Der Untergang des Römischen Reiches - Komplexe Ursachen statt einfacher Erklärungen
Der Historiker Walter Pohl argumentiert gegen vereinfachende Erklärungen für den Untergang des Römischen Reiches. Er betont, dass moderne Forschung den Prozess als komplexe "Umwandlung der römischen Welt" versteht, in der auch die Barbaren eine wichtige Rolle spielten.
Highlight: Die Forschung ist von monokausalen Erklärungen abgekommen und sieht die "Umwandlung der römischen Welt" als komplexen Prozess.
Pohl analysiert die militärische Stärke des Reiches und vergleicht sie mit der der barbarischen Armeen:
- Die römische Armee war theoretisch sehr groß etwa250.000Mann, erreichte aber selten ihre volle Stärke.
- Barbarische Armeen waren deutlich kleiner maximal30.000Ka¨mpfer.
- Römische Truppen waren besser ausgebildet und ausgerüstet.
Vocabulary: Comitatenses - mobile Feldarmee des spätrömischen Reiches
Vocabulary: Limitanei - Grenztruppen des spätrömischen Reiches
Trotz dieser militärischen Überlegenheit übernahmen im Laufe des 5. Jahrhunderts Barbarenkönige die Macht im Westen. Pohl erklärt dieses Paradoxon:
- Große Schlachten zwischen Römern und Barbaren waren selten entscheidend.
- Interne Machtkämpfe, Usurpationen und Hofintrigen schwächten das Reich.
- Barbarische Truppen wurden in diese internen Konflikte einbezogen.
- Römische Machthaber machten Barbaren immer größere Zugeständnisse für ihre Unterstützung.
Example: Rivalisierende Allianzen von Römern und Barbaren kämpften um die Kontrolle des Imperiums.
Diese Entwicklung führte dazu, dass die militärische Macht zunehmend in die Hände barbarischer Heermeister magistrimilitum überging, während die Kaiser zu Marionetten wurden.
Definition: Magistri militum - oberste militärische Befehlshaber im spätrömischen Reich