Vergleich der Konzeptionen der Wirtschaftspolitik
Diese Seite bietet einen umfassenden Überblick über die beiden Hauptkonzeptionen der Wirtschaftspolitik: die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik und die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik.
Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik wird auch als neoklassische oder neoliberale Wirtschaftspolitik bezeichnet. Ihre Vertreter, wie Milton Friedman und Ludwig Erhard, werden oft als "Marktoptimisten" bezeichnet. Sie gehen von der Grundannahme aus, dass der Markt grundsätzlich stabil ist und Krisen hauptsächlich durch staatliche Eingriffe ausgelöst werden.
Highlight: Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik setzt auf die Verbesserung der Produktionsbedingungen und legt den Fokus auf die Angebotssteuerung.
Im Gegensatz dazu steht die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, auch bekannt als Fiskalismus oder Keynesianismus. Vertreter wie John Maynard Keynes und Karl Schiller werden oft als "Marktpessimisten" bezeichnet. Sie gehen davon aus, dass der Markt von Natur aus instabil ist und Krisen durch mangelnde Nachfrage entstehen.
Definition: Die "Nachfragelücke" in der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik bezeichnet das Problem unzureichender Nachfrage, das zu wirtschaftlichen Krisen führen kann.
Beide Konzeptionen unterscheiden sich in ihren Prioritäten und Handlungsfeldern. Während die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik die Preisniveaustabilität in den Vordergrund stellt und auf Geldpolitik durch die Zentralbank setzt, priorisiert die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik einen hohen Beschäftigungsgrad und nutzt fiskalpolitische Maßnahmen.
Beispiel: Typische Maßnahmen der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik sind Zinssenkungen, Steuersenkungen, Privatisierungen und die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes.
Die Rolle des Staates wird in beiden Konzeptionen unterschiedlich gesehen. In der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik soll der Staat lediglich Rahmenbedingungen für eine sich selbst entwickelnde Wirtschaft schaffen. Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik sieht hingegen eine aktivere Rolle des Staates vor, der direkt ins Wirtschaftsgeschehen eingreift.
Vocabulary: Fiskalpolitik bezieht sich auf die Steuerung der Wirtschaft durch staatliche Ausgaben und Einnahmen. Der Begriff leitet sich vom lateinischen "fiscus" ab, was Staatshaushalt bedeutet.
Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt in der Einstellung zu Staatsschulden. Während die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik Staatsschulden generell vermeiden möchte, sieht die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik sie in Krisenzeiten als vertretbar und sogar erforderlich an. Letztere verfolgt das Konzept des "deficit spending", bei dem in Krisenzeiten Schulden aufgenommen werden, die in Hochphasen wieder ausgeglichen werden sollen.
Highlight: Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik nach Keynes setzt auf kurzfristige, am Konjunkturverlauf orientierte Maßnahmen, während die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik langfristig auf dauerhafte stabile Bedingungen abzielt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass beide Konzeptionen der Wirtschaftspolitik unterschiedliche Ansätze zur Steuerung und Stabilisierung der Wirtschaft verfolgen. Die Wahl zwischen angebotsorientierten und nachfrageorientierten wirtschaftspolitischen Maßnahmen hängt oft von der aktuellen wirtschaftlichen Situation und den politischen Präferenzen ab.