Der wirtschaftliche Strukturwandel im Ruhrgebiet stellt einen der bedeutendsten Transformationsprozesse in der deutschen Wirtschaftsgeschichte dar.
Das Ruhrgebiet entwickelte sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Industriestandorte Europas, geprägt durch Kohlebergbau und Stahlindustrie. Die Auswirkungen der Deindustrialisierung im Ruhrgebiet zeigten sich besonders deutlich ab den 1960er Jahren. Der Niedergang der traditionellen Schwerindustrie führte zu massiven Arbeitsplatzverlusten und strukturellen Problemen. Viele Zechen und Stahlwerke mussten schließen, was zu hoher Arbeitslosigkeit und sozialen Herausforderungen führte. Die Region musste sich neu erfinden und setzte verstärkt auf Dienstleistungen, Technologie und Bildung.
Diese Entwicklung lässt sich gut anhand des Vier-Phasen-Modells nach Jean Fourastiè in Deutschland erklären. In der ersten Phase dominierte die Landwirtschaft, gefolgt von der Industrialisierung als zweiter Phase. Die dritte Phase kennzeichnete den Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft, was im Ruhrgebiet besonders deutlich zu beobachten war. Heute befindet sich die Region in der vierten Phase, geprägt durch Digitalisierung und wissensbasierte Wirtschaft. Universitäten, Technologiezentren und innovative Unternehmen haben sich angesiedelt. Alte Industrieanlagen wurden zu Kulturstätten umgewandelt, wie das UNESCO-Weltkulturerbe Zeche Zollverein in Essen zeigt. Trotz dieser positiven Entwicklungen kämpft das Ruhrgebiet weiterhin mit Herausforderungen wie überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit und demografischem Wandel. Der Strukturwandel ist ein fortlaufender Prozess, der die Region auch in Zukunft prägen wird.