Die Rolle der Demokratiebewegung und der Massenabwanderung
Offe betont, dass die Demokratiebewegung in der DDR erst sichtbar wurde, als der Zusammenbruch der Repressionsfähigkeit des Regimes bereits in vollem Gange war. Die Bürgerbewegung konnte sich relativ gefahrlos entfalten, weil der Staatsapparat bereits geschwächt war. Es war also nicht der demokratische Protest, der den Staatsapparat besiegte, sondern die Schwächung des Staatsapparates ermöglichte erst das Entstehen der Proteste.
Example: Die friedlichen Montagsdemonstrationen in Leipzig konnten erst stattfinden, als klar wurde, dass das Regime nicht mehr mit Gewalt reagieren würde.
Entscheidend für das Ende der DDR war laut Offe nicht primär der Wunsch nach Freiheit und Demokratie, sondern der Wunsch nach wirtschaftlichem Wohlstand. Die massenhafte Abwanderung der Menschen durch die seit dem 9. November 1989 nicht mehr wirksamen Sperranlagen führte zum Zusammenbruch der ökonomischen Basis des Staates.
Quote: "Nicht der demokratische Protest und viertens das Verlangen nach Freiheit und Demokratie besiegelten das Ende der DDR, sondern der Wunsch nach wirtschaftlichem Wohlstand und die massenhafte Abwanderung der Menschen."
Offe kommt zu dem Schluss, dass es weder eine Revolution noch eine Wende im klassischen Sinne war, die zum Ende der DDR führte. Stattdessen war es die plötzlich nicht mehr aufhaltbare individuelle Abwanderung, die die ökonomische Basis zerstörte und somit zum Ende des Staates der DDR führte.
Highlight: Die massenhafte Abwanderung, nicht ein kollektiver Kampf um eine neue politische Ordnung, führte letztendlich zum Ende der DDR.
Diese Analyse bietet einen interessanten Blick auf die Krise der DDR in den 80er Jahren und zeigt, wie komplex die Faktoren waren, die zum Zusammenbruch der DDR führten. Sie unterstreicht die Bedeutung internationaler Entwicklungen und wirtschaftlicher Faktoren für den politischen Wandel.