Bismarcks Außenpolitik nach der Reichsgründung
Die Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871 veränderte das europäische Mächtesystem grundlegend. Deutschland wