Stadtentwicklung in DDR und BRD von 1950 bis 1990
Die Stadtentwicklung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zeigt deutliche Unterschiede zwischen der DDR und der BRD. Während sich die Städte in der BRD auf marktwirtschaftlicher Basis entwickelten, folgte die DDR dem Konzept des sozialistischen Städtebaus.
In den 1950er Jahren begann in der BRD die Expansion von Dienstleistungsfunktionen in den Innenstädten, begleitet vom Neubau ganzer Stadtviertel. Die Orientierung lag auf der Rekonstruktion alter Bausubstanz. In der DDR hingegen konzentrierten sich die begrenzten Ressourcen hauptsächlich auf Berlin. Es kam zu Teilenteignungen und dem Bau von Repräsentationsbauten, während alte Bausubstanz zunehmend verfiel.
Highlight: Die 1960er Jahre waren in der BRD geprägt von Trabantenstädten mit viel Grün, Funktionsentmischung und einer autogerechten Stadtplanung. In der DDR begann in dieser Zeit der Plattenbau.
Die 1970er Jahre brachten in der BRD die erste Suburbanisierung und die Modernisierung von Altbauten sowie eine Aufwertung der Innenstädte. In der DDR setzte sich der Verfall alter Bausubstanz fort, während der Plattenbau vorrangig am Stadtrand, weniger in der Innenstadt, vorangetrieben wurde.
Vocabulary: Suburbanisierung bezeichnet die Abwanderung städtischer Bevölkerung und Funktionen aus der Kernstadt oder dem inneren Stadtgebiet in das Umland.
In den 1980er Jahren verstärkte sich in der BRD die Suburbanisierung, begleitet von der Entstehung von Einkaufszentren im Umland. Die DDR begann in dieser Zeit mit der Rekonstruktion historischer Bausubstanz und setzte den Plattenbau fort.
Die 1990er Jahre waren in der wiedervereinigten Deutschland von einer Mischung der Grunddaseinsfunktionen geprägt, mit dem Ziel, lebenswerte und kompakte Städte zu schaffen. In den neuen Bundesländern begann der Stadtumbau Ost, während das Siedlungswachstum auf Schwerpunkte im Umland gebündelt wurde.
Example: Ein Beispiel für den Stadtumbau Ost ist die Sanierung und Umgestaltung von Plattenbausiedlungen in Städten wie Leipzig oder Dresden.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Stadtentwicklung in Deutschland in der Nachkriegszeit stark von den unterschiedlichen politischen und wirtschaftlichen Systemen in Ost und West beeinflusst wurde. Während die BRD eine marktwirtschaftlich orientierte Entwicklung mit Fokus auf Suburbanisierung und später auf Reurbanisierung durchlief, war die DDR von staatlich gelenktem Städtebau und Plattenbausiedlungen geprägt. Nach der Wiedervereinigung standen die Städte vor der Herausforderung, diese unterschiedlichen Entwicklungen zu integrieren und neue, zukunftsfähige Konzepte für die Stadtentwicklung zu erarbeiten.
Definition: Sozialistischer Städtebau bezeichnet die Stadtplanung und -entwicklung in sozialistischen Staaten, die sich durch zentrale Planung, Standardisierung und die Betonung kollektiver Wohnformen auszeichnete.