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Geschichte Zusammenfassung- Alle relevanten Abi-Themen -

13.6.2022

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Inhaltsfeld 4: Die moderne Industriegesellschaft zwischen Fortschritt und Krise
Zweite industrielle Revolution, Entstehung der modernen Mass
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Zweite industrielle Revolution, Entstehung der modernen Mass

Inhaltsfeld 4: Die moderne Industriegesellschaft zwischen Fortschritt und Krise Zweite industrielle Revolution, Entstehung der modernen Massengesellschaft, Veränderung des Lebens für die Industriearbeiterschaft in den Bereichen Arbeit und soziale Sicherheit: Die von England ausgehende industrielle Revolution, die im 19. Jahrhundert alle Länder Europas mehr oder weniger stark erfasste, war keinesfalls nur ein technologischer Wandel. Die Industrialisierung war weit mehr als eine bloße Veränderung der produktions- und Arbeitsverhältnisse. Vielmehr bewirkte sie einen gesellschaftlichen Umbruch, der sich mit der Zeit auf alle Lebensbereiche auswirkte und keine Bevölkerungsschicht ausließ. Dabei zeigte die Industrialisierung eine nie gekannte Dynamik: zum einen gab es in ihrem Gefolge immer wieder neue Erfindungen und technische Entdeckungen, zum anderen bedeutete sie für alle anderen Länder und jedes Volk eine ungeheure Herausforderung. Denn ein Staat, der nicht bereit war, die Errungenschaf der Industrialisierung zu übernehmen, wurde rückständig und geriet mit der Zeit mehr und mehr unter den Einfluss der fortschrittlichen Nationen. So musste China, das stolze ,,reich der Mitte", erleben, dass es der imperialistischen Einflussnahme der Europäer hilflos ausgeliefert war. Weder den Kanonenbooten noch der wirtschaftlichen Überlegenheit des Westens hatte das bevölkerungsreichste Land der Erde etwas entgegenzusetzen und musste so ähnlich demütigende Erfahrungen machen wie vorher schon Lateinamerika, Schwarzafrika, Indien und große Teile des islamischen Kulturkreises. Die Industrialisierung war und ist ein universeller Vorgang. Ihre Erscheinungsformen und Folgewirkungen sind daher...

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in allen Ländern und Kulturkreisen ähnlich, und auch ihre Entwicklungsstadien und strukturmerkmale weisen viele Gemeinsamkeiten auf. So verursachte die Industrialisierung überall zunächst gewaltige Veränderungen innerhalb des Wirtschaftslebens: ● Die Arbeitsabläufe wurden zunehmend von Maschinen bestimmt, während die Arbeiter nun weitgehend von den Erfordernissen der Produktion und vom Diktat der Maschinen abhängig waren. Dadurch verlor die Arbeit jeden selbstwert und bot keine Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. ● ● Neben der Entfremdung trat die Ausbeutung der Arbeitskräfte, die von den Unternehmern, die vor allem erwirtschaftende Rendite im Sinn hatten, zumeist ohne Rücksicht auf deren Bedürfnisse und ohne humanitäre Erwägungen ausgenutzt wurden. Dank der ungeheuren Profitspannen, die die Massenproduktion ermöglichte, wurden die Unterschiede zwischen arm und reich besonders eklatant (=auffällig). Die Polarisierung der Industriegesellschaft in eine Klassengruppengesellschaft von Fabrikherren und Arbeitern war die zwangsläufige Folge. Ebenso enorm wie die wirtschaftlichen Veränderungen, die die Industrialisierung hervorrief, waren ihre sozialen Folgewirkungen: ● Immenses Bevölkerungswachstum durch verbesserte Hygiene und Absinken der Sterberate bei zunächst hoher Geburtenrate, Urbanisierung (explosives anwachsen der industriellen Ballungsgebiete mit einer Verstädterung nie gekannten Ausmaßes) durch Landflucht und Nachfrage nach Arbeitskräften in den Fabriken, Entstehen einer modernen Massengesellschaft mit einer nie gekannten Vielfalt von Lebensformen und kulturellen angeboten, einhergehend mit dem Verlust der aus Religion und Moral überlieferten Traditionen, Werte und Normen, ● Niedergang der ständischen Gesellschaft und Durchsetzung des Bürgertums, das als Träger der Industrialisierung Produktion, Handel und Finanzwelt dominierte, 1 ● Entwicklung einer eigenen Kultur und eines Bewusstseins der eigenen stärke dieses ,,Vierten Standes" im Laufe des 19. Jahrhunderts, Als Folge der problematischen Lage des Industrieproletariats bestimmte die soziale Frage die innenpolitische Auseinandersetzung der gesamten Epoche, Radikale Veränderung des Landschaftsbilds ganzer Regionen, vor allem dort, wo Kohle und Eisen gefördert wurden (z. B im mittelenglischen Industriegebiet, in Belgien und im Ruhrgebiet), ● Allmähliche Verwandlung der Lebensumwelt auch außerhalb der Ballungszentren, sodass sich die technischen und sozialen Veränderungen allmählich auf dem Lande auswirkten, Entstehung der politischen Weltanschauungen des Libera und des Sozialismus, die die Freiheit des einzelnen (Liberalismus) und die Gleichberechtigung (Sozialismus) aller Menschen forderten, ● Herausbildung der modernen Parteien, Etablierung der pluralistischen Konkurrenzdemokratie mit Grund- und Menschenrechten, Gewaltenteilung und Volkssouveränität im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft, Emanzipation benachteiligter Bevölkerungsgruppen (Arbeiter und Unterschichten, dort vor allem Frauen und Kinder, Juden und Minderheiten) als Folge der Durchsetzung des liberaldemokratischen Prinzips. ● ● ● Die soziale Frage: In der Phase der Frühindustrialisierung, als vor allem die Lage der Fabrikarbeiter katastrophal war und viele Menschen sich über Not und Elend des ,,Vierten Standes" empörten, entstand die soziale Frage. Sie hing eng mit der industriellen Revolution zusammen, denn der zunehmende Einsatz von Maschinen und die fabrikmäßige Organisation der meist monotonen Arbeitsprozesse bewirkten, verstärkt durch einen fast überall unregulierten Kapitalismus, derart krasse Missstände, dass in den sich industrialisierenden Gesellschaften des 19. Jahrhunderts die Arbeiterfrage zum wichtigsten Thema der innenpolitischen Auseinandersetzung wurde. Die Situation der Fabrikarbeiter: ● Entstehung der Arbeiterschaft als neue Schicht (,,Vierter Stand"), die vor allem in der Zeit der Frühindustrialisierung von Massenarmut und existentieller Not geprägt war (=soziale Frage), ● ● Die Löhne reichten in der Regel gerade für das Existenzminimum. Oft mussten aber auch Frauen und Kinder mitarbeiten, um den Lebensunterhalt zu sichern. Die Arbeitsbedingungen waren unsäglich: in den Fabrikhallen war es oft unerträglich warm und laut, Schutzbestimmungen gab es meist überhaupt nicht. Die Arbeit selbst war in der Regel monoton und uninteressant, da der einzelne Arbeiter nur ein Rädchen im Produktionsablauf war und keine Beziehung zu den von ihm hergestellten Produkten hatte (=Entfremdung) Vorsorge im Krankheitsfalle, bei Unfällen oder für das Alter gab es ebenso wenig wie eine Absicherung bei Arbeitslosigkeit. Die Fabrikordnungen waren hart und bestraften geringste Fehlhandlungen und kleine Verspätungen unerbittlich. Ein Zusammenschluss in Gewerkschaften war den Arbeitern strikt untersagt, Streiks waren strengstens verboten. ● Die tägliche Arbeitszeit betrug 12-16 Stunden, die wöchentliche Lage oft bei knapp 100 Stunden, Urlaub gab es gar nicht. 2 ● ● Diese Missstände wurden von der sozialistischen Bewegung attackiert und harter Kritik unterworfen. In besonderer Weise traten dies Karl Marx und Friedrich Engels, die die kapitalistischen Produktionsverhältnisse und die Profitgier der Unternehmen für das allgemeine Elend verantwortlich machten. Mit dem 1848 erschienen ,,kommunistischen Manifest" hofften Marx und Engels ein Fanal (=Handlung zur Veränderung) für die Solidarisierung der Arbeiterschaft zu setzen. Die große sozialistische Revolution blieb zwar aus, doch bewirkte gerade die marxistische Kapitalismuskritik, dass die Notlage der arbeitenden Klassen und deren vermeintliche Ursachen in der Öffentlichkeit allgemeiner bewusst wurden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es dann eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Ansätze zur Lösung der sozialen Frage: ● ● Die Wohnverhältnisse der meisten Arbeiterfamilien waren erbärmlich, sie mussten häufig in engen und ungesunden Wohnungen leben: Zimmer, in denen sechs Personen wohnen und schlafen mussten, war durchaus nicht ungewöhnlich. Auch die täglichen Lebensumstände waren unvorstellbar armselig und erbärmlich. Elend und ein steter Kampf ums Überleben prägten den Alltag vieler Menschen. ● So versuchten fortschrittliche Unternehmer wie Alfred Krupp und Robert Bosch, die Arbeits- und Lebensumstände ihrer Arbeiter zu bessern, indem sie Werkswohnungen, Konsumvereine und Betriebskrankenkassen einrichteten. Allerdings duldeten diese Firmenpatriarchen weder Mitbestimmung noch Gewerkschaften. In beiden Kirchen wurden aus dem Geiste der Nächstenliebe karitative Organisationen begründet, die das Los der Arbeiter milderten. Beispielhaft für diese Bestrebungen stehen auf katholischer Seite die Namen Adolf Kolping (Gesellenvereine) und Freiherr von Ketteler (Mitbegründer der katholischen Soziallehre), bei den Protestanten Pfarrer Johann Hinrich Wichern (Eröffnung des ,,rauhen Hauses" für verwahrloste Jugendliche) und Pastor Friedrich von Bodelschwingh (Krankenfürsorge, Arbeiterkolonien). In den 1880er-Jahren begründetet beide Kirchen in Deutschland eigene Arbeitervereine und Bildungsstätten für Arbeiter. Staatliche Sozialpolitik gab es im Zeichen des aufkommenden Kapitalismus noch nicht. Vielmehr legte der Wirtschaftsliberalismus dem Staat eine Laissez-faire-Politik der Nichteinmischung nahe. Ab etwa 1880 erkannten Regierungen jedoch zunehmend die Notwendigkeit, zugunsten der Proletarier eingreifen zu müssen. Dies geschah durch Arbeiterschutzbestimmungen (Festlegung maximaler Arbeitszeiten, Verbot von Kinderarbeit, Erlaubnis von Gewerkschaften etc.) und durch konkrete Maßnahmen staatlicher Sozialpolitik, wie sie in den 1880er-jahren beispielhaft in Belgien und im Deutschen Reich durchgeführt wurden (Kranken-, Unfall- und Invaliditätsversicherungen sowie Altersvorsorge durch Rentenkassen). Schließlich entstanden im 19. Jahrhundert die Gewerkschaften und die Arbeiterparteien. Sie waren von sozialistischen Gedanken inspiriert und forderten radikale Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Veränderungen wollten die Sozialisten und Kommunisten durch eine nötigenfalls auch gewaltsame Revolution erreichen, während die Sozialdemokraten, die sich im Deutschen Reich in der sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SPD) zusammenschlossen, den Weg allmählicher Reformen bevorzugten. 3 Hochimperialismus- erster moderne Krieg der Industriegesellschaft (Merkmale, Motive, Ziele, Funktionen und Formen des Imperialismus am Beispiel Afrikas): (Imperialismus bedeutet, die eigene Herrschaft auf andere Völker auszudehnen mit dem Ziel, diese politisch, militärisch, ökonomisch und auch kulturell zu beeinflussen. -Unterwerfung, Beherrschung Ausbeutung und Ausnutzung der kolonialisierten Gebiete für wirtschaftliche Vorteile und Behauptung ihrer Macht gegen andere Großmächte) Auch wenn es das Streben nach Überlegenheit des eigenen Staatswesens über andere Völker seit jeher gab, bezeichnet man doch die Zeit von etwa 1880 bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges als das eigentliche Zeitalter des Imperialismus, das diese Epoche ganz im Zeichen des wachsenden Gegensatzes der europäischen Großmächte stand, die um Einflusssphären auf Kosten der nichtweißen Bevölkerung außerhalb Europas stritten. Mit den USA und Japan waren auch zwei nichteuropäische Staaten an diesem Verteilungskampf beteiligt. In Europa waren es vor allem die Großmächte Großbritannien, Frankreich, Russland und das Deutsche Reich, die versuchten, die eigene Herrschaft auszudehnen. Dazu kamen Staaten wie Italien, Belgien und die Niederlande, die imperialistische Zielsetzungen in Übersee verfolgten. Außerdem betrieb Österreich-Ungarn auf dem Balkan eine imperialistische Politik. Im laufe dieser Ära vollzog sich die faktische Aufteilung der gesamten Erde unter den genannten Staaten. Dabei betrachteten die USA die Karibik sowie mittel- und Südamerika als ihre Hemisphäre (=Hinterhof), in dem sie keine fremde Einmischung zuließen. Die europäischen Großmächte mussten sich deshalb auf Afrika und Asien konzentrieren, wo allerdings der Spielraum für neue Kolonien gegen Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend erschöpft war, weil bereits fast alle Gebiete usurpiert (=die Staatsgewalt widerrechtlich an sich reißen) waren. Deshalb kam es um 1900 überall dort, wo die eroberten Gebiete aneinanderstießen, mehr und mehr zu Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten. Dies galt zunächst in Afrika, wo französische und britische Interessen kollidierten, dann in Mittel- und Ostasien, wo die russische Expansion erst die Gegnerschaft Englands, später die Japans hervorrief. Aus diesem Gegensatz der Großmächte resultierten wachsende internationale Spannungen, die eine friedliche Konfliktbewältigung immer unwahrscheinlicher werden ließen. Deshalb bedeutet der erste Weltkrieg die unheilvolle, aber ebenso zwangsläufige Konsequenz des weltweiten Expansionismus. Motive der Großmächte im Zeitalter des Imperialismus: ● Erschließung und Förderung von Rohstoffen für die eigene weiterverarbeitende Industrie Gewinnung von neuen Absatzmärkten für im eigenen Land hergestellte waren Suche nach billigen Arbeitskräften Erwerb von neuen Siedlungsgebieten für den Bevölkerungsüberschuss im eigenen Land ● Ablenkung von inneren Schwierigkeiten durch außenpolitische Eroberungen ● ● Kampf um Einflusszonen im weltweiten ,,Mächtepoker" Prestigedenken Sendungsbewusstsein, verbunden mit einem immensen Überlegenheitsgefühl, das zu dem missionarischen drang führte, die Errungenschaften der eigenen Zivilisation möglichst weltweit zu verbreiten Das Erstaunliche der imperialistischen Bestrebungen der Zeit um 1900 besteht bei allen Rivalitäten zwischen den Großmächten darin, dass sich Motive und Vorgehensweisen frappierend ähnelten, auch wenn die Parolen und proklamierte Zielsetzungen stark differierten. So unterschied sich die Kolonialpolitik des immerhin republikanischen Frankreichs nicht qualitativ von der des deutschen Kaiserreiches, und die Einflussnahme des liberalen Großbritannien hatte manches gemeinsam mit derjenigen des zaristischen Russlands. 