Tourismusformen und Entwicklungsmodelle
Massentourismus vs. Sanfter Tourismus
Merkmale des Massentourismus:
- Nutzung schneller Verkehrsmittel mit hohen CO2-Emissionen
- Touristen als passive Konsumenten von Pauschalangeboten
- Kaum eigene Vorbereitung notwendig (Buchung über Reisebüros)
- Ressourcenintensive Bauweise ohne Integration in die Landschaft
- Minimaler authentischer Kontakt mit Einheimischen
- Geringe lokale Einkommen bei hohen Gewinnen für externe Betreiber
Merkmale des Sanften Tourismus:
- Bevorzugung umweltfreundlicher Verkehrsmittel (ÖPNV, Fahrrad, zu Fuß)
- Aktive Gestaltung des Urlaubs durch Eigeninitiative
- Intensive persönliche Vorbereitung (Recherche, Sprachkenntnisse)
- Unterkunft in lokalen Pensionen und Privatzimmern
- Verwendung ortsüblicher Materialien und Ressourcenschonung
- Kontakt mit Einheimischen auf Augenhöhe
- Direkte Unterstützung der lokalen Wirtschaft
Wichtiges Konzept: Sanfter Tourismus (auch nachhaltiger Tourismus genannt) strebt eine ökologisch verträgliche, sozial gerechte und wirtschaftlich sinnvolle Tourismusform an. Im Gegensatz zum Massentourismus werden lokale Strukturen gestärkt, Umweltbelastungen minimiert und authentische kulturelle Begegnungen gefördert.
Das Butler-Modell der touristischen Entwicklung
Das Butler-Modell beschreibt den typischen Lebenszyklus einer touristischen Destination in mehreren Phasen:
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Erkundungsphase:
- Region ist international weitgehend unbekannt
- Nur wenige Individualtouristen
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Erschließungsphase:
- Beginn des Infrastrukturausbaus
- Vermarktung lokaler Attraktionen
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Entwicklungsphase:
- Gut ausgebaute Infrastruktur
- Beginn des Massentourismus
- Entstehung künstlicher Attraktionen
- Region verliert Kontrolle über Besucherströme
- Überlastung während Saisonspitzen
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Konsolidierungsphase:
- Verlangsamtes Wachstum der Touristenzahlen
- Unrealistisches Preis-Leistungs-Verhältnis
- Ressourcenausbeutung beginnt
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Stagnationsphase:
- Besucherzahlen stagnieren
- Qualitätsniveau sinkt
- Vorwiegend Stamm- oder Tagesgäste
- Abbau von Arbeitsplätzen
- Umwandlung von Hotels in Apartments
Nach der Stagnation gibt es fünf mögliche Szenarien:
- Erneuerung (durch Investitionen und nachhaltige Strategien)
- Gebremstes Wachstum
- Stabilisierung
- Niedergang
- Verfall (wenn notwendige Investitionen ausbleiben)
Das Modell lässt sich mit dem Zitat zusammenfassen: „Der Tourismus zerstört, was er sucht, indem er es findet."
Modellbeispiel: Das Butler-Modell Tourismus kann am Beispiel der spanischen Costa del Sol veranschaulicht werden. In den 1950er Jahren begann die Erkundungsphase mit wenigen Besuchern, gefolgt von rascher Erschließung in den 1960er Jahren. Die intensive Entwicklungsphase in den 1970er-80er Jahren führte zu massiver Bebauung. In den 1990ern trat die Region in die Konsolidierungs- und später Stagnationsphase ein, mit sinkender Attraktivität. Heute bemüht sich die Region um Erneuerung durch Qualitätstourismus und nachhaltigere Konzepte.