Bismarcks Außenpolitik und die Reichsgründung
Die Reichsgründung 1871 markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Otto von Bismarck, der als preußischer Außenminister von 1862 bis 1890 tätig war, verfolgte zunächst eine aggressive Politik der "Revolution von oben", um die deutsche Einigung zu erreichen.
Definition: Die "Reichsgründung von oben" bezeichnet Bismarcks Strategie, durch militärische Konflikte und diplomatische Manöver die deutsche Einigung unter preußischer Führung zu erreichen.
Vor der Reichsgründung 1871 war Deutschland ein loses Konglomerat verschiedener Staaten. Der Deutsche Zollverein von 1828 schuf erste wirtschaftliche Verflechtungen unter Ausschluss Österreichs. Durch drei entscheidende Kriege – den Deutsch-Dänischen Krieg 1864, den Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 und den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 – gelang die Einigung des Deutschen Kaiserreichs.
Nach 1871 änderte Bismarck seine außenpolitische Strategie grundlegend. Seine neue Politik basierte auf einem komplexen Bündnissystem:
- Dreikaiserabkommen 1873
- Zweibund mit Österreich-Ungarn 1879
- Dreibund mit Österreich-Ungarn und Italien 1882
- Rückversicherungsvertrag mit Russland 1887
Highlight: Bismarcks Bündnispolitik nach 1871 zielte darauf ab, Frankreich zu isolieren und den Frieden in Europa zu sichern.