4 Einzig der amerikanische Imperialismus hatte ein eigenes Gepräge, da er sich damit begnügte, die beherrschten Gebiete zwar wirtschaftlich und politisch abhängig zu machen, ohne sie aber direkt zu erobern (,,Dollarimperialismus"). Wer besaß vor 1914 wo Kolonien? Großbritannien Frankreich Deutschland Niederlande Belgien Spanien Portugal Italien USA Japan In Afrika u.a Nigeria, Teile Südafrikas, Rhodesien, Kenia, den Sudan und Ägypten. Britisch-indien mit Pakistan, Ceylon, dem heutigen Bangladesch und Teile Burmas, Malaysia mit Singapur, Hongkong, Australien und Neuseeland, Kanada, ein Teil Guayanas (in Südamerika) Algerien und Tunesien, fast ganz Westafrika, teile des Kongo, Madagaskar, Bahrain, Indochina, ein Teil Guayanas Togo, Kamerun, Südwestafrika, Ostafrika (Heute: Tansania), Kiatschou in China, teile Neuguineas und mehrere Inselgruppen im Pazifik (,,Südsee-Kolonien") Indonesien, ein Teil Guayanas Fast der gesamte Kongo Spanisch-Marokko Angola, Mosambik, Macao (Südchina) Libyen, Eritrea, Teile Somalias Puerto Rica, der Panamakanal, Hawaii, die Philippinen Korea, Port Arthur, die Süd-Mandschurei sowie Taiwan Unter den Kolonialmächten Europas setzte ein regelrechter ,,Wettlauf um Afrika" ein. Um das Konfliktpotenzial zwischen den europäischen Herrschern zu verringern und die Expansion einzelner Staaten auf dem afrikanischen Kontinent zu ,,ordnen", berief Reichskanzler Otto von Bismarck im Jahr 1884/85 die Berliner Kongo-Konferenz ein. Ausschließlich Vertreter damaliger westeuropäischer Großmächte waren eingeladen. Auf dieser Konferenz legten sie die Kontrollbereiche der einzelnen europäischen Länder und die Grenzen zwischen den Kolonien willkürlich fest. Sie nahmen keine Rücksicht auf ethnische Zugehörigkeit und kulturelle Verbi ingen. Afrikanische Länder nahmen nicht an der Konferenz teil. Die Kolonien in Togo und Kamerun dienten hauptsächlich als Plantagen- und Handelskolonien. Die Haupthandelsgüter waren Kaffee, Kakao, Palm- und Kokosnussprodukte. Südwestafrika und Ostafrika hingegen sollten Siedlerkolonien werden. Doch der Erfolg blieb aus. Ein großer Teil der deutschen Auswanderer dieser Zeit wanderten in die USA statt in die Kolonien aus. Die afrikanische Bevölkerung musste systematische Erniedrigung, schwerste Zwangsarbeit, wiederholte Auspeitschungen, hohe Steuerlasten und willkürliche Landenteignungen durch die europäischen Kolonialherren erleiden. Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Dabei setzten die europäischen Kriegsherren ihre neuen Waffen ein. Zu den Kolonialkriegen zählte die Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstand 1905-1907 im heutigen Tansania. Dort hatte der rassistische Gouverneur Carl Peters die Bevölkerung jahrelang sadistisch gedemütigt. Viele Morde, willkürliche Erschießungen und Gewalt an jungen Frauen und Männern gingen auf sein Konto. Nahezu zeitgleich stellte der Völkermord an den Herero in Deutsch-Südwestafrika, ein besonders brutales Beispiel der Niederschlagung von Widerstand in der deutschen Kolonialgeschichte dar. Zwischen 1904-1907 waren bis zu 80% der Herero getötet worden oder waren, nach ihrer Vertreibung in die wasserlose Omaheke Steppe, verdurstet. 1907 war der Aufstand offiziell beendet, von rund 80.000 Herero hatten max. 15.000 überlebt. Deutsche Militärs sperrten sie in Konzentrationslager, wo sie Zwangsarbeit verrichten mussten, Frauen und Mädchen wurden zur Prostitution gezwungen. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg trat das Deutsche Reich gemäß des Friedenvertrages von Versailles im Jahre 1919 alle Kolonien ab. 5 Der erste Weltkrieg: Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, begann abrupt eine neue Epoche, die man auch als das ,,Zeitalter der Weltkriege" bezeichnet. Diese etwas mehr als dreißigjährige Periode von 1914 bis 1945 stand in Europa und Nordamerika vor allem im Zeichen der Auseinandersetzung des Deutschen Reiches mit den Westmächten, die das deutsche Hegemonialstreben (=Überlegenheit, führende Rolle) nicht zulassen wollten. Die Versuche Kaiser Wilhelms II. und Hitlers, eine Weltmachtposition zu erlangen, trafen auf den erbitterten Widerstand der Franzosen und Engländer, die darin in beiden Weltkriegen von den Amerikanern unterstützt werden. Der unerbittliche Macht- und Verteilungskampf der Großmächte um Einflusszonen und Ressourcen hatte im Zeitalter des Imperialismus zu einer in der Geschichte beispiellosen Expansion geführt. Als die Ausdehnung an ihre natürlichen Grenzen stieß, war eine Konfrontation der Großmächte unvermeidlich, zumal in allen Staaten nationalistische und sozialdarwinistische (=survival of the fittest) Mentalitäten dominierte, die das eigene Streben nach Weltgeltung legitimierten und verbrämten (beschönigen, euphemisieren). Dabei schien den Kolonialmächten die Überlegenheit der weißen Rasse ebenso evident (=offenkundig) wie die Unterjochung aller Völker anderer Hautfarbe gerechtfertigt. Wenn der Krieg dennoch seinen Ausgangspunkt in Europa und nicht in Übersee fand, so deshalb, weil sich in Europa seit 1890 eine Bündniskonstellation herausbildete, in der sich die bestimmenden imperialistischen Mächte Großbritannien, Frankreich und Russland zusammenschlossen. Ihnen gegenüber standen die ,,Mittelmächte" Deutschland, Österreich-Ungarn, die mit Italien und dem Osmanischen Reich verbündet waren. Im Vorfeld des Jahres 1914 gab es zwar mehrere Krisen zwischen den beiden Machtblöcken um Marokko und den Balkan, die aber friedlich gelöst werden konnten. Als jedoch am 28. Juni 1914 der österreichischer Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajewo einem Attentat zum Opfer fiel, gelang es nicht mehr, die sich ausweitende Julikrise einzudämmen. Stattdessen ergab sich ein unheilvoller Bündnismechanismus, der innerhalb von fünf Wochen zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte: Auf die Kriegserklärung Österreichs an Serbien antwortete dessen Verbündeter Russland mit der Mobilmachung. Daraufhin erklärte Deutschland Anfang August erst Russland und dann Frankreich den Krieg. Nach dem Überfall des Deutschen Reiches auf das neutrale Belgien folgte die englische Kriegserklärung an das Deutsche Reich. Gleich in der ersten Woche des Krieges scheiterte der Schlieffenplan. Danach sollten die deutschen Truppen in kurzer Zeit Frankreich besiegen, um anschließend die russische Armee zu attackieren. Dieser Plan misslang jedoch vollständig, da der deutsche Vorstoß in Nordwestfrankreich ins Stocken geriet. Zur gleichen Zeit fielen russische Truppen in Ostpreußen ein, wo ihnen nur schwache deutsche Regimenter gegenüberstanden, die jedoch trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit unter der Führung der Generäle Hindenburg und Ludendorff siegreich blieben. Insbesondere die gewonnene Schlacht bei Tannenberg im August 1914 begründete den Mythos der Genialität der beiden Generäle, die dadurch auch in der Weimarer Republik eine wichtige Rolle spielen sollten. Nach dem Scheitern des Schlieffenplans erstarrte die gesamte Frontlinie im Westen. Der Bewegungskrieg wurde zum Stellungskrieg, in dem beide Seiten verbissen um geringfügige Geländegewinne kämpften, ohne dass es in den nächsten vier Jahren irgendwo zu einem entscheidenden Durchbruch kam. Dabei wurden in gewaltigen Materialschlachten Millionen Soldaten geopfert und immer neue verbesserte Waffen und Waffensysteme eigesetzt, doch trotz aller Anstrengungen ereignete sich im Westen nichts Neues. Auch an der Ostfront gab es nach ersten Erfolgen der Mittelmächte im Herbst 1914 zunächst keine großen Veränderungen mehr, obwohl die russische Armee zunehmend kriegsmüde war. Zur See fand lediglich 1916 eine große Schlacht zwischen der britischen und der deutschen Flotte statt, die 6 unentschieden verlief. Die englische Seeblockade, die die Engländer seit 1914 errichtet hatten, um Deutschland vor seinen Zufuhren abzuschneiden, blieb so ungebrochen. Dies führte zu ernsthaften Versorgungsengpässen vor allem in der Zivilbevölkerung. 1915 wechselte das anfangs mit den Mittelmächten verbündete Italien zu den Alliierten, worauf eine Südfront entstand, die wichtige österreichische Truppenteile band. So hatte sich eine Pattsituation ergeben, in der das Jahr 1917 kriegsentscheidend werden sollte. Anfangs waren die Mittelmächte sogar im Vorteil, weil Russland infolge der dortigen Revolutionen im Februar und im Oktober mehr und mehr als Gegner ausschied. Erst durch den Kriegseintritt der Vereinigten Statten, die damit auf den uneingeschränkten U- Bootkrieg der deutschen OHL (unter Hindenburg und Ludendorff) reagierten, änderte sich die Situation grundlegend. Auch wenn die USA über zwölf Monate brauchten, ehe sie ihre personellen und materiellen Ressourcen wirksam mobilisieren konnten, gab die nun von Monat zu Monat stärkere Überlegenheit der Alliierten 1918 den Ausschlag für den Ausgang des Krieges. Auf die erschöpften deutschen Soldaten trafen jetzt frische alliierte Truppen, die dank der 1918 effektiv funktionierenden US-Kriegswirtschaft zudem noch sehr gut ausgerüstet und ernährt waren. Außerdem machte sich nun die waffentechnische Überlegenheit der Alliierten (bei Flugzeugen ebenso wie bei den Tanks) immer stärker bemerkbar. Nach dem ,,Schwarzen Tag des deutschen Heeres" am 8. August 1918, als ein britischer Angriff mit Tanks einen nachhaltigen Durchbruch an der Westfront erzielte, war deutlich geworden, dass das Deutsch Reich den Krieg nicht mehr gewinnen konnte. Deshalb bemühte sich Berlin seit Oktober um einen baldigen Waffenstillstand. Um den USA entgegenzukommen, erfolgte am 28. Oktober eine Änderung der Verfassung des Reiches, das damit zu einer parlamentarischen Monarchie geworden war. Doch dies bedeutete nur eine kurze Zwischenlösung, denn in den Tagen danach meuterten die deutschen Matrosen, die sich weigerten, zum befohlenen Gefecht auszulaufen. Darauf kam es Anfang November 1918 zum Umschwung, der am 9. November auch in Berlin zur Revolution führt: Der Kaiser wurde abgesetzt und die Republik ausgerufen. Am 11. November 1918 schwiegen dann an allen Fronten die Waffen, und der Erste Weltkrieg hatte dank der durch die USA bewirkten materiellen Überlegenheit mit dem Zusammenbruch der Mittelmächte und dem Sieg der Alliierten geendet. Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929: Aufgrund der hohen und unkontrollierten Investitionen kam es folglich zu einer Spekulationsblase. Als der Aktienindex Jones im Oktober 1929 nur noch langsam anwuchs, wurden viele Anleger auf einmal panisch und verkauften ihre Aktien. Es kam zu einem Börsencrash, der aufgrund des Datums am 25. Oktober 1929 als ,,Schwarzer Freitag" in die Geschichte einging. Der ,,Schwarze Freitag" wirkte sich auf Europa und Deutschland wie eine Kettenreaktion aus. Insbesondere die Weimarer Republik wurde von dem Aktiensturz hart getroffen, weil es durch den 1924 eingeführten Dawes- Plan von US-amerikanischen Krediten abhängig war. Da die amerikanischen Anleger nun ihre Kredite aus dem Ausland abzogen, brachen auch dort die Banken zusammen. Es kam zu einem drastischen Produktionsrückgang, der vor allem in Deutschland eine hohe Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Anhand der Weltwirtschaftskrise wurde nun offensichtlich, dass die deutsche Wirtschaft nur durch den Dawes- Plan am Leben erhalten werden konnte. Die Weltwirtschaftskrise beendete die „Goldenen 20er Jahre" der Weimarer Republik. Da sich die Parteien im Reichstag nicht mehr bezüglich der hohen Sozialleistungen einigen konnten, kam es 1930 zum Bruch der Großen Koalition. Da sich keine regierungsfähigen Koalitionen mehr bilden ließen, machte Reichspräsident Hindenburg Gebrauch vom Notverordnungsrecht und führte Präsidialkabinette ein. Reichskanzler Brüning versuchte die Wirtschaftskrise mit einer Deflationspolitik zu überwinden. Da dieser Plan jedoch scheiterte, gewannen rechtsextreme Parteien wie die NSDAP weiter an Aufschwung. 