Die "mauvaise foi" bei den Charakteren
Ein zentrales Thema in "Huis clos" ist das Konzept der "mauvaise foi" (Unaufrichtigkeit). Nach Sartre belügt der Mensch nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Er erschafft eine Realität, die nicht seinem wahren Leben entspricht, übernimmt keine Verantwortung und ist feige.
Estelles "mauvaise foi" zeigt sich, als sie zunächst vorgibt, nicht zu wissen, warum sie in der Hölle ist. Erst später gesteht sie, dass sie ihr Kind getötet und ihren Liebhaber in den Selbstmord getrieben hat. Ursprünglich hatte sie behauptet, sie habe einen reichen Mann geheiratet, um ihren kranken Bruder zu versorgen.
Garcin behauptet anfangs, er sei erschossen worden, weil er den Kriegsdienst verweigert habe. Später gibt er zu, dass er in der Hölle ist, weil er seine Frau gequält hat. Was ihn jedoch wirklich quält, ist nicht diese Tatsache, sondern seine Fahnenflucht - ein Thema, das er nicht direkt ansprechen kann.
⚠️ Die "mauvaise foi" ist mehr als nur Lüge - sie ist eine Form der Selbsttäuschung, bei der man die Verantwortung für die eigenen Handlungen und Entscheidungen ablehnt.