Die Außenpolitik des Deutschen Reiches wurde maßgeblich durch zwei konträre Ansätze geprägt: Bismarcks Außenpolitik nach 1871 und die Außenpolitik Wilhelm 2.
Otto von Bismarck verfolgte nach der Reichsgründung 1871 eine defensive Bündnispolitik, die Deutschland als "saturierte" Macht positionierte. Das zentrale Element war das Bismarcks Bündnissystem, ein komplexes Netzwerk aus Verträgen. Der Zweibund 1879 mit Österreich-Ungarn bildete das Fundament, gefolgt vom Dreibund 1882 durch den Beitritt Italiens. Der Rückversicherungsvertrag mit Russland 1887 war ein diplomatisches Meisterwerk, das Deutschlands Position in Europa zusätzlich absicherte. Diese Politik zielte darauf ab, Frankreich zu isolieren und gleichzeitig einen Mehrfrontenkrieg zu vermeiden.
Nach Bismarcks Entlassung 1890 änderte sich unter Wilhelm II die außenpolitische Ausrichtung dramatisch. Die Nicht-Verlängerung des Rückversicherungsvertrags führte zur französisch-russischen Annäherung. Die aggressive "Weltpolitik" Wilhelm II. und der damit verbundene Flottenbau verschärften die Spannungen mit Großbritannien. Dies führte zur Bildung der Triple Entente, einem Bündnis zwischen Großbritannien, Frankreich und Russland, das Deutschland zunehmend isolierte. Der fundamentale Unterschied im Außenpolitik Bismarck Wilhelm 2 Vergleich zeigt sich besonders in der Risikobereitschaft: Während Bismarck auf Ausgleich und Stabilität setzte, führte Wilhelms konfrontative Politik letztlich zum Bündnissystem 1. Weltkrieg, das Europa in verfeindete Lager spaltete. Der Dreibund Deutschland Österreich-Ungarn Italien erwies sich dabei als weniger verlässlich als ursprünglich gedacht, was sich besonders im Kriegsverlauf zeigte, als Italien die Seiten wechselte.