7 Inhaltsfeld 5: Die Zeit des Nationalsozialismus; Voraussetzungen, Herrschaftsstrukturen, Nachwirkungen und Deutungen Politische und ideologische Voraussetzungen des Nationalsozialismus; Die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und Europa: Wirtschaftspolitik, Motive und Formen der Unterstützung, der Anpassung und des Widerstandes am Beispiel der Verschwörer des 20. Juli und an einem Beispiel der Jugendopposition Politische und ideologische Voraussetzungen des Nationalsozialismus: Die nationalsozialistische Ideologie lehnte Demokratie und Rechtsstaat ab. Die Nazis ersetzten sie durch das ,,Führerprinzip". In Anlehnung an den Sozialdarwinismus stempelte sie bestimmte Ethnien als ,,Volksschädlinge" ab, die durch eine ,,Rassenhygiene" vernichtet werden sollten. Die NS- Ideologie strebte eine einheitliche deutsche Volksgemeinschaft an, in der ,,minderwertige Rassen" keinen Platz hatten. Juden waren Antisemitismus, Verfolgung und Ausgrenzung ausgesetzt. Die im Jahr 1929 ausgebrochene Weltwirtschaftskrise leitete die Endphase der Weimarer Republik ein. Seit 1930 regierten - auf Notverordnungen beruhende - Präsidialkabinette, die nicht mehr vom Reichstag abhängig waren. Die NSDAP erzielte in dieser Zeit beträchtliche Wahlerfolge und entwickelte sich zur stärksten politischen Kraft. Fehlende politische Alternativen veranlassten Reichspräsident Hindenburg am 30. Januar 1933 zur Ernennung Hitlers als Reichskanzler. In den folgenden Monaten ließen die Nazis - vor allem nach dem Reichstagsbrand - die Grundrechte außer Kraft setzen und errichteten eine totalitäre Diktatur. Nach der Machtübernahme ließ die NSDAP alle Bereiche von Staat und Gesellschaft im Sinne der NS-Ideologie gleichschalten. Die Länderparlamente wurden aufgelöst und die Macht auf Berlin zentralisiert. Per Gesetz wurde die Neubildung von Parteien verboten. Auch die Polizei entwickelte sich zum Machtinstrument der NSDAP, mit der politische Gegner verfolgt und verhaftet wurden. In der Justiz etablierten sich Sondergerichte, die die Gleichheit vor dem Gesetz außer Kraft setzten. Die NS- Massenorganisationen integrierten die Bürger in die Volksgemeinschaft. Zu Hitlers außenpolitischen Zielen gehörten die Revision des Versailler Vertrags und Eroberung von ,,Lebensraum im Osten". Dafür setzte er die Bestimmungen der bestehenden Verträge schrittweise außer Kraft. Hitler ließ 1935 die Wehrpflicht einführen und begann mit der geheimen militärischen Aufrüstung. Nach dem Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland 1936 folgte zwei Jahre später der ,,Anschluss Österreichs". Mit dem Münchner Abkommen gewährten Frankreich und Großbritannien im September 1938 die Eingliederung des Sudetenlandes. Hitler setzte zunehmend auf Expansion. Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Die zerrissene deutsche Gesellschaft sollte zu einer Volksgemeinschaft zusammengeschmolzen werden. Dies galt aber nicht für alle Menschen. Ausgeschlossen wurden ,,minderwertige" Rassen, aber auch politische Gegner und Kranke. Die Säuberung von sogenannten „Schädlingen" sollte demzufolge das deutsche Volk aufwerten. Im Zuge der Gleichschaltung wurden Vereine, Berufe und staatliche Einrichtungen auf die Idee der Volksgemeinschaft zugeschnitten. Im Zentrum der NS- Diktatur stand der ,,Führer" Adolf Hitler. Das deutsche Volk hatte sich dieser Person gänzlich unterzuordnen. Hitler verstand sich als vom Schicksal auserwählter Messias, der für die Ret ,,arischen Rasse" berufen worden sei. Diese Vorstellung ersetzte jede Form von demokratischer Mitbestimmung und verwandelte Deutschland in einen autoritären Führerstaat. Gewaltenteilung war ausgeschlossen. der 8 Die NS-Ideologie: ● Rassismus und Arierkultur ● ins mörderische gesteigerter Antisemitismus sozialdarwinistischer Glaube an einen Kampf ums Dasein der verschiedenen Rassen Aggressiver Nationalismus und Expansionismus ,,Lebensraum im Osten" als Hauptziel der Außenpolitik Antiindividualismus und Führerkult mit bedingungsloser Unterwerfung des Einzelnen ● Antiparlamentarismus und Antiliberalismus Aufbau einer ,,Volksgemeinschaft" mit scheinbar sozialistischen Elementen und festen Rollen ● ● ● Wichtige Ereignisse 1933 30.1 1.2 27.2 28.2 5.3 21.3 23.3 31.3-7.4 2.5 Juni/Juli 14.7 1.12 3.2.1933 Die Außenpolitik des Dritten Reiches bis 1939 14.10.1933 26.1.1934 16.3.1935 18.6.1935 7.3.1936 25.7.1936 5.11.1937 13.3.1938 30.5.1938 29.9.1938 Hitler wird zum Reichskanzler ernannt und bildet mit der DNVP das ,,Kabinett der nationalen Erhebung Auflösung des Reichstags durch Hitler Reichstagsbrand dient als Vorwand zur Verfolgung der KPD 1.10.1938 Mit der ,,Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat", welche wichtige Grundrechte außer Kraft setzt, wird der permanente Ausnahmezustand erklärt Bei den Reichstagswahlen erlangt die NSDAP mit 44% der Stimmen keine absolute Mehrheit, sie ist deshalb weiterhin auf eine Koalition mit der DNVP angewiesen Am ,,Tag von Potsdam" wird die Verbindung Preußens mit dem Nationalsozialismus in einem feierlichen Staatsakt inszeniert, Eröffnung des neuen Reichtages Durch das ,,Ermächtigungsgesetz" stimmt der Reichstag der eigenen Entmachtung zu, damit ist die Gewaltenteilung aufgehoben Gleichschaltung der Länder Zerschlagung der Gewerkschaften Selbstauflösung der bürgerlichen Parteien, Verbot der SPD am 22.6 Gesetz gegen die Neubildung von Parteien, NSDAP ist jetzt die einzige Partei ,,Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat", die NSDAP ist nun Staatspartei Hitler kündigt in einem Geheimtreffen mit Reichswehgenerälen den Kampf gegen den Versailler Vertrag und die Aufrüstung der Reichswehr an. Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund Nichtangriffspakt mit Polen Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, Aufbau der Wehrmacht Flottenabkommen mit Großbritannien Kündigung des Locarno-Vertrags durch das Deutsche Reich und den Versailler Vertrag verletzende Besetzung des entmilitarisierten Rheinlands Deutsches Eingreifen in den Spanischen Bürgerkrieg Hitler enthüllt vor hohen Generälen seine Kriegspläne (,,Hoßbach-Protokoll") Annexion Österreichs an das Deutsche Reich Hitlers Weisung an die Wehrmacht zur Zerschlagung der Tschechoslowakei Im Münchner Abkommen beschließen Deutschland, Italien, Großbritannien und Frankreich die Abtretung des Sudetenlandes and Deutschland Einmarsch der Wehrmacht in das Sudetenland 9 15.3.1939 31.3.1939 23.8.1939 25.8.1939 1.9.1939 3.9.1939 Einmarsch in die Tschechoslowakei und Besetzung Prags Englisch-französische Garantieerklärung für Polen Hitler-Stalin-Pakt Britisch-polnischer Bündnisvertrag Überfall auf Polen, Beginn des zweiten Weltkriegs Kriegserklärungen Großbritanniens und Frankreichs an das Deutsche Reich Der Widerstand gegen die NS-Herrschaft In der totalitären Einparteiendiktatur des Dritten Reiches war schon Kritik an den Machthabern gefährlich, Widerstand aber lebensbedrohlich, da das Regime gegen Oppositionelle mit brutaler Härte vorging und dabei keinerlei rechtsstaatliche Grundsätze respektierte. In einem Herrschaftssystem, in dem schon eine ironische Bemerkung über die Machthaber oder der Besitz eines regimekritischen Manuskripts ,,Schutzhaft", Inhaftierung und Deportation zur Folge haben konnte, erforderte offener oder versteckter Widerstand Todesmut und die Bereitschaft zu ertragen, dass bei einer jederzeit zu befürchtenden Aufdeckung nicht nur das eigene Leben, sondern auch das Wohl von Angehörigen und Freunden gefährdet waren (,,Sippenhaft"). Angesichts der steten Bedrohung, der jeder Oppositionelle tagtäglich ausgesetzt war, ist es erstaunlich, dass es dennoch im Dritten Reich eine vielfältige Widerstandbewegung gab. Widerstand gab es in allen Bevölkerungsschichten und in den verschiedensten politischen und weltanschaulichen Gruppen. Dabei differierten die Formen, in denen Menschen sich widersetzten, erheblich. Sie reichten vom passiven Widerstand (Dienst nach Vorschrift, versteckte Kritik, Einschränkung der Zusammenarbeit, Obstruktionspolitik, Sabotage) und der inneren Emigration über die Verweigerung der Mitarbeit in NS-Organisationen und des Gehorsams in der Wehrmacht bis hin zum aktiven Widerstand, der den Sturz Hitlers (durch Denkschriften, anonyme Flugblätter oder sogar durch Attentate) verfolgte. Dass der Widerstand gegen das NS-Regime insgesamt so wenig erfolgreich war, hatte viele Gründe. So führten die obrigkeitstreue Haltung der meisten Deutschen und ihr naiver Glaube an den ,,Führer" dazu, dass Oppositionelle in der Regel wenig Rückhalt in der Bevölkerung fanden. Ferner erschwerten das durchorganisierte Überwachungssystem der Gestapo und die allgegenwärtigen Spitzel (vom Blockwart bis zur Hitlerjugend) konspirative Aktivitäten jeder Art. Weitere Gründe waren die mangelhafte Unterstützung aus dem Ausland, der geringe Organisationsgrad der meisten Gruppen und die vor allem anfangs nur begrenzte Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Oppositionellen anderer Weltanschauungen. Außerdem verliefen sämtliche Attentatsversuche für die Widerständler unglücklich, da Hitler oft wie durch Wunder überlebte. Beim Thema des Widerstands gegen den NS-Staat sollte nicht vergessen werden, dass es im Zweiten Weltkrieg in allen von der Wehrmacht besetzten Ländern erheblichen Widerstand gegen die deutsche Fremdherrschaft gab. Er reichte von der französischen Resistance und polnischen Emigranten bis zu den serbischen Partisanen und umfasste Widerstandsgruppen in West- und Nordeuropa ebenso wie in Ostmitteleuropa, der Sowjetunion und Italien. Obwohl auch der ausländische Widerstand gegen die Wehrmacht insgesamt wenig sichtbare Erfolge hatte, erschwerte er doch die praktische Durchführung und die Aufrechterhaltung der Besatzungsherrschaft oft erheblich und beschleunigte in den letzten Kriegsjahren den Untergang des Dritten Reiches. 10 Wer leistete Widerstand gegen den NS-Staat? ● ● ● ● ● Teile der Arbeiterbewegung (wie KPD, SPD und Gewerkschaften) Nationalkonservative und hohe Militärs (wie von Stauffenberg, sein auf Hitler verübtes Attentat am 20. Juli 1944 scheiterte, infolgedessen wurden knapp 5000 Akteure von der Gestapo verhaftet und hingerichtet) Jugendliche und studentische Gruppen (wie ,,weiße Rose" (diese verfasste, druckte und verteilte Flugblätter, in denen sie zum offenen Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufrief, im Frühjahr 1943 wurde ihre Aktion durch die Gestapo aufgedeckt, die Hauptakteure erhielten Haftstrafen und Todesurteile) Geschwister Scholl, ,,Edelweißpiraten") Gesprächsgruppen (wie Kreisauer Kreis) Mutige Einzelne (wie Georg Elsner (welcher mit einem Attentatsversuch auf Hitler am 8. November 1939 scheiterte) Oswald Schindler und viele Unbekannte) Beide christlichen Kirchen Inhaltsfeld 6: Nationalismus, Nationalstaat und deutsche Identität im 19. und 20. Jahrhundert Die ,,Deutsche Frage" im 19. Jahrhundert; ,,Volk“ und „Nation“ im Kaiserreich und im Nationalsozialismus; Nationale Identität unter den Bedingungen der Zweistaatlichkeit in Deutschland: neue Ostpolitik, Stalinnote; Die Überwindung der deutschen Teilung in der friedlichen Revolution von 1989 Die ,,Deutsche Frage" im 19. (und 20.) Jahrhundert: Heiliges Römisches Reich deutscher Nation: Seit dem Mittelalter existierte auf dem heutigen Boden Deutschlands das Heilige Römische Reich deutscher Nation. Dabei handelte es sich um einen Dachverband von unzähligen Herrschaften, an deren Spitze der römisch-deutsche Kaiser stand. In diesem Reich lebten zahlreiche Völker mit unterschiedlichen Sprachen. Im 18. Jahrhundert begann dieses schrittweise zu zerfallen und wurde vom Dualismus zwischen den Großmächten Preußen und Österreich geschwächt. Infolge der Napoleonischen Eroberungen und dem Reichsdeputationshauptschluss brach das ,,Alte Reich" im Jahr 1806 endgültig zusammen. Dieser Akt markierte den Beginn der ,,Deutschen Frage". Rheinbund und Deutscher Bund: Nach dem Zusammenbruch des ,,Alten Reiches" im Jahr 1806 traten einige deutsche Fürstentümer dem von Napoleon gegründeten Rheinbund bei. Die französische Vorherrschaft in Europa konnte infolge der Befreiungskriege [1813-15] beseitigt werden. Da sich auch viele Freiwillige an den Befreiungskriegen beteiligten, entstand erstmals ein übergreifendes deutsches Nationalbewusstsein. Die vom Bürgertum ausgehende Forderung nach einem deutschen Nationalstaat erfüllte sich jedoch nicht. Auf dem Wiener Kongress [1814/15] entschieden sich die europäischen Fürsten mit dem Deutschen Bund für einen lockereren Staatenbund. Revolution 1848/49: Die bereits im Vormärz erstarkende Nationalbewegung führte im März 1848 die deutsche Revolution herbei. In der gesamtdeutschen Nationalversammlung in Frankfurt zerstritten sich die Fraktionen über die Frage, ob Österreich dem neuen Nationalstaat einverleibt werden solle [großdeutsche und kleindeutsche Lösung]. Die Revolution 1848/49 scheiterte unter anderem an 11 diesen Gegensätzen und der fehlenden Einheit. Als Preußens König Friedrich Wilhelm IV. die ihm von der Nationalversammlung angebotene Kaiserkrone - für die kleindeutsche Lösung - ablehnte, waren die Ziele der Revolution missglückt. Deutsches Kaiserreich: Nach der gescheiterten 48er Revolution wurde zunächst der Deutsche Bund wiederhergestellt. In den 1860er Jahren stellte sich Preußen - auf Betreiben Otto von Bismarcks - an die Spitze der deutschen Nationalbewegung. In den sogenannten Einigungskriegen wurde Österreich als konkurrierende Großmacht im deutschsprachigen Raum ausgeschaltet. Preußen vereinigte die nördlichen Staaten im Jahr 1866 zum Norddeutschen Bund. