetzt.
Highlight: Der Streit um "gut" und "böse" beweist laut Spaemann nicht die Relativität der Ethik, sondern im Gegenteil ihre universelle Natur.
Abschließend betont Spaemann, dass bestimmte Handlungsweisen objektiv besser sind als andere - nicht nur in Bezug auf bestimmte kulturelle Normen oder individuelle Präferenzen, sondern in einem absoluten Sinne.