Das lange 19. Jahrhundert in Deutschland
Das lange 19. Jahrhundert, das von 1789 bis 1914/18 dauerte, war für Deutschland eine Epoche tiefgreifender Veränderungen und prägender Ereignisse. Diese Zeit war gekennzeichnet durch den Übergang von vielen Einzelstaaten zu einem geeinten Nationalstaat und von der absoluten zur konstitutionellen Monarchie.
Definition: Das lange 19. Jahrhundert bezeichnet die historische Periode von der Französischen Revolution 1789 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914/18.
Die französische Besetzung unter Napoleon zu Beginn des Jahrhunderts weckte in Deutschland ein starkes Nationalgefühl. Dies führte zu einem wachsenden Nationalismus, der sich mit liberalen Ideen verband. Der Liberalismus strebte nach politischer Freiheit, einer Verfassung und Wahlen, um die Macht des Staates und der Kirche einzuschränken.
Highlight: Die Ideologien des Nationalismus und Liberalismus waren treibende Kräfte für die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen im Deutschland des 19. Jahrhunderts.
Ein Meilenstein war die Gründung des deutschen Nationalstaates im Jahr 1871, die das Ergebnis jahrzehntelanger Bestrebungen zur deutschen Einheit darstellte. Die neue Reichsverfassung von 1871 etablierte eine konstitutionelle Monarchie, die zwar noch weit von einer Demokratie entfernt war, aber einen wichtigen Schritt in Richtung Volkssouveränität bedeutete.
Vocabulary: Konstitutionelle Monarchie bezeichnet eine Staatsform, in der die Macht des Monarchen durch eine Verfassung begrenzt ist.
Wirtschaftlich setzte sich der Kapitalismus durch, was zu rasanter Industrialisierung, aber auch zu sozialen Spannungen führte. Als Reaktion darauf entstanden Sozialismus und Kommunismus als Gegenbewegungen, die für die Rechte der Arbeiterklasse eintraten.
Die gescheiterte Revolution von 1848 war ein Rückschlag für die liberalen und nationalen Kräfte, bereitete aber den Boden für spätere Reformen. In der Außenpolitik des neu gegründeten Kaiserreichs spielte der Imperialismus eine zunehmend wichtige Rolle, was Deutschland in Konkurrenz zu anderen europäischen Mächten brachte.
Example: Ein Beispiel für den deutschen Imperialismus war der Erwerb von Kolonien in Afrika und im Pazifik ab den 1880er Jahren.
Diese Entwicklungen formten das Deutschland im 19. Jahrhundert grundlegend und legten den Grundstein für seine Rolle im 21. Jahrhundert. Die Spannungen und ungelösten Konflikte dieser Epoche sollten jedoch im frühen 20. Jahrhundert in den Ersten Weltkrieg münden, der das Ende des langen 19. Jahrhunderts markierte.