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 schlossen sich diesem die süddeutschen Staaten an. Am 18. Januar 1871 wurde Preußens König als Wilhelm I. zum Kaiser des vereinten Deutschen Reiches ausgerufen. Damit war die ,,Deutsche Frage" zunächst gelöst. Erster Weltkrieg und Weimarer Republik: Nach Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg stellte sich die ,,Deutsche Frage" 1918/19 von Neuem. Die Siegermächte lehnten den Versuch, das neue Deutschösterreich mit dem deutschen Staatsgebiet zu vereinen, kategorisch ab. Das 1871 annektierte Gebiet Elsass-Lothringen musste Deutschland - im Rahmen des Versailler Vertrags - an Frankreich abtreten. Westpreußen und Posen fielen an Polen. In der Zeit der Weimarer Republik [1919-1933] erstarkte mit der NSDAP eine rechtsnationale Partei, die sich die Revision des Versailler Vertrags und ,,Lebensraum im Osten" zum Ziel setzte. Mit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann die nationalsozialistische Diktatur. Zweiter Weltkrieg und deutsche Teilung: Im Rahmen der expansiven NS-Außenpolitik kam es am 12. März 1938 zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Bis 1939 dehnte sich der deutsche Herrschaftsbereich über Polen und die Tschechoslowakei aus. Im Jahr 1940 wurde Elsass-Lothringen erneut annektiert. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 wurde Deutschland von den Alliierten in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Aufgrund von politischen Gegensätzen entwickelte sich ein Ost/West-Konflikt, der die staatliche Einheit zerbrach und 1949 in die Teilung in BRD und DDR führte. Im Osten verkleinerte sich das deutsche Territorium durch die Westverschiebung Polens. Die Oder-Neiße-Linie wurde die neue Ostgrenze. Deutsche Frage im Kalten Krieg: Seit 1949 symbolisierte die ,,Deutsche Frage" den Ost/West-Konflikt bzw. Kalten Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion. Die BRD lehnte die völkerrechtliche Anerkennung der DDR aufgrund des Alleinvertretungsanspruchs lange Zeit ab. Die DDR betonte die Zwei-Staaten-Theorie. Erst im Zuge der Neuen Ostpolitik der 1970er Jahre gewann die Idee einer gemeinsamen Nation wieder an Bedeutung. Nach dem ,,Mauerfall" am 9. November 1989 wurden die Forderungen nach der nationalen Einheit konkreter. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag legitimierte die deutsch-deutsche Wiedervereinigung, die am 3. Oktober 1990 vollendet wurde. Mit Deutschlands Anerkennung als gleichberechtigter Partner in der Europäischen Union ist die ,,Deutsche Frage" damit gelöst. 12 ,,Volk" und ,,Nation" im Kaiserreich und im Nationalsozialismus: Von Anfang an ging die Entwicklung des Reichsnationalismus auch mit der Beschwörung äußerer und innerer Reichsfeinde einher, gegen die sich die Nation zusammenschließen und verteidigen müsse. Während dies nach Außen, vom französischen "Erbfeind" abgesehen, erst einmal vor allem defensive, auf die Konsolidierung der neuen Großmacht in der Mitte Europas zielende Orientierungen beinhaltete, rief das Bedrohungsgefühl im Innern von Anfang an aggressive Wendungen gegen vermeintliche Reichsfeinde hervor, die dem Nationalismus einen exklusiven Charakter verliehen. Als reichsfeindlich erschienen nicht nur die nationalen, einer kulturellen und wirtschaftlichen Germanisierungspolitik unterworfenen Minderheiten im Kaiserreich (Dänen, Franzosen, Litauer, Masuren, Polen), sondern auch alle politischen Gegner der offiziellen Reichspolitik wie linksliberale Fortschrittler, "ultramontane" Katholiken und vor allem die Sozialdemokraten mit ihren internationalistischen Orientierungen. Sie wurden auch über die Verfolgung unter den Sozialistengesetzen (1878-1890) hinaus als "vaterlandslose Gesellen" (Wilhelm II.) aus der Nation ausgegrenzt. Hinzu kam ein schwelender Antisemitismus. Im Zeichen des Hochimperialismus ging die Reichspolitik von Konsolidierung und eher zauderndem Kolonialerwerb nun zu einer aggressiven "Weltpolitik" über. Und sie wurde dabei von neuen, bürgerlich geprägten Agitationsverbänden angetrieben, die die monarchische Regierung von rechts propagandistisch unter Druck zu setzen versuchten und dabei einen radikalen Nationalismus entwickelten. Die nationalsozialistische Weltanschauung war neben der Volksgemeinschaft auch von einer ,,Rassenhygiene" geprägt. Sie lehrte die Vorstellung von einer deutschen arischen Rasse, die von ,,Schädlingen" wie Juden, Homosexuellen und Behinderten gesäubert werden müsste. Auf diese Weise wurden solche Menschen von der Volksgemeinschaft ausgeschlossen, die dem Ideal des Nationalsozialismus widersprachen und als ,,minderwertig" galten. Begründet wurde dies mit dem Sozialdarwinismus. Merkmale der NS-Volksgemeinschaft waren die einheitliche Unterordnung der Gesellschaft unter dem Führer, die Errichtung nationalsozialistischer Organisationen und der Ausschluss von sogenannten ,,Volksschädlingen". Nach dem Motto ,,Du bist nichts, dein Volk ist alles" wurden somit alle individuellen Fähigkeiten der Menschen unter die NS-Diktatur gestellt. Nationale Identität unter den Bedingungen der Zweistaatlichkeit in Deutschland: neue Ostpolitik, Stalinnote: Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland von den Siegermächten in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Zwischen 1945 und 1949 übernahm der Alliierte Kontrollrat die Verwaltung. Auf der Potsdamer Konferenz 1945 verhandelten die USA, Großbritannien und Sowjetunion über die Zukunft des Deutschen Reiches. Differenzen zwischen den Westmächten und der Sowjetunion führten aber schnell dazu, dass aus der Kooperation ein Kalter Krieg wurde, der Deutschland in zwei Staaten teilte. Gemeinsame Ziele waren die Entmilitarisierung, Entnazifizierung und Demokratisierung. Streitigkeiten über den Verbleib der Oder-Neiße-Grenze und hohe Reparationsforderungen der Sowjetunion führten aber zur Spaltung zwischen Ost und West. Berlin wurde nach 1945 in vier Besatzungszonen aufgeteilt, in denen sich die USA und Großbritannien 1947 zur Bizone vereinigten. Frankreich erweiterte die Bizone ein Jahr später zur Trizone. Im östlichen Teil Berlins übernahm die Sowjetunion die Verwaltung. Nachdem die Westmächte 1948 in ihrer Zone - ohne Vorankündigung - eine Währungsreform durchführten, blockierte die sowjetische Besatzung alle Transitwege nach Westberlin. Aufgrund dieser Blockade versorgten die Westmächte die Westberliner Bevölkerung über die ,,Luftbrücke". Die Konfrontationen zwischen den USA und der Sowjetunion machten die gemeinsame Verwaltung zu einem Ost-West-Konflikt, der die Welt in zwei Machtblöcke teilte. Auf der westlichen Seite standen Kapitalismus und Demokratie, während die Sowjetunion in Mittel- und Osteuropa den Sozialismus als Staatsform durchsetzte und die besetzten 13 Länder von sich abhängig machte. Dieses Vorgehen beobachtete die US-Regierung mit großem Misstrauen. Durch die Containment-Politik des amerikanischen Präsidenten Truman wurde der Nährboden für einen Konflikt geschaffen, der Deutschland und die Welt in Ost und West auseinanderriss. Symbolträchtig für die Spaltung der Welt prägte der britische Staatsmann Winston Churchill in einer am 5. März gehaltenen Rede den Begriff ,,Eiserner Vorhang". Deutschland sollte in Politik, Kultur und Wissenschaft von nationalsozialistischem Gedankengut gesäubert werden. Dazu gehörte das Umerziehungsprogramm der Re-Education und die Verurteilung von NS- Kriegsverbrechern in den Nürnbergern Prozessen. Aufgrund der unterschiedlichen politischen Interessen verlief die Entnazifizierung in der jeweiligen Besatzungszone nach eigenen Richtlinien. Im Jahr 1952 bot der sowjetische Staatschef Stalin dem Westen die Wiedervereinigung Deutschlands unter der Bedingung der Blockfreiheit an. Bundeskanzler Konrad Adenauer und die Westmächte lehnten dieses Angebot jedoch ab. Sie vermuteten ein Täuschungsmanöver und befürchteten die Ausbreitung des sowjetischen Machtbereichs auf Gesamtdeutschland. Die Ablehnung der Stalin-Noten ließ die letzte Option einer deutsch-deutschen Wiedervereinigung scheitern und eine Lösung der Deutschen Frage verblassen. Im Jahr 1951 hatte die DDR-Führung einen 5-Jahresplan entworfen. Als es infolgedessen zu Versorgungsengpässen kam, erhöhte die Regierung die Arbeitsnormen. Streiks und Demonstrationen mündeten am 17. Juni 1953 in einen ,,Volksaufstand". Dabei wurden auch Parteibüros, Rathäuser und Gerichte gestürmt. Die Sowjetunion rief den Ausnahmezustand aus und ließ den Aufstand mit Panzern niederschlagen. Es kamen knapp 70 Menschen ums Leben. Der Aufstand des 17. Juni 1953 beförderte die politische und ideologische Abgrenzung zwischen BRD und DDR. Die DDR-Führung sprach von einem ,,Putschversuch westdeutscher Faschisten". In der BRD war der 17. Juni bis 1990 ein nationaler Gedenktag. Die BRD beanspruchte seit 1955 die alleinige Vertretung des gesamtdeutschen Volkes [Alleinvertretungsanspruch]. Sie erkannte die DDR nicht als völkerrechtlichen Staat an, weil dort keine freien Wahlen existierten und eine de facto SED-Parteidiktatur bestand. Das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes verbot darüber hinaus die faktische Teilung Deutschlands in zwei Teilstaaten. Außenpolitisch verweigerte die BRD im Rahmen der Hallstein- Doktrin Staaten, die die DDR völkerrechtlich anerkannten, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Die DDR sollte auf diese Weise international isoliert werden. Die deutsch-deutsche Teilung kann nur im Kontext des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion verstanden werden. Seit 1947 betrieben die USA eine Containment-Politik, die den sowjetischen Kommunismus weltweit eindämmen sollte. Die Grenze der bipolaren Weltordnung verlief seit 1949 mitten durch Deutschland. Beide Supermächte integrierten den jeweiligen deutschen Teilstaat in ihren Machtblock. Seit 1955/56 verfügten die BRD und DDR auch über eigene Streitkräfte. Die BRD gehörte der NATO, die DDR dem Warschauer Pakt an. Die ideologische Abgrenzung ließ die Idee der Wiedervereinigung in weite Ferne rücken. Erst infolge der Neuen Ostpolitik in den 1970er Jahren gewann sie wieder an Bedeutung. Berlin war seit 1945 einer alliierten Besatzungsbehörde unterstellt worden. Infolge der doppelten Staatsgründung wurde Berlin im Jahr 1949 in West- und Ostberlin geteilt. Diese als ,,Eiserner Vorhang" bezeichnete Grenze erhielt im Zeichen des Kalten Krieges einen symbolischen Charakter. Die Sowjetunion beanspruchte mehrmals - beispielsweise bei der Berlin-Krise 1958 - die Eingliederung Gesamtberlins in das Staatsgebiet der DDR. Grund dafür war die zunehmende Abwanderungswelle von DDR-Bürgern in den Westen. Der Fluchtbewegung setzte die DDR-Führung am 13. August 1961 mit dem Bau der Berliner Mauer ein Ende. Nach den Bundestagswahlen 1969 kam die sozialliberale Koalition in die Bundesregierung. Willy Brandt und Walter Scheel leiteten einen außenpolitischen Kurswechsel ein und bemühten sich darum, die Beziehungen zur DDR wieder zu verbessern. Zum Schlagwort wurde die Phrase ,,Wandel 14 durch Annäherung". Sie gaben den Alleinvertretungsanspruch auf, da in den Vorjahren immer mehr Länder der ,,Dritten Welt" die DDR als völkerrechtlichen Staat anerkannt hatten. Willy Brandts Berater Egon Bahr erarbeitete folglich ein Konzept, das die Außenpolitik mit dem Osten auf eine neue Grundlage stellen sollte. Wichtige Bestandteile der Neuen Ostpolitik waren der Moskauer Vertrag, Warschauer Vertrag, das Viermächteabkommen, das Transitabkommen, der Grundlagenvertrag und Prager Vertrag. Die Neue Ostpolitik markierte eine historische Wende des Ost/West-Konflikts, da die unterzeichnenden Staaten erstmals den Status quo akzeptierten. Die wichtigsten Beschlüsse zwischen BRD und DDR beinhaltete der Grundlagenvertrag. Beide Teilstaaten entwickelten folglich gutnachbarliche Beziehungen zueinander, akzeptierten die Grenzen als unverletzlich und verpflichteten sich dazu, den jeweiligen anderen Staat nicht international vertreten zu dürfen. Auch die Reiseeinschränkungen zwischen Ost und West konnten wieder erleichtert werden. Auf die völkerrechtliche Anerkennung der DDR verzichtete die BRD jedoch weiterhin. Die Neue Ostpolitik leitete eine Entspannungsphase des Kalten Kriegs ein und konnte die Beziehungen normalisieren. Dadurch wurden BRD und DDR 1973 in die Vereinten Nationen aufgenommen. Auf langfristige Sicht wurde dieser Kurswechsel zur Grundlage der deutsch- deutschen Wiedervereinigung 1990. Die Überwindung der deutschen Teilung in der friedlichen Revolution von 1989: 1989 hatte sich in der Bevölkerung der DDR eine breite Massenbewegung formiert, die auf den sogenannten Montagsdemonstrationen Reformen forderte. Gründe dafür waren die von Sowjetunions Staatschef Gorbatschow eingeführte Perestroika und Glasnost. Obwohl sich 1989 auch Polen und Ungarn von ihrem sozialistischen Staatssystem verabschiedet hatten, hielt SED- Generalsekretär Erich Honecker fest am bestehenden System fest. Die Berliner Mauer hielt die DDR- Bürger weiterhin von Westberlin ab. Die Anzahl der ,,Republikflüchtlinge" stieg in diesem Jahr rasant an, da die Grenze zwischen Ungarn und Österreich geöffnet worden war. Viele DDR-Bürger reisten demzufolge über die Tschechoslowakei und Polen in die Bundesrepublik aus. Aufgrund der zunehmenden Fluchtwelle entschied sich das Politbüro des SED-Zentralkomitees am 7. November 1989 dafür, ein neues Gesetz für die ständige Ausreise vorzubereiten. Am 9. November übergab SED-Generalsekretär Egon Krenz eine handschriftliche Ausfertigung an Günter Schabowski. Am selben Abend fand eine internationale Pressekonferenz statt, auf der Schaboswki das neue Reisegesetz verkündete. Diese Nachricht verbreitete sich durch Radio und Fernsehen innerhalb kürzester Zeit in der Bevölkerung, sodass es an der Berliner Mauer zu einer Massenkundgebung kam. Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, wurde die Grenzübergangsstelle schließlich geöffnet. Alle weiteren Grenzübergänge in Berlin wurden bis Mitternacht ebenfalls geöffnet. Diese Ereignisse werden als ,,Mauerfall" bezeichnet. Die Öffnung der Grenze entwickelte sich zur Voraussetzung für die deutsch-deutsche Wiedervereinigung. Die Grenzkontrollen wurden in den folgenden Monaten zunehmend lockerer durchgeführt. Als am 1. Juli 1990 die Währungsunion als Teil des 10-Punkte-Programms in Kraft trat, stellte die DDR die Grenzüberwachung komplett ein. Der ,,Mauerfall" gilt wegen seiner symbolischen Bedeutung als Endpunkt der deutschen Teilung und Kalten Kriegs. Nach der Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrags und Einigungsvertrags wurde schließlich am 3. Oktober 1990 der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik ermöglicht und die Deutsche Frage gelöst. Das Zehn-Punkte-Programm legte Kohl dem Deutschen Bundestag am 28. November 1989 vor. Darin forderte er humanitäre und wirtschaftliche Hilfe für die DDR, die die Infrastruktur zwischen beiden Staaten verbessern sollte. Kohl setzte auf freien Reiseverkehr und politische Zusammenarbeit mit der DDR, forderte allerdings das Ende der SED-Einparteienherrschaft. Stattdessen sollten freie und geheime Wahlen durchgeführt werden. Darüber hinaus sollte die 15 Planwirtschaft abgeschafft werden. Kohl beabsichtigte mit der DDR eine Vertragsgemeinschaft mit konföderativen Strukturen, um eine Grundlage für die deutsche Wiedervereinigung zu schaffen. Kohl dachte nicht nur an die deutsche Einheit, sondern wollte zugleich auch den Beitritt der Ostblockstaaten in die EG erreichen. Zum europäischen Einigungsprozess gehörte das Ende des Kalten Krieges sowie die Abrüstung von Atomwaffen. Durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag erhielt die wiedervereinte Bundesrepublik ihre ganze Souveränität zurück. Die Sowjetunion gestattete Deutschland den Beitritt zur NATO und zog bis 1994 ihre letzten Truppen aus Ostdeutschland ab, während sie als Ausgleich Wirtschaftshilfen zugesprochen bekam. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wurde grundlegend für den weiteren Integrationsprozess der Europäischen Union und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Inhaltsfeld 7: Friedensschlüsse und Ordnungen des Friedens in der Moderne: Multilateraler Interessenausgleich nach dem Dreißigjährigen Krieg; Europäische Friedensordnung nach den Napoleonischen Kriegen; Internationale Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg; Konflikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg Multilateraler Interessenausgleich nach dem Dreißigjährigen Krieg: Im 16./17. Jahrhundert gab es in Europa noch keine Nationalstaaten im modernen Sinn. Auf dem deutschsprachigen Gebiet existierte damals mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation eine Art Staatenbund, das aus zahlreichen Territorien bestand. Charakteristisch für dieses Zeitalter waren auch die religiösen Konflikte, die infolge der Reformation seit 1517 entstanden und zu Konflikten zwischen Katholiken und Protestanten führten. Mit dem Augsburger Religionsfrieden 1555 wurde ein zwischenzeitlicher Ausgleich geschaffen, indem jedem Fürsten die freie Bestimmung über die Konfession offenstand. Am Ende des 16. Jahrhunderts häuften sich die religiösen Spannungen jedoch erneut. Die Anhänger beider Konfessionen gründeten mit der Protestantischen Union und der Katholischen Liga eigene Verteidigungsbündnisse, um den Einfluss des Konkurrenten im Reich zurückzudrängen. Der Prager Fenstersturz in Böhmen löste 1618 den Dreißigjährigen Krieg aus. An die Stelle des katholischen Königs Ferdinand wurde von den Böhmischen Adeligen der protestantische ,,Winterkönig" Friedrich von der Pfalz gesetzt. Der eben abgesetzte Ferdinand wurde ein Jahr später jedoch von den Kurfürsten zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Daraufhin ließ dieser die Aufständischen in Böhmen mit bayerischer und spanischer Unterstützung niederschlagen. Ferdinand II. unternahm nun den Versuch, das gesamte Reichsgebiet unter katholischer Vorherrschaft zu stellen. Die jeweiligen Kriegsparteien suchten nach neuen Bündnispartnern. Den protestantischen Fürsten kamen Schweden und Dänemark zur Hilfe, um unter anderem strategische Bedeutung im Ostseeraum zu gewinnen. Die katholischen Territorien und der Kaiser wurden von Spanien unterstützt. Durch die Einschaltung anderer europäischer Großmächte zog sich der Krieg in die Länge und nahm einen unübersichtlichen Charakter an. Ganze Landstriche wurden verwüstet. Menschen mussten den vorbeiziehenden Truppen ihre letzte Nahrung geben und fanden infolge von Missernten, Hunger und Seuchen selbst den Tod. 1635 wurde zwischenzeitlich der Prager Frieden geschlossen. Dennoch war der Krieg damit noch nicht beendet, da Frankreich und Schweden weiterhin intervenierten und ihre Herrschaft auf Kosten des Kaisers ausweiten wollten. Der Dreißigjährige Krieg ging erst mit dem Westfälischen Frieden im Oktober 1648 zu Ende. Die Bevölkerungsanzahl schrumpfte auf ein Minimum. Seit 1641 fanden in Münster und Osnabrück erste Verhandlungen für einen Friedensvertrag statt. Dort versammelten sich neben den Gesandten des Kaisers, der Könige von Spanien, Frankreich auch zahlreiche Fürsten des Heiligen Römischen Reiches. Die Veranstaltung eines derartigen Friedenskongresses war für diese Zeit eine Neuheit. Die Verhandlungspartner versuchten nun nicht mehr durch Krieg, sondern durch Diplomatie eigene 16 Interessen durchzusetzen. Mit dem Westfälischen Frieden erfolgte am 24. Oktober 1648 ein Friedensvertrag, der erstmals ein allgemeines Völkerrecht festschrieb. Es wurden nun jedem Menschen ein Recht auf die eigene Konfession gewährt. Im Heiligen Römischen Reich ging die Macht des Kaisers endgültig zugunsten der Kurfürsten verloren. Das Konzept des Westfälischen Frieden entwickelte sich in der Folgezeit zum Vorbild für die nachfolgenden Friedensschlüsse - nach den Napoleonischen Kriegen, dem Ersten Weltkrieg und Zweiten Weltkrieg. Europäische Friedensordnung nach den Napoleonischen Kriegen: 1789 war in Frankreich die Revolution ausgebrochen. Trotz Reformen in der Gesellschaft, Politik und Wirtschaft radikalisierte sich die Revolution jedoch zwischenzeitlich und fand über mehrere Jahre kein Ende. Erst General Napoleon Bonaparte ergriff per Staatsstreich die Regierungsgewalt in Frankreich und erklärte die Revolution 1799 für beendet. Grund für seinen politischen Aufstieg war Napoleons Prestige, das er infolge der siegreichen Koalitionskriege errungen hatte. Das revolutionäre Frankreich befand sich seit 1792 im Krieg gegen andere europäische Großmächte, die die Abschaffung des Königtums in Frankreich wieder rückgängig machen wollten. Aus der anfänglichen Verteidigung wurde zunehmend ein Revolutionsexport nach Europa. Napoleon gewann mit der französischen Armee eine Schlacht nach der anderen und annektierte im Frieden von Lunéville 1801 das linke Rheinufer. Darüber hinaus krönte er sich 1804 selbst zum Kaiser und schuf mit dem Code civil ein neues Gesetzbuch im Zivilrecht. Außenpolitisch sorgte er für die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches. Die ehemaligen deutschen Staaten traten im Jahr 1806 Napoleons neu gegründeten Schutzbündnis- dem Rheinbund - bei. Dort kam es zu umfassenden Reformen, die die Bündnispartner zu modernen Staatsapparaten verwandelten. Napoleon ordnete die geografische Landkarte völlig neu: mit dem Reichsdeputationshauptschluss wurden die ca. 300 Klein- und Mittelstaaten zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt. Damit begann für den deutschsprachigen Raum der Beginn in die moderne Neuzeit. Auch Preußen musste sich der französischen Vormacht beugen. Die Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806 veranlasste die Staatsführung zu den Preußischen Reformen. Nachdem Napoleons Russlandfeldzug 1812 scheiterte, schlossen Preußen, Österreich und Russland eine neue Koalition gegen Frankreich. In der Völkerschlacht bei Leipzig konnte Napoleons Herrschaft über Europa besiegelt werden. Die verbündete Koalition marschierte bis nach Paris und ließ Napoleon im April 1814 als Kaiser absetzen. Auf dessen Thron folgte Ludwig XVIII. Am 30. Mai 1814 schlossen die Siegermächte mit Frankreich den Ersten Pariser Frieden. Darin wurden Frankreichs Grenzen auf den Stand von 1792 zurückversetzt. Zwischen September 1814 und dem 9. Juni 1815 fand der Wiener Kongress statt. Dort trafen sich die führenden europäischen Staatsmänner, um eine friedliche Neuordnung Europas zu gestalten. Im Mittelpunkt der Verhandlungen stand die Idee eines Gleichgewichts unter den Großmächten. Da jeder Teilnehmer unterschiedliche Gebietsansprüche vertrat, wurde nach einer angemessenen Lösung für alle Beteiligten gesucht. Es kam zu Entschädigungen, Grenzverschiebungen und Teilungen. Dominiert wurde der Kongress von Österreichs Außenminister Fürst von Metternich. Er setzte sich für eine Restauration der vorrevolutionären Ordnung ein und wollte einen ausbalancierten Interessenausgleich schaffen. Im März 1815 kehrte Napoleon aus seinem Exil nach Frankreich zurück und versuchte seine verlorene Macht zurückzugewinnen [Herrschaft der 100 Tage]. Wenig später erneuerten Russland, Preußen, Österreich und Großbritannien ihre Koalition und sorgten in der Schlacht bei Waterloo für einen endgültigen Sieg über Napoleon. Der ehemalige Kaiser der Franzosen wurde in die Atlantikinsel St. Helena verbannt, wo er 1821 starb. Am 20. November 1815 musste Frankreich im Zweiten Pariser Frieden Gebiete an die Niederlande abtreten und hohe Reparationsleistungen zahlen. Der deutschsprachige Raum stand auf dem Wiener Kongress im Mittelpunkt. An die Stelle des zuvor aufgelösten Rheinbundes wurde in der 17 Bundesakte am 9. Juni 1815 die Gründung des Deutschen Bundes beschlossen. Damit wurde ein lockerer Staatenbund aus souveränen Einzelstaaten geschaffen, um den inneren und äußeren Frieden zu gewährleisten. Es gab weder eine Zentralregierung noch allgemein gültige Verfassung. Nationale und liberale Forderungen blieben größtenteils unerwünscht. Damit reagierte Fürst von Metternich auf die Erfahrungen der Napoleonischen Kriege und versuchte ein ausgeglichenes Friedenssystem zu installieren. Die auf dem Wiener Kongress geregelte Friedensordnung zielte auf ein Gleichgewicht der Großmächte, Diplomatie und Solidarität ab. Die Monarchen Preußens, Österreichs und Russland einigten sich in der Heiligen Allianz auf eine gemeinsame Vorgehensweise gegen nationale und liberale Bewegungen aus dem Inneren. Als oberste Prioritäten galten die Restauration, Legitimität und Solidarität. Mit der Herstellung der Pentarchie wurde ein Ausgleich zwischen den global players" Frankreich, Großbritannien, Preußen, Österreich und Russland ermöglicht. Dieses System sorgte für eine langjährige Friedensepoche und wurde erst durch die Revolution 1848/49 kurzzeitig außer Kraft gesetzt. Internationale Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg: Zwischen 1914 und 1918 kämpfte das Deutsche Reich mit Österreich-Ungarn gegen die Koalition Großbritanniens, Frankreichs und Russlands. Im September 1918 entschied sich die Oberste Heeresleitung für das Kriegsende und übergab die Regierungsgewalt den Sozialdemokraten. Mit dem Ausbruch der Novemberrevolution 1918 ging das Deutsche Kaiserreich unter. Am 11. November unterzeichneten die Kriegsteilnehmer einen Waffenstillstandvertrag. Ohne Einvernehmen wurde von Reichskanzler Max von Baden die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. verkündet. Nach der zwischenzeitlichen Einrichtung eines Rats der Volksbeauftragten kam es im Januar 1919 zur Gründung der Weimarer Republik. Die Regierungsgewalt befand sich nun in den Händen der Sozialdemokraten. Am 18. Januar 1919 wurde die Friedenskonferenz in Versailles eröffnet. Die Siegermächte schlossen eine deutsche Delegation von den Verhandlungen aus und wollten ihre Ziele so weit wie möglich durchsetzen. Vor allem Frankreich hatte Interesse an eine Schwächung Deutschlands, da es sich für die Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 revanchieren wollte. Die Franzosen suchten Schutz vor einer erneuten deutschen Aggression und bemühten sich um eine dauerhafte militärische Überlegenheit. Im Juni 1919 musste eine deutsche Delegation dem Versailler Friedensvertrag bedingungslos zustimmen. Deutschland wurde im Artikel 231 die alleinige Schuld am Kriegsausbruch zugeschrieben und musste daher einige Gebietsabtretungen hinnehmen. Das Heer wurde auf 100.000 Mann reduziert, die Wehrpflicht verboten. Hinzu kamen hohe Reparationszahlungen, die die deutsche Wirtschaft massiv belasteten und 1923 in eine Hyperinflation trieben. Die Zustimmung des Versailler Vertrags löste in der deutschen Bevölkerung eine Welle der Empörung aus. Er wurde als ,,Schanddiktat" diffamiert und bereitete rechtsextremistischen Parteien großen Zulauf. In den Krisenjahren 1919 bis 1923 stand die junge Weimarer Republik vor einer harten Bewährungsprobe und wurde durch links- und rechtsextremistische Putschversuche belastet. In den rechtsnationalen Kreisen wurde mit der Dolchstoßlegende die Schuld an der allgemeinen Misere den Sozialdemokraten zugeschoben. Nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1929 verhalf diese Legende der NSDAP zum politischen Aufstieg und ebnete somit einen Weg in die Errichtung des ,,Dritten Reichs". Am 10. Januar 1920 wurde mit dem Völkerbund ein System der Verständigung geschaffen. Die Idee ging den 14- Punkte-Plan des US-Präsidenten Woodrow Wilson zurück und sollte weitere Kriege durch friedliche Streitschlichtung verhindern. Deutschland wurde zunächst von dem Völkerbund ausgeschlossen und trat ihm erst 1926 - durch die außenpolitische Erfolge Gustav Stresemanns - bei. Die Errichtung einer internationalen Organisation zur Friedenssicherung bedeutete ein Fortschritt im Völkerrecht und wurde zum Vorbild für die späteren Vereinten Nationen (UNO). Die durch den Versailler 18 Vertrag ausgelöste Dauerkrise in Deutschland schuf jedoch einen Nährboden für den Nationalsozialismus und führte 1939 zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Konflikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg: Mit dem Einmarsch der Wehrmacht in Polen am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. 