Der Rat der Volksbeauftragten und der Ebert-Groener-Pakt
Nach der doppelten Ausrufung der Republik am 9. November 1918 stand Deutschland vor der Herausforderung, eine neue Regierungsform zu etablieren. In dieser Übergangsphase wurde der "Rat der Volksbeauftragten" als provisorische Regierung gebildet.
Definition: Der Rat der Volksbeauftragten war eine Übergangsregierung, die sich aus Vertretern der Mehrheitssozialdemokratischen Partei Deutschlands (MSPD) und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) zusammensetzte.
Diese Lösung war ein Kompromiss, da der Reichstag in dieser Situation nicht handlungsfähig war und Friedrich Eberts Ernennung zum Reichskanzler durch Prinz Max von Baden verfassungsrechtlich fragwürdig war.
Ein entscheidendes Ereignis für den weiteren Verlauf der Revolution war der Ebert-Groener-Pakt:
Highlight: Am 10. November 1918 schlossen Friedrich Ebert und General Wilhelm Groener eine Vereinbarung, die weitreichende Folgen für die junge Republik haben sollte.
Die Hauptpunkte des Paktes waren:
- Groener sicherte Ebert die Loyalität und Unterstützung der Reichswehr im Kampf gegen innenpolitische Gegner zu.
- Im Gegenzug versprach Ebert, die Revolution einzudämmen und ihre "Bolschewisierung" zu verhindern.
Dieser Pakt wird bis heute kontrovers diskutiert:
Example: Kritiker sehen darin einen konterrevolutionären Schritt, der die Chance auf eine echte Erneuerung Deutschlands verhinderte. Befürworter argumentieren, dass er notwendig war, um einen Zusammenbruch des Staates zu verhindern.
Die Zusammenarbeit zwischen der MSPD und der konservativen Reichswehrführung kann als "Vernunftehe" bezeichnet werden. Beide Seiten wollten einen starken Linksrutsch verhindern, auch wenn ihre politischen Vorstellungen ansonsten weit auseinander lagen.
Vocabulary: "Bolschewisierung" bezieht sich auf die Befürchtung, dass sich in Deutschland eine kommunistische Herrschaft nach sowjetischem Vorbild etablieren könnte.
Diese Entwicklungen zeigen die komplexe politische Situation in der Gründungsphase der Weimarer Republik. Die Kompromisse und Bündnisse dieser Zeit sollten die weitere Geschichte der Republik maßgeblich beeinflussen und trugen zu den Spannungen bei, die in den Krisenjahren 1919 bis 1923 deutlich zutage traten.