Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert und Gegenwart
Die Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert und in der Gegenwart ist geprägt von verschiedenen Leitbildern der Stadtentwicklung, die als Reaktion auf gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen entstanden sind.
In der Nachkriegszeit (1945-1950er Jahre) dominierte das Leitbild der gegliederten und aufgelockerten Stadt, beeinflusst durch die Charta von Athen. Dies führte zu erheblichen Umgestaltungen der historischen Stadtkerne, um sie für den modernen Stadtverkehr gerecht zu machen.
Die 1960er Jahre standen im Zeichen der autogerechten Stadt. Die Stadtplanung konzentrierte sich auf die Verkehrsplanung, mit dem Ziel eines ungehinderten Verkehrsflusses für Autos. Gleichzeitig entstand das Leitbild der "Urbanität durch Dichte" mit Großwohnsiedlungen am Stadtrand und verdichteten Bauformen in der Innenstadt.
In den 1970er und 1980er Jahren erfolgte ein Umdenken hin zum behutsamen Stadtumbau. Dies war eine Reaktion auf die Zersiedelung, Suburbanisierung und die Zunahme des Individualverkehrs. Der Fokus lag nun auf der Restaurierung historischer Bausubstanzen und der Verbesserung der Lebensqualität in den Städten. In den 1980er Jahren gewann zudem die ökologische Stadterneuerung an Bedeutung.
Definition: Nachhaltige Stadtentwicklung ist ein Konzept, das seit den 1990er Jahren bis in die Gegenwart die Stadtplanung prägt. Es zielt darauf ab, Städte ökologisch, ökonomisch und sozial ausgewogen zu gestalten.
Die nachhaltige Stadtentwicklung zeichnet sich durch mehrere Aspekte aus:
- Dichte im Städtebau, um das Ausufern der Siedlungen in die Fläche zu verhindern.
- Nutzungsmischung, die eine Verflechtung von Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Freizeit anstrebt.
- Dezentrale Konzentration, die auf eine größere Tragfähigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs abzielt.
Diese Entwicklung berücksichtigt den Gedanken der Nachhaltigkeit, fördert den Funktionswandel durch Nutzungsmischung, strebt eine Partizipation der Bürger an und versucht, Segregation zu vermeiden.
Beispiel: Ein Beispiel für städtebauliche Leitbilder in der nachhaltigen Stadtentwicklung ist das Konzept der "kompakten Stadt", das eine Reduzierung des Individualverkehrs durch kurze Wege und eine Mischung verschiedener Nutzungen in einem Stadtviertel anstrebt.