Situation nach dem Zusammenbruch Deutschlands 1945
Die Lage in Deutschland nach der Kapitulation 1945 war äußerst prekär. Für viele Deutsche stellte sich die Frage, ob das Kriegsende eine Niederlage oder eine Befreiung darstellte. Während die nationalsozialistische Führung und die Wehrmacht eine totale Niederlage erlitten hatten, bedeutete das Kriegsende für Gefangene in Konzentrationslagern und Oppositionelle tatsächlich eine Befreiung.
Für den Großteil der Bevölkerung überwog die Erleichterung darüber, dass das Töten und die Verluste durch den Bombenkrieg ein Ende hatten. Viele deutsche Soldaten waren froh, von der "Pflicht" zum Töten befreit zu sein, zu der sie durch ihren Eid auf Hitler gezwungen worden waren.
Highlight: Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht das primäre Ziel der Sowjetunion war, Deutschland von irgendetwas zu befreien, sondern das Deutsche Reich zu besiegen.
Die Not der Bevölkerung war immens. Etwa 25% des Wohnraums waren zerstört, in den großen Städten sogar noch mehr. Infrastruktur wie Gleisanlagen, Brücken und Produktionsanlagen lagen in Trümmern. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Heizmaterial war zusammengebrochen.
Beispiel: Der strenge Winter 1946/47 ging als "Hungerwinter" in die Geschichte ein. Viele Stadtbewohner fuhren zum "Hamstern" aufs Land, wo die Versorgungslage etwas besser war.
Die Siegermächte versuchten durch Lebensmittellieferungen, einer weiteren Verschlechterung der Ernährungslage entgegenzuwirken. Auch private Hilfe, vor allem aus den USA in Form von CARE-Paketen, trug zur Linderung der Not bei.
Vocabulary: CARE-Paket - Ein Hilfspaket der amerikanischen Organisation CARE, das Lebensmittel und andere lebensnotwendige Güter enthielt.
Die wirtschaftliche Situation war katastrophal. Die deutsche Reichsmark war aufgrund der enormen Rüstungsausgaben fast wertlos geworden. Als Ersatzwährung dienten oft Zigaretten, die gegen lebensnotwendige Dinge getauscht wurden. Der Schwarzmarkt blühte.
Viele Familien litten unter dem Verlust von Männern und Söhnen, die im Krieg gefallen oder in Gefangenschaft geraten waren. Frauen übernahmen oft die Hauptlast bei der Versorgung der Familie und halfen bei der Beseitigung der Trümmer.
Definition: Trümmerfrauen - Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich an der Beseitigung der Trümmer in den zerstörten Städten beteiligt waren.