Als sich der bevorstehende Krieg über Deutschland abzeichnete, überlegten die Siegermächte, welche Ziele sie als Besatzungsmächte befolgen wollen. Auf der Konferenz von Jalta (4-11. Februar 1945) beschlossen sie folgendes: Allen Kriegsverbrechen eine gerechte und schnelle Strafe zu erteilen; alle nationalsozialistischen Organisationen und Einrichtungen zu verbieten; alle militärischen und nationalsozialistischen Einflüsse aus dem kulturellen und wirtschaftlichen Leben zu entfernen.
Entnazifizierung in den Besatzungszonen
Die Entnazifizierung wird als die ab Juli 1945 umgesetzte Politik der Vier Mächte bezeichnet, die darauf abzielte, die deutsche und österreichische Gesellschaft, Kultur, Presse, Ökonomie, Justiz und Politik von allen Einflüssen des Nationalsozialismus zu befreien.
Auf der Potsdamer Konferenz versammelten sich nach der deutschen Kapitulation 1945 die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges (USA, Sowjetunion und Großbritannien), um über die politische und geografische Neuordnung Deutschlands zu entscheiden, ohne Frankreich. Die wichtigsten Teilnehmer waren Truman, Stalin und Churchill. Einigkeit bestand bei den Siegermächten darin, Deutschland vorerst politisch und militärisch zu entmachten. Diese Ziele sind allgemein bekannt als die 5 Ds: Demilitarisierung, Denazifizierung, Demontage, Dezentralisierung und Demokratisierung.
Umsetzung der Entnazifizierung
Die Entnazifizierung erfolgte durch die Zerschlagung der deutschen Kriegsindustrie, die Entwaffnung des Militärs und die Verhaftung nationalsozialistischer Kriegsverbrecher.
Die Alliierten bauten gezielt Bildung, Kultur und Medien um und entfernten NSDAP-Mitglieder aus allen Institutionen der Gesellschaft. Die Verfolgung von Verbrechen während der nationalsozialistischen Herrschaft war ebenfalls Teil der Entnazifizierung.
Einteilung der Betroffenen
Die betroffenen Personen wurden 1946 in fünf Kategorien eingeteilt: Hauptschuldige (Kriegsverbrecher), Belastete (Aktivisten, Militaristen und Nutznießer), Minderbelastete (Bewährungsgruppe), Mitläufer, und Entlastete, die vom Gesetz nicht betroffen waren.
Durchführung der Entnazifizierung in den Besatzungszonen
In der sowjetischen Besatzungszone wurde die Entnazifizierung am konsequentesten durchgeführt und am schnellsten abgeschlossen. Die Amerikaner hatten das Problem der politischen Säuberung in ihrer Zone mit größtem Elan angepackt, während die britische Besatzungszone möglichst eigenständige Entscheidungen ohne großen Einfluss der Deutschen treffen wollte.
Die Besatzungsmächte hatten jeweils unterschiedliche Ansätze bei der Entnazifizierung, was zu verschiedenen Herausforderungen und Problemen führte.
Vergleich der Entnazifizierung in Ost und West
Die Entnazifizierung im Osten, insbesondere in der sowjetischen Besatzungszone, wurde konsequenter und schneller durchgeführt als in den westlichen Besatzungszonen. Dies führte zu unterschiedlichen Entwicklungen im Umgang mit dem nationalsozialistischen Erbe nach 1945.
Insgesamt war die Entnazifizierung in Deutschland ein komplexer Prozess, der aufgrund der unterschiedlichen Ansätze der Besatzungsmächte in den verschiedenen Zonen vielfältige Herausforderungen mit sich brachte. Die erfolgreiche Durchführung der Entnazifizierung war entscheidend für den Wiederaufbau und die Neuordnung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg.