Die Weimarer Verfassung und der Weg zur NS-Diktatur
Die Weimarer Republik war durch ihre fortschrittliche Verfassung gekennzeichnet, die erstmals in der deutschen Geschichte demokratische Grundrechte garantierte. Das politische System basierte auf mehreren Säulen: Der Reichspräsident, vom Volk direkt für 7 Jahre gewählt, hatte weitreichende Befugnisse. Er konnte den Reichskanzler ernennen und entlassen sowie durch den berüchtigten Artikel 48 Notverordnungen erlassen.
Definition: Der Artikel 48 der Weimarer Verfassung ermöglichte dem Reichspräsidenten, ohne parlamentarische Kontrolle per Notverordnung zu regieren - ein folgenschweres Instrument, das später zur Errichtung der NS-Diktatur beitrug.
Die demokratischen Grundprinzipien spiegelten sich im Wahlrecht wider: Alle Bürger über 20 Jahre, erstmals auch Frauen, durften in allgemeiner, gleicher, geheimer und direkter Wahl den Reichstag wählen. Das Parlament konnte durch ein Misstrauensvotum die Regierung zum Rücktritt zwingen. Der Reichsrat vertrat die Interessen der Länder, wobei die Stimmenzahl nach Größe der Länder gestaffelt war.
Die verfassungsrechtlichen Schwächen zeigten sich besonders in Krisenzeiten. Der Reichspräsident konnte das Parlament auflösen und Neuwahlen ansetzen, wenn dieses sich gegen Notverordnungen stellte. Diese Machtkonzentration beim Reichspräsidenten erwies sich als verhängnisvoll, als die politische Radikalisierung in der späten Weimarer Republik zunahm.