Balkankrise und Berliner Kongress
Die Balkankrise in den 1870er Jahren stellte Bismarcks Bündnissystem auf eine harte Probe. Auf dem Balkan strebten mehrere Völker nach Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich. Russland unterstützte diese Bewegungen, um seinen Einfluss auszuweiten und Zugang zum Mittelmeer zu erlangen.
Der blutig niedergeschlagene bulgarische Aprilaufstand 1876 führte zur Intervention Russlands. Dies löste den Russisch-Türkischen Krieg aus, der mit einem Sieg Russlands endete. Der Frieden von San Stefano 1878 sah die Schaffung eines großbulgarischen Staates unter russischem Einfluss vor.
Example: Der Frieden von San Stefano hätte zu einem Großbulgarien geführt, das vom Schwarzen Meer bis zur Ägäis reichte.
Diese Entwicklung alarmierte die anderen europäischen Großmächte, insbesondere Österreich-Ungarn und Großbritannien. Sie befürchteten eine Verschiebung des Machtgleichgewichts zugunsten Russlands.
Um einen europäischen Krieg zu verhindern, berief Bismarck 1878 den Berliner Kongress ein. Hier übernahm er die Rolle des "ehrlichen Maklers", um einen Ausgleich zwischen den Interessen der Großmächte zu finden.
Quote: Bismarck bezeichnete seine Rolle auf dem Berliner Kongress als die des "ehrlichen Maklers".
Die Ergebnisse des Berliner Kongresses waren:
- Verkleinerung Bulgariens und Teilung in drei Gebiete
- Österreich-Ungarn erhielt das Recht zur Besetzung Bosniens und der Herzegowina
- Serbien, Montenegro und Rumänien wurden unabhängig
- Russland bekam Bessarabien zurück
Diese Lösung befriedigte zwar keine Seite vollständig, verhinderte aber einen größeren Konflikt. Allerdings führte sie zu einer Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen, da sich Russland von Bismarck im Stich gelassen fühlte.
Highlight: Der Berliner Kongress war ein diplomatischer Höhepunkt in Bismarcks Außenpolitik, zeigte aber auch die Grenzen seiner Bündnispolitik auf.