1941 verbündeten sich die USA, Großbritannien und Sowjetunion in der Atlantik-Charta gegen die gewaltsame Kriegs- und Vernichtungspolitik des ,,Dritten Reichs". Nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 wurde aus dieser Anti-Hitler Koalition zunehmend ein Ost-/West-Konflikt, der vom Gegensatz der Weltmächte USA und Sowjetunion geprägt wurde. Streitigkeiten über die politische und geografische Neuordnung Deutschlands prägten den Alltag und machen eine Einigung immer unwahrscheinlicher. Nach der deutschen Kapitulation wurde Deutschland von den Siegermächten USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Ein Alliierter Kontrollrat übernahm die provisorische Regierungsgewalt. Auf der Potsdamer Konferenz trafen sich im Juli/August 1945 die alliierten Regierungschefs, um über die zukünftige Vorgehensweise zu verhandeln. Einigung bestand bei den Teilnehmern in den sogenannten 5 Ds. Deutschland sollte vollständig demokratisiert, demilitarisiert, dezentralisiert, denazifiziert und - in Bezug auf Waffenindustrie - demontiert werden. Unstimmigkeiten ergaben sich jedoch bei Fragen um die Oder-Neiße-Grenze und Reparationsforderungen von der Sowjetunion. Mit dem Potsdamer Abkommen wurde zunächst kein Friedensvertrag beschlossen, sondern die provisorische Regierungsarbeit in den vier Besatzungszonen fortgeführt. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Sowjetunion zahlreiche Gebiete in Mittel- und Osteuropa unter Kontrolle gebracht und als Satellitenstaaten installiert. Sie schuf damit einen eigenen Sicherheitsgürtel gegen den Westen. Die USA fühlten sich von dieser Vorgehensweise bedroht und betrieben - durch die Truman-Doktrin verkündet - seit 1947 eine Containment-Politik. Damit sollte der sowjetische Einfluss in der Welt eingedämmt werden, indem bedrohten Staaten militärische Unterstützung zugesagt wurde. Des Weiteren sorgten die USA mit dem Marshallplan für ein finanzielles Wiederaufbauprogramm der westeuropäischen Staaten und ermöglichten damit ein stabiles Gegengewicht zum Osten. Aus dieser zunehmenden Abgrenzung resultierte 1949 die Spaltung Deutschlands in BRD und DDR. Die USA und Sowjetunion banden ihre Bündnispartner in eigene Verteidigungsbündnisse ein. Auf die Gründung der NATO und Wiederbewaffnung der BRD 1955 reagierte die Sowjetunion kurz darauf mit dem Warschauer Pakt. Diese Zeit war von militärischer Aufrüstung, Stellvertreterkriegen und Abgrenzung geprägt. Das atomare Wettrüsten führte in der Kuba-Krise 1962 beinahe zum Ausbruch eines neuen Weltkrieges. Die beiden Supermächte einigten sich folglich auf eine bessere Verständigung in Form einer ,,friedlichen Koexistenz", um weitere Eskalationen im Vorhinein zu verhindern. Mit der wirtschaftlichen Krise und den Reformen ,,Perestroika und Glasnost" von Michail Gorbatschow ging der Kalte Krieg Ende der 1980er Jahre seinem Ende zu. Der ,,Mauerfall" in der DDR am 9. November 1989 leitete die Wende zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung ein, die gleichzeitig das System der bipolaren Welt sprengte. Die Sowjetunion wurde 1991 aufgelöst. 19 Mediatisierung: Ein zentraler Punkt des Reichsdeputationshauptschluss war die Mediatisierung. Dies bedeutete, dass die Fürsten der abgetretenen linksrheinischen Territorien mit rechtsrheinischen Territorien,,entschädigt" wurden. Dies geschah auf Kosten der geistlichen Staaten, die durch diese Regelung ihre Existenz verloren. Auch Reichsstädte und die kleinen reichsunmittelbaren Herrschaften waren von dieser ,,Flurbereinigung" betroffen. Sie wurden jeweils in ein größeres Territorium integriert, die somit zu größeren staatlichen Einheiten zusammengelegt wurden. Von der Mediatisierung konnten vor allem Preußen, Bayern, Württemberg und Baden profitieren. Dies war in Napoleons Interesse, da er mit diesen vergrößerten Staaten ein ,,Bollwerk" gegen den Feind Österreich aufbauen wollte. Säkularisierung: Neben der Mediatisierung spielte die Säkularisierung eine wichtige Rolle: sie entzog den geistlichen Staaten ihre Herrschaftsrechte und verleibte sie in andere größere Territorien ein. Dies führte dazu, dass der kirchliche Einfluss in der Politik immer mehr zurückging. Kirche und Staat wurden zunehmend getrennt. Der kirchliche Besitz von Bistümern und Abteien wurde enteignet und einem anderen Territorium zugesprochen. Code civil: Code civil ist die Bezeichnung für das von Napoleon Bonaparte 1804 geschaffene Gesetzbuch im Zivilrecht. Er versuchte damit die Errungenschaften der Französischen Revolution - Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit - schriftlich zu fixieren und eine einheitliche Rechtsordnung zu schaffen. Der Code civil wurde auch in den besetzten europäischen Staaten umgesetzt und hatte weitreichende gesellschaftliche und politische Umbrüche zur Folge. Rheinbund: Der Rheinbund war ein im Jahr 1806 von Napoleon Bonaparte gegründetes Militärbündnis. Er umfasste zahlreiche deutsche Staaten, die ihm zu militärischer Unterstützung verpflichtet waren. Gleichzeitig ermöglichte der Rheinbund einen enormen Modernisierungsschub, indem er die Mitgliedsstaaten durch Reformen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu leistungsfähigen Bündnispartnern ausbaute. Bourgeoisie und Proletariat: Die Begriffe ,,Bourgeoisie" und ,,Proletariat" entstanden im Zuge der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Karl Marx sprach von einem ,,Klassenkampf" zwischen beiden Gesellschaftsgruppen. Während die wohlhabenden Bürger (Bourgeoisie) über Fabriken und Maschinen verfügten, konnten die Lohnarbeiter (Proletariat) nur ihre Arbeitskraft anbieten. Die Folge waren Ausbeutung und Pauperismus der arbeitenden Klasse. Erste industrielle Revolution: Die Erste Industrielle Revolution setzte eine bis heute andauernde Modernisierung in Gang. Sie verdrängte traditionelle Arbeitsformen - wie Manufaktur, Handwerk, Verlagswesen - und ersetzte diese durch neue Maschinen. Fabriken wurden zu neuen Zentren einer rasant wachsenden Produktion. England entwickelte sich von einer Agrar- zur Industriegesellschaft. Banken gewannen zunehmend an Bedeutung, indem sie Unternehmern Kredite für neue Investitionen bereitstellten. Durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes und der Schifffahrt konnten Güter immer schneller transportiert werden. Die Zweite Industrielle Revolution begann im deutschsprachigen Raum ab 1830. Zweite Industrielle Revolution: Durch die Industrielle Revolution wandelte sich Deutschland von einer Agrar- zur Industriegesellschaft. Das Bürgertum war der größte Nutznießer dieser Entwicklung. In den rasant wachsenden Städten lebten zahlreiche Lohnarbeiter, die von den bürgerlichen Unternehmern mit Billiglöhnen ausgebeutet wurden. Es entstand eine soziale Spaltung zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Als Reaktion auf die soziale Frage entwickelten Karl Marx und Friedrich Engels mit dem ,,Kommunistischen Manifest" 1848 eine neue Gesellschaftsform. In den 1860er Jahren entstanden die ersten Gewerkschaften und Arbeitervereine, die langfristig an politischer 20 Bedeutung gewannen und die Bedingungen der Arbeiterschaft verbessern konnten. Der Staat kam diesen Forderungen mit einer Sozialgesetzgebung entgegen. 1949-1990: Im Zweiten Weltkrieg hatten sich die USA, Großbritannien und die Sowjetunion in einer Anti-Hitler- Koalition verbündet. Zwischen 1943 und 1945 trafen sich deren führenden Politiker auf Konferenzen in Teheran, Casablanca und Jalta, um über die politische und geografische Zukunft Deutschlands zu beraten. Dabei legten sich die Alliierten unter anderem auf eine Einteilung Deutschlands in Besatzungszonen und Einsetzung einer zentralen Kontrollbehörde fest. Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Mit der Berliner Erklärung wurde die Regierungsgewalt Deutschlands unter Kontrolle der Besatzungsmächte gestellt. Auf der Potsdamer Konferenz am 30. Juli 1945 trat der Alliierte Kontrollrat zum ersten Mal zusammen. Oberstes Ziel des Alliierten Kontrollrats in der Nachkriegszeit war die Umsetzung des Potsdamer Abkommens in die politische Praxis. Dazu gehörte vor allem die Aufhebung aller nationalsozialistischen Gesetze, die Nürnberger Prozesse und Entnazifizierung. Von Deutschland sollte keine Kriegsgefahr mehr ausgehen. Der Kontrollrat übergab die Anweisungen an die militärischen Oberbefehlshaber in den einzelnen Besatzungszonen. Berlin war als zentraler Punkt direkt dem Alliierten Kontrollrat unterstellt. Die gemeinsame Zusammenarbeit der Besatzungsmächte entwickelte sich jedoch schnell zu einem Ost/West-Konflikt. Die USA und Großbritannien lehnten die hohen Reparationsforderungen und Demontagen der Sowjetunion ab und befürworteten eine wirtschaftliche Stärkung Deutschlands. Mit der Bildung der Bizone am 1. Januar 1947 setzte das allmähliche Scheitern des Alliierten Kontrollrats ein. Nachdem Frankreich die Bizone 1948 zur Trizone weiterentwickelt hatte, war die Teilung Deutschlands nur noch eine Frage der Zeit. Die USA, Großbritannien und Frankreich distanzierten sich von der Sowjetunion und legten auf der Londoner Sechsmächtekonferenz die Grundlage für die Gründung der BRD. Die Westmächte führten in ihren Sektoren ohne Absprache der Sowjetunion eine Währungsreform durch. Daraufhin kam es von der sowjetischen Besatzung zur Berlin-Blockade. Durch diese Umstände kam die gemeinsame Zusammenarbeit im Alliierten Kontrollrat 1948 zum Erliegen. Nach der deutschen Teilung 1949 waren sowohl die BRD als auch die DDR weiterhin der Kontrolle einer Hohen Kommission unterstellt. Mit den Pariser Verträgen endete für die BRD der Besatzungsstatus, war jedoch weiterhin in ihrer Souveränität eingeschränkt. Die formale Auflösung der Kontrollbehörden erfolgte in beiden Staaten erst mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag und der deutschen Wiedervereinigung 1990. Kurz vor der Nachkriegszeit reiste die sogenannte Gruppe Ulbricht am 30. April 1945 von Moskau nach Berlin. Der Kader wurde nach der Hauptperson Walter Ulbricht genannt, der in den ersten Jahren der DDR eine führende Rolle übernahm. Sie kümmerten sich um die Lebensmittelversorgung in Berlin und sollten deren Einwohner dazu bringen, die Anweisungen der sowjetischen Militärregierung zu befolgen. Des Weiteren überreichte Ulbricht den sowjetischen Stadtkommandanten vorgefertigte Namenslisten von KPD-Politikern, die wichtige Schlüsselpositionen in der Stadtverwaltung besetzen sollten. Die Gruppe Ulbricht sollte auch die Gründung von Parteien und Gewerkschaften neu organisieren, um der Bevölkerung zu suggerieren, dass es nicht zum Aufbau eines sozialistischen Systems kommen werde. Ulbricht erklärte diesbezüglich in einem Interview,,,dass es demokratisch aussehen müsse, aber die Schlüsselpositionen von Kommunisten besetzt werden sollen". Die Tätigkeit der Gruppe Ulbricht hatte langfristige Auswirkungen auf die Politik in der sowjetischen Besatzungszone. Mit der Neugründung von Parteien und Gewerkschaften sollte zunächst der Anschein vermittelt werden, als würde man nicht den Aufbau eines sozialistischen Systems beabsichtigen. Durch die Besetzung wichtiger Verwaltungsämter mit KPD-Politikern wurden aber die Grundlagen für den Aufbau des 21 Sozialismus geschaffen. Anschließend erfolgten die Bodenreform und Zwangsvereinigung der SPD und KPD zur SED. Damit sollten Staat, Wirtschaft und Kultur in der späteren DDR vereinheitlicht werden. Seit dem