Die Außenpolitik der Weimarer Republik unter Gustav Stresemann
Die Außenpolitik der Weimarer Republik in der sogenannten "Ära Stresemann" war geprägt von einer Doppelstrategie der Verständigung und Revision. Gustav Stresemann, als Außenminister von 1923 bis 1929, verfolgte eine Politik der Annäherung an die westlichen Siegermächte bei gleichzeitigem Streben nach einer Revision des Versailler Vertrags.
Außenpolitische Leitgedanken Stresemanns
Stresemanns außenpolitische Ziele wurden im sogenannten "Kronprinzenbrief" von 1925 deutlich. Er formulierte drei Hauptziele der Regierung:
- Lösung der Reparationsfrage
- Schutz für Deutsche im Ausland
- Korrektur der Ostgrenze
Um diese Ziele zu erreichen, verfolgte Stresemann folgende Strategien:
- Eintritt in den Völkerbund
- Abschluss eines Sicherheitspakts mit Frankreich
- Betonung der friedlichen Absichten Deutschlands aufgrund der Schwächung durch den Versailler Vertrag
Highlight: Stresemanns Taktik beinhaltete das "Abschütteln" der Besatzer und vorsichtige Andeutungen zu mehr Militarismus.
Wichtige außenpolitische Verträge
Der Vertrag von Locarno (1925)
Der Locarno-Vertrag war ein wichtiger Schritt in Stresemanns Verständigungspolitik. Er beinhaltete Friedensverträge zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien und Italien.
Definition: Der Locarno Vertrag war ein Sicherheitspakt, der die Westgrenzen Deutschlands garantierte und zur Entspannung zwischen Deutschland und den Westmächten beitrug.
Der Berliner Vertrag (1926)
Der Berliner Vertrag stellte eine diplomatische und wirtschaftliche Annäherung an die Sowjetunion dar.
Vocabulary: Der Berliner Vertrag war ein Freundschaftsvertrag zwischen Deutschland und der Sowjetunion, der die Beziehungen zwischen beiden Ländern normalisierte.
Stresemanns historische Bewertung
Der Historiker Hagen Schulze beurteilte Stresemanns Politik 1983 folgendermaßen:
- Stresemanns Ziel war die Revision des Versailler Vertrags durch dessen vorläufige Bestätigung
- Besonders wichtig war ihm die Revision der Ostgrenze
- Er verfolgte eine weitsichtige und taktisch kluge Politik
- Stresemann war konservativ und nationalistisch eingestellt
Quote: Schulze beschrieb Stresemanns Ziel, dass Deutschland wieder "die erste Geige spielen" sollte.
Die Außenpolitik der Weimarer Republik unter Stresemann führte zu einer Stabilisierung der deutschen Position in Europa und trug zur Konsolidierung der Weimarer Demokratie bei. Durch den Eintritt in den Völkerbund und die Verständigungspolitik mit den Westmächten gelang es Deutschland, bis 1929 in eine Phase relativer Stabilität einzutreten.