Favelas und Slumtourismus in Rio de Janeiro
Die dritte Seite der Klausur befasst sich mit den Favelas in Rio de Janeiro, insbesondere mit der Favela Rocinha, und dem Phänomen des Slumtourismus.
Definition: Favelas sind Bereiche aus selbst gebauten Häusern, die sich meist illegal auf Landeigentum befinden und die Stadtränder der Megacities umgeben.
Die Favelas werden als ungeplante Armenviertel beschrieben, die oft ohne grundlegende Infrastruktur wie nummerierte Straßen, Sanitäranlagen oder Kanalisation auskommen müssen. In den letzten Jahrzehnten sind sie zunehmend zu Orten der Drogenkriminalität und von Bandenkriegen geworden.
Highlight: Allein im Stadtgebiet von Rio de Janeiro gibt es ungefähr 1.000 Favelas.
Die Behörden haben verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Probleme in den Favelas zu bekämpfen, darunter die sogenannte "Befriedung" oder "Pazifizierung" ganzer Viertel. Diese Bemühungen wurden insbesondere im Vorfeld der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Sommerspiele 2016 verstärkt.
Die Favela Rocinha wird als größte Favela Rio de Janeiros mit ca. 250.000 Einwohnern vorgestellt. Ihre einzigartige Lage zwischen wohlhabenden Stadtvierteln und in der touristisch geprägten Südzone Rios macht sie zur bekanntesten Favela Brasiliens.
Das Phänomen des Slumtourismus wird am Beispiel geführter Touren durch die Rocinha Favela erläutert. Für etwa 25 Euro können Touristen in zwei Stunden durch ehemals von Drogenbanden kontrollierte Gebiete geführt werden.
Example: Eine typische Slum-Tour führt durch verwinkelte Gassen mit Müll und behelfsmäßig zusammengebaute Behausungen.
Sozialforscher sehen die Ursachen für diesen Trend in einer Art Nervenkitzel und dem Wunsch nach authentischen Kulturerfahrungen. Sie vergleichen es mit "sozialem Bungee-Jumping", bei dem Touristen die Tiefe des sozialen Abgrunds ausloten wollen, ohne selbst zu fallen.
Quote: "Slum-Touren versprechen oft das Erlebnis von Echtheit und authentischer Kulturerfahrung."
Die Darstellung wirft die Frage auf: "Ist Slum-Tourismus ethisch vertretbar?" Diese kontroverse Praxis bietet einerseits Einblicke in die Realität der Favelas, kann aber auch als Ausbeutung der Armut kritisiert werden.