Kurswechsel im November 1945 gründeten SPD und KPD unter massiven Druck der sowjetischen Militärregierung Arbeitsgruppen, die sich um die strukturelle Organisation einer Vereinigung kümmern sollten. In den folgenden Monaten wurde der Widerstand der SPD gegen einen Zusammenschluss gebrochen, indem deren Politiker verhaftet wurden. Die Abstimmung für eine Vereinigung beider Parteien wurde im Frühjahr 1946 durch Manipulation und Unterdrückung entschieden verfälscht. Der Vereinigungsprozess zwischen SPD und KPD fand am 21./22. April 1946 im Admiralpalast im östlichen Sektor Berlins statt. Infolgedessen entstand die SED. Die Prozesse gegen die NS-Hauptkriegsverbrecher fanden vor dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg vom 20. November 1945 bis 1. Oktober 1946 statt. Dafür wurden erstmalig Vertreter eines souveränen Staates für ihr Handeln bestraft. Unter den Anklagepunkten fielen unter anderem Verbrechen gegen den Frieden, gegen Menschlichkeit und Kriegsverbrechen. Zu den 24 Hauptkriegsverbrechern des ,,Dritten Reichs" zählten neben einigen anderen Hermann Göring, Rudolf Heß und Joachim von Ribbentrop. Die meisten der Angeklagten erhielten die Todesstrafe. Andere populäre NSDAP-Funktionäre wie Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Heinrich Himmler waren zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Nach den Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher fanden bis 1949 in Nürnberg zwölf weitere Nachfolgeprozesse gegen Ärzte, Juristen, Mitglieder von SS und Polizei und Minister statt. Diese wurden unter Verantwortung des US- amerikanischen Militärgerichtshofs geführt. Die westlichen Militärregierungen Großbritanniens und der USA setzten nach 1945 verstärkt Mittel politischer Bildung ein, um somit die Umerziehung der deutschen Gesellschaft zu ermöglichen. Dies äußerte sich in öffentlichen Podiumsdiskussionen, Filmpräsentationen, Rundfunkbeiträgen und Zeitschriftenartikel. In der US-amerikanischen Besatzungszone wurden die Einwohner der Stadt Weimar gezwungen, das befreite KZ Buchenwald zu besichtigen und auf diese Weise auf die NS- Verbrechen aufmerksam zu machen. In den westlichen Besatzungszonen entstanden öffentlich- rechtliche Rundfunkanstalten, die von staatlicher Kontrolle unabhängig waren, aber dennoch einem eigenen Aufsichtsgremium unterstanden. Ebenso durften in den Westzonen ab 1947 Zeitungen ohne Lizenz veröffentlicht werden, da die Pressefreiheit wichtiger Bestandteil eines demokratischen Systems war. In der Bildungspolitik sollten jegliche nationalsozialistische und militaristische Inhalte vernichtet werden. Mit der Verkündung der Truman-Doktrin 1947 wurde offensichtlich, dass sich die USA und Sowjetunion in ihren politischen Zielen immer mehr entfremdeten. Auf die politische Eindämmung des Kommunismus folgte daraufhin der Marshallplan als Wiederaufbauprogramm, das die westeuropäischen Staaten von der Sowjetunion fernhalten sollte. Der Marshallplan wurde ab Mai 1947 vom US-amerikanischen Außenministerium, darunter George C. Marshall und George F. Kennan, entwickelt. Für die Umsetzung der Finanzhilfen gründeten auf Initiative der USA im April 1948 16 europäische Staaten den OEEC. Die USA hatten den Marshallplan auch der Sowjetunion und deren osteuropäischen Satellitenstaaten angeboten. Die Sowjetunion lehnte ihn jedoch erwartungsgemäß ab, da er mit ihrer Planwirtschaft und kommunistischen Ideologie nicht vereinbar war. Außerdem wollten sie nicht in Abhängigkeit der USA geraten. Die 16 teilnehmenden europäischen westeuropäischen Staaten erhielten von 1948 bis 1952 knapp 12,4 Milliarden US- Dollar. Westdeutschland wurden davon 1,4 Milliarden zugesprochen. Für die USA hatte der Marshallplan neben der Eindämmung des Kommunismus auch eine große Bedeutung für die eigene Wirtschaft. Durch die Stabilisierung Europas gewannen die USA neue Absatzmärkte und verstärkten 22 damit ihren Einfluss über Westeuropa. Für Westdeutschland ging der Marshallplan mit der Währungsreform vom 20. Juni 1948 einher. Er schuf die Grundlagen für das ,,Wirtschaftswunder" der 1950er Jahre und band die BRD eng an die westliche Staatenwelt [Westintegration]. Hinsichtlich der gesamteuropäischen Politik verstärkte der Marshallplan aber auch die Gegensätze der USA und Sowjetunion, die 1949 zur deutschen Teilung und zum Kalten Krieg führten. Die Einführung der D-Mark konnte auf langfristige Sicht die westdeutsche Wirtschaft ankurbeln. Sie wurde zur Grundlage für die Umsetzung des US-amerikanischen Marshallplans, sodass es in den 1950er Jahren der BRD zu einem ,,Wirtschaftswunder" kam. Die Währungsreform hatte in Bezug auf die deutsche Politik die allmähliche Ost/West Spaltung zur Folge. In Berlin kam es aufgrund seines Sonderstatus zum verheerenden Konflikt wegen der neuen Währung. Da die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone ebenfalls eine Währungsreform vollzog und diese auf ganz Berlin ausweiten wollte, gab es dort nun zwei verschiedene Währungen. Die Entstehung von zwei deutschen Wirtschaftsgebieten hatte ein Jahr später die deutsche Teilung zur Folge. Am 24. Juni 1948 wurden die Menschen in Westberlin von der Außenwelt abgeschnitten. Die Sowjetische Militäradministration reagierte auf die zuvor in den Westzonen durchgeführte Währungsreform und blockierte alle Land- und Wasserwege. Diese Berlin-Blockade lösten die westlichen Besatzungsmächte mit der sogenannten ,,Luftbrücke", die die Westberliner Bevölkerung elf Monate lang mit Gütern und Lebensmitteln versorgte. Die Londoner Sechsmächtekonferenz dauerte vom 23. Februar 1948 bis 2. Juni 1948. Teilnehmer waren Vertreter der westlichen Besatzungsmächte USA, Großbritannien, Frankreich sowie der drei Benelux-Staaten Luxemburg, Niederlande und Belgien. Ziel und Zweck der Konferenz war der Aufbau eines demokratischen und föderalistischen Staates, der sich in die westliche Völkergemeinschaft integrieren sollte. Mit den Londoner Empfehlungen wurden die drei westlichen Militärregierungen dazu beauftragt, die Ministerpräsidenten der elf westdeutschen Länder zur Einberufung eines parlamentarischen Rates anzuweisen. Auf diese Weise sollte dem deutschen Volk zumindest teilweise wieder die Verantwortung über die eigene Politik überlassen werden. Die Sowjetunion nahm an dieser Konferenz nicht Teil, sie trat aus dem Alliierten Kontrollrat aus. Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) wurde 1951 von sechs westeuropäischen Staaten gegründet. Sie diente als überstaatliche Organisation für eine gemeinsame Kohle- und Stahlproduktion und markierte den Beginn des europäischen Zusammenwachsens. Die BRD integrierte sich als Gründungsmitglied eng in die westliche Staatengemeinschaft. Die Stalin-Noten vom März/April 1952 waren ein Angebot des sowjetischen Staatschefs Stalin zur Wiedervereinigung eines neutralen Deutschlands. Bundeskanzler Konrad Adenauer und die Westmächte lehnten dessen Vorschlag jedoch ab, da sie ihn als Täuschungsmanöver betrachteten. Nachdem Stalins Angebot abgelehnt wurde, war der ultimative Versuch zur Überwindung der deutschen Teilung gescheitert. Auf der zweiten Parteikonferenz der SED vom 9. bis 12. Juli 1952 wurde der planmäßige ,,Aufbau des Sozialismus" in der DDR beschlossen. Dies bedeutete die politische, wirtschaftliche und kulturelle Gleichschaltung nach den Richtlinien des Marxismus-Leninismus. Jeglicher Widerstand wurde durch politische Kontrolle, Zensur und Verfolgung unterdrückt. Damit etablierte sich die DDR zu einem sozialistischen Einparteiensystem. Am 17. Juni 1953 überschlugen sich in der DDR Streiks, Proteste und Demonstrationen, die einen großen Aufstand auslösten. Bürger widersetzten sich der DDR-Regierung, da diese zuvor die Arbeitsnormen erhöht hatte und der Lebensstandard sehr dürftig war. Die Proteste wurden 23 schließlich vom sowjetischen Militär niedergeschlagen. Die Führungselite der DDR lenkte schnell von den internen Problemen ab und propagierte den Aufstand als ,,faschistischen Putschversuch". Nach der Teilung in BRD und DDR 1949 war es auf dem Boden des ehemaligen Deutschen Reichs zur Gründung zweier Teilstaaten gekommen. Die BRD grenzte sich jedoch stark vom Osten ab und erhob über die DDR den Alleinvertretungsanspruch, durch den sie die internationale Vertretung für ,,Gesamtdeutschland" bekräftigte. Diese Politik änderte sich erst mit der sozialliberalen Koalition und der Neuen Ostpolitik ab 1969. Die Anerkennung der DDR als völkerrechtlichen Staat wurde von der Bundesregierung als ,,unfreundlicher Akt" bezeichnet. Der Name der Hallstein-Doktrin geht auf Außenminister Walter Hallstein zurück, die Formulierung entstand durch Wilhelm Grewe. Sie beinhaltete, dass die Bundesregierung solchen Staaten mit dem Abbruch diplomatischer Beziehungen drohen werde, die den Alleinvertretungsanspruch der BRD ignorieren würden. Demzufolge kündigte die BRD 1957 zu Jugoslawien und 1963 zu Kuba ihre Beziehungen auf. Auf diese Weise gelang es der BRD, die DDR in ihren ersten Jahren international zu isolieren. Der am 5. Mai 1955 verabschiedeten Pariser Verträge beendeten das Besatzungsstatut der Alliierten über Westdeutschland. Er war Folge der Westintegration von Bundeskanzler Konrad Adenauer, der die BRD politisch und wirtschaftlich eng an die westliche Staatenwelt band. Infolgedessen kam es zur Wiederbewaffnung, Wiedererlangung der Souveränität und zum Beitritt zur NATO. Die Römischen Verträge wurden am 25. März 1957 von Frankreich, Belgien, BRD, Italien, Luxemburg und den Niederlanden unterzeichnet. Darunter fielen die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und Atomgemeinschaft. Diese Verträge gelten als Grundstein für die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Handelspolitik mit festen Institutionen. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wurde 1957 von Frankreich, BRD, Italien, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden gegründet. Damit sollte ein gemeinsamer überstaatlicher Markt zur Förderung der Handelsbeziehungen geschaffen werden. Die EWG legte den Grundstein für den langwierigen europäischen Einigungsprozess und ist Vorläufer der heutigen Europäischen Union. Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 riegelte Ostberlin von allen Übergangswegen zu Westberlin ab. Zu den Gründen des Mauerbaus gehörte die zunehmende Fluchtwelle von DDR- Facharbeitern zur Bundesrepublik, die den wirtschaftlichen Aufbau belastet hatten. Die Berliner Mauer blieb bis 1989 Symbol der deutschen Teilung und des Kalten Kriegs. Nachdem Bundeskanzler Konrad Adenauer in den 1950er Jahren für einen wirtschaftlichen Aufschwung gesorgt hatte, kam es in den 1960er Jahren in der BRD zu einem gesellschaftlichen und kulturellen Wandel. Die Ölkrise und Rezession lähmten die Wirtschaft. Erstmals kamen Kritiken gegen die altmodische Gesellschaft auf. organisierten sich Studentenbewegungen, die die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit, neue Bildungssysteme und mehr Offenheit für Jugendkultur forderten. Auch in den USA fanden Proteste, wie die Demonstration gegen den Vietnamkrieg, statt. Nach den Bundestagswahlen 1969 kam die sozialliberale Koalition in die Bundesregierung. Willy Brandt und Walter Scheel leiteten einen außenpolitischen Kurswechsel ein und bemühten sich darum, die Beziehungen zur DDR wieder zu verbessern. Zum Schlagwort wurde die Phrase ,,Wandel durch Annäherung". Sie gaben den Alleinvertretungsanspruch auf, da in den Vorjahren immer mehr Länder der ,,Dritten Welt" die DDR als völkerrechtlichen Staat anerkannt hatten. Willy Brandts Berater Egon Bahr erarbeitete folglich ein Konzept, das die Außenpolitik mit dem Osten auf eine neue Grundlage stellen sollte. Wichtige Bestandteile der Neuen Ostpolitik waren der Moskauer 24 Vertrag (Verpflichtung zur Wahrung des Friedens), Warschauer Vertrag (Anerkennung der Oder- Neiße-Linie), das Viermächteabkommen (USA, GB, SU, F), das Transitabkommen (Lockerung der Reisegesetze), der Grundlagenvertrag (keine internationale Vertretung des Gegenüber) und Prager Vertrag (Unverletzlichkeit der Grenzen). Das am 3. September 1971 geschlossene Viermächteabkommen schrieb grundlegende Regelungen in Bezug auf die Berlin-Politik fest. Die USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion behielten sich weiterhin die gemeinsame Verantwortung über Berlin als Sonderstatus vor. Die Sowjetunion verpflichtete sich dazu, den Reiseverkehr zwischen Westberlin und BRD nicht mehr zu behindern. Darüber hinaus sollten die Reisemöglichkeiten zwischen West- und Ostberlin verbessert werden, damit der gegenseitige Kontakt der Familien nicht abbrach. Dies wurde durch das wenig später unterzeichnete Transitabkommen vereinbart. Im Viermächteabkommen akzeptierte die Sowjetunion erstmals die rechtliche Zugehörigkeit Westberlins zum Staatsgebiet der BRD. Aufgrund der zunehmenden Fluchtwelle entschied sich das Politbüro des SED-Zentralkomitees am 7. November 1989 dafür, ein neues Gesetz für die ständige Ausreise vorzubereiten. Am 9. November übergab SED-Generalsekretär Egon Krenz eine handschriftliche Ausfertigung an Günter Schabowski. Am selben Abend fand eine internationale Pressekonferenz statt, auf der Schabowski das neue Reisegesetz verkündete. Diese Nachricht verbreitete sich durch Radio und Fernsehen innerhalb kürzester Zeit in der Bevölkerung, sodass es an der Berliner Mauer zu einer Massenkundgebung kam. Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, wurde die Grenzübergangsstelle schließlich geöffnet. Alle weiteren Grenzübergänge in Berlin wurden bis Mitternacht ebenfalls geöffnet. Diese Ereignisse werden als ,,Mauerfall" bezeichnet. Das Zehn-Punkte-Programm legte Kohl dem Deutschen Bundestag am 28. November 1989 vor. Darin forderte er humanitäre und wirtschaftliche Hilfe für die DDR, die die Infrastruktur zwischen beiden Staaten verbessern sollte. Kohl setzte auf freien Reiseverkehr und politische Zusammenarbeit mit der DDR, forderte allerdings das Ende der SED-Einparteienherrschaft. Stattdessen sollten freie und geheime Wahlen durchgeführt werden. Darüber hinaus sollte die Planwirtschaft abgeschafft werden. Kohl beabsichtigte mit der DDR eine Vertragsgemeinschaft mit konföderativen Strukturen, um eine Grundlage für die deutsche Wiedervereinigung zu schaffen. Kohl dachte nicht nur an die deutsche Einheit, sondern wollte zugleich auch den Beitritt der Ostblockstaaten in die EG erreichen. Zum europäischen Einigungsprozess gehörte das Ende des Kalten Krieges sowie die Abrüstung von Atomwaffen. DDR und BRD: Nachdem die Sowjetunion Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien und DDR zu sozialistischen Satellitenstaaten gemacht hatte, reagierten die USA 1947 mit der Truman-Doktrin. Dies war eine Gegenmaßnahme wegen der Irankrise, in die sich die Sowjetunion einmischte und eine kommunistische Regierung einsetzten wollte. Mit der Truman-Doktrin garantierten die USA neben dem Iran auch Griechenland und Türkei militärische Unterstützung, da sie von der sowjetischen Einflussnahme bedroht waren. Zum weiteren Bestandteil dieser Containment-Politik gehörte der Marshallplan, der die westeuropäischen Staaten bei ihrem wirtschaftlichen Wiederaufbau unterstützte. Damit konnten die USA die Sowjetunion militärisch und wirtschaftlich vor einer weiteren Expansion in Europa stoppen. Den ersten Stellvertreterkrieg im Zeichen der bipolaren Welt markiert der Koreakrieg von 1950 bis 1953. Korea war zuvor entlang des 38. Breitengrades in einen kommunistischen Norden und einen von USA geprägten demokratischen Süden geteilt worden. Als die Nordkoreaner 1950 die Grenze zum Süden überschritten, schalteten sich die USA ein und unterstützten den Süden. Die Sowjetunion 25 hingegen lieferte Nordkorea Waffen. Der Krieg endete 1953 und festigte die Teilung Koreas. 1964 intervenierten USA und Sowjetunion im Vietnamkrieg. Die Sowjetunion stattete das kommunistische Nordvietnam mit Waffen aus, während die USA für die Südvietnamesen eigene Truppen einsetzte. Der Konflikt endete 1973 mit dem erfolglosen Abzug der US-Truppen und der Eroberung Südvietnams durch die Kommunisten. 1979 kam es in Afghanistan zum letzten Stellvertreterkrieg. Die Sowjetunion marschierte dort ein, um die kommunistische Regierung zu festigen. Die USA und andere Länder unterstützten die Mudschaheddin mit Waffenlieferungen. 1989 mussten sich die sowjetischen Truppen aus Afghanistan zurückziehen. Aufgrund finanzieller Not kam es 1991 zum Zerfall der Sowjetunion. Die bipolare Welt war vor allem von den gegensätzlichen Staatssystemen geprägt. Die USA betonten die freiheitliche Demokratie und Marktwirtschaft, während die Sowjetunion den Sozialismus und Planwirtschaft als das bessere System betrachtete. Da beide Supermächte nach dem Zweiten Weltkrieg großen Einfluss über Europa gewonnen hatten, wurden zahlreiche Staaten in diese beiden Systeme integriert. Der Kalte Krieg war seit 1949 geprägt vom atomaren Wettrüsten, gegenseitiger Abschreckung und Stellvertreterkriegen. Zu den wichtigsten Etappen gehörten der Koreakrieg, die Berlin-Krise, Kuba-Krise, der Vietnamkrieg und Afghanistankrieg. Die USA und Sowjetunion mischten sich häufig in die Bürgerkriege anderer Länder ein und unterstützten ihre loyalen Parteien mit Waffenlieferungen, um den Einfluss des jeweiligen Gegners zurückzudrängen. Im November 1954 berief die Sowjetunion in Moskau eine Sicherheitskonferenz ein. In der Moskauer Erklärung warnten die Delegierten der Ostblockstaaten den Westen vor einer Ratifizierung der Pariser Verträge. Eine Woche nach Inkrafttreten der Pariser Verträge wurde von der Sowjetunion zusammen mit den Ostblockstaaten im Mai 1955 der Warschauer Pakt als eigenes Militärbündnis gegründet. Zu den Mitgliedern des Warschauer Pakts gehörten die Sowjetunion, Polen, Bulgarien, Tschechoslowakei, Albanien, Rumänien, Ungarn und die DDR. Diese versicherten sich gegenseitig militärischen Beistand im Falle eines Angriffes. Der Warschauer Pakt wurde stark von der Sowjetunion dominiert und diente ihr als politische Stütze im Ostblock. Die Entstalinisierung führte zu Lockerungen der Zensur in Kunst und Literatur. Erstmalig wurde die Ära des Stalinismus öffentlich kritisch aufgearbeitet. Geprägt wurde dieser Kurswechsel vom Begriff ,,Tauwetter", der durch den von Ilja Ehrenburg erschienenen Roman an Popularität gewann. In den stalinistischen Gefangenenlagern konnte durch den eingeschlagenen Kurswechsel ein Großteil der Inhaftierten befreit werden. Infolge der Entstalinisierung wurden in den Ostblockstaaten sämtliche nach Stalin benannte Straßen und Plätze umbenannt und Denkmäler abmontiert. Nach Chruschtschows Absetzung vom Amt des KPdSU-Generalsekretärs 1964 kam die Zeit der Entstalinisierung zu ihrem Ende. Am 4. Oktober 1957 wurde der Erdsatellit Sputnik 1 von der Sowjetunion erfolgreich ins Weltall geschossen. Dies machte der Weltöffentlichkeit nicht nur deutlich, dass die Sowjetunion den USA in der Raumfahrttechnik überlegen war. Der Sputnik-Start demonstrierte auch die Weitreiche von sowjetischen Raketen. Den USA wurde offensichtlich, dass sie technologisch hinterherhinkten und angreifbar waren. US-Präsident Eisenhower nahm dieses Ereignis zum Anlass, das amerikanische Bildungssystem zu reformieren. Die Umstrukturierungen sollten mehr Menschen zukünftig an Bildung teilhaben lassen, um mehr Ingenieure ausbilden zu können. Um sich in Situationen wie der Kuba-Krise zukünftig besser verständigen zu können, wurde zwischen Washington und Moskau am 30. August 1963 der ,,Heiße Draht" eingerichtet. Es sollte eine schnelle Kommunikation ermöglicht werden, um Missverständnisse durch langes Verzögern zu verhindern. Der ,,Heiße Draht" fungierte als Fernschreiber mit Telegrafie-Gerät. Um eine mögliche Spionage zu vermeiden, wurde das System mit dem One-Time-Pad verschlüsselt. Die neue Verbindung wurde 26 zwischen den USA und der Sowjetunion erstmals nach Ausbruch des Sechstagekriegs 1967 angewendet. Nachdem die Streitkräfte Südvietnams am 30. Juli 1964 die Inseln an der nordvietnamesischen Küste beschossen hatten und das US-Kriegsschiff USS Madox im näheren Umkreis auf Entdeckungsfahrt ging, gab es eine große Konfrontation. Der erste Zwischenfall ereignete sich am 2. August, als es zu einem Schusswechsel zwischen der USS Madox und drei nordvietnamesischen Schnellbooten kam. Einen Tag später weiteten sich die Angriffe der südvietnamesischen Militärs auf das Festland aus. Obwohl den USA geheime Informationen über einen bevorstehenden Rückschlag Nordvietnams vorlagen, wurde mit dem USS Turner Joy ein weiteres Kriegsschiff eingesetzt. US-Präsident Johnson und Verteidigungsminister McNamara einigten sich darauf, im Falle eines Angriffs mit einem Vergeltungsschlag zu reagieren. Der Tonkin-Zwischenfall vom 4. August wurde aber mit der Behauptung, Nordvietnam hätte zuerst angegriffen, als bewusste Falschmeldung an die Öffentlichkeit gebracht. Der Führungswechsel in der KSC markierte eine Wende in der tschechoslowakischen Reformpolitik. Dubcek setzte sich für einen ,,Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ein. Dazu gehörte die Garantie von Grundrechten wie Meinungs-, Presse- und Versammlungsfreiheit und die Zulassung anderer Parteien. Des Weiteren sollte die zentral organisierte Planwirtschaft durch mehr Freiheiten für die Betriebe gelockert werden. Es war zudem geplant, dass die in den Jahren zuvor politischen Verurteilten freigelassen werden sollten. Die Herrschaft der Kommunistischen Partei sollte jedoch unumstritten bleiben. Dieses Reformprogramm löste im Frühjahr 1968 den ,,Prager Frühling aus". Symbolisch für die breite Zustimmung der Reformpolitik wurde das ,,Manifest der 2000 Worte". Wegen der tschechoslowakischen Reformpolitik wendeten sich am 15. Juli 1968 die Sowjetunion und andere Ostblockstaaten im ,,Warschauer Brief" an Dubcek und die Kommunistische Partei. Sie forderten ihn zu einem klaren Kurswechsel auf und drohten mit einem militärischen Eingriff. Der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew ließ den Aufstand in der Tschechoslowakei mit dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Pakts am 21. August 1968 gewaltsam niederschlagen. Dubcek und andere Reformer wurden infolgedessen festgenommen. Der ,,Warschauer Brief" wurde somit zum Vorläufer der Breschnew-Doktrin. Im Zuge der Entspannungsphase des Kalten Krieges unterzeichneten am 1. August 1975 die Vertreter 35 Staaten die sogenannte Schlussakte von Helsinki. Sie war das Ergebnis der KSZE-Verhandlungen. Damit einigten sich der West- und Ostblock auf gemeinsame Zusammenarbeit und Anerkennung der bestehenden Grenzen. Schon der unmittelbar nach der Kuba-Krise (1962) eingerichtete ,,Heiße Draht" verbesserte die Kontakte zwischen den USA und der Sowjetunion. Er ermöglichte es, Krisengespräche über eine weltweite Vernetzung führen zu können. Des Weiteren kam es in der Entspannungsphase zu ersten Abrüstungsverhandlungen. 1968 einigten sich Großbritannien, USA und die Sowjetunion darauf, mit dem Atomwaffensperrvertrag mehrere Kernwaffen abzurüsten und Atomwaffentests zu unterlassen. Auf die sowjetische Aufrüstung reagierten die NATO-Staaten am 12. Dezember 1979 in Brüssel mit dem NATO-Doppelbeschluss. Damit wurde die Aufstellung neuer atomarer Raketen und Marschflugkörper mit Pershing II und BGM-109-Tomahawk in Westeuropa legitimiert. Der Beschluss sah zudem Verhandlungen zwischen den Supermächten über die Begrenzung von Mittelstreckenraketen und Rüstungskontrolle vor. Nur zwei Wochen später kam es zur sowjetischen Invasion in Afghanistan [Afghanistankrieg]. Damit war die Entspannungsphase endgültig beendet. Als Ronald Reagan 1980 zum neuen US-Präsident gewählt wurde, kam es in den USA zu einem massiven Anstieg der Rüstungsausgaben. Trotz der Genfer Abrüstungsverhandlungen wurde die im NATO-Doppelbeschluss legitimierte Aufstellung neuer Atomraketen zwischen 1983 und 1987 in 27 Westeuropa vollzogen. Die atomare Aufrüstung hatte in Westeuropa und USA eine starke Protestbewegung zur Folge. Der Deutsche Bundestag der BRD stimmte dem NATO-Doppelbeschluss bei einer Abstimmung am 22. November 1983 mehrheitlich zu. Der neue Rüstungswettlauf führte in der Sowjetunion in den 1980er Jahren eine wirtschaftliche Rezession herbei. Der Kurswechsel des sowjetischen Staatschefs Gorbatschow [Perestroika und Glasnost] leitete schließlich das Ende des Kalten Krieges ein. Mit dem INF-Vertrag nahm das atomare Wettrüsten ein Ende. Nach zwei erfolgreichen Verhandlungen in Genf 1985 und Reykjavik 1986 näherten sich die USA und Sowjetunion bezüglich ihrer Abrüstungspolitik wieder an. Eine der Ursachen für die Wende war die Stagnation der sowjetischen Wirtschaft, die durch den Afghanistankrieg und das Wettrüsten entstanden war. In der Sowjetunion kam es mit Perestroika und Glasnost zu einem politischen Kurswechsel. Gorbatschow erklärte sich dazu bereit, Mittelstreckenraketen ab einer Reichweite von 500 km abzuziehen, während US-Präsident Ronald Reagan dem Stopp der weiteren Entwicklung der SDI zustimmte. Demzufolge unterzeichneten beide Staatschefs am 8. Dezember 1987 den INF- Vertrag. Die USA und Sowjetunion verpflichteten sich dazu, Mittel- und Kurzstreckenraketen innerhalb von drei Jahren abzubauen und keine weiteren zu produzieren. Die ersten Gespräche über einen Zwei-plus-Vier-Vertrag erfolgten auf einer KSZE-Konferenz in Ottawa am 13. Februar 1990. Weitere Verhandlungen fanden am 5. Mai in Bonn, am 2. Juni in Ost- Berlin, am 17. Juli in Paris und am 12. September in Moskau statt. Dort wurde zugleich der Vertrag unterzeichnet. Darin verzichteten die ehemaligen Besatzungsmächte auf ihr Vorbehaltsrecht. Das vereinte Deutschland musste darin die bestehenden Grenzen als unverletzlich akzeptieren, auf ABC-Waffen verzichten und seine Streitkräfte von 500.000 auf 370.000 Mann reduzieren. Da der sowjetische Staatschef Gorbatschow am 31. Mai 1990 eine freie Bündniswahl erlaubte, trat die Bundesrepublik schließlich der NATO bei. Durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag erhielt die wiedervereinte Bundesrepublik ihre ganze Souveränität zurück. Die Sowjetunion gestattete Deutschland den Beitritt zur NATO und zog bis 1994 ihre letzten Truppen aus Ostdeutschland ab, während sie als Ausgleich Wirtschaftshilfen zugesprochen bekam. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag wurde grundlegend für den weiteren Integrationsprozess der Europäischen Union und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Die Sowjetunion zerfiel am 26. Dezember 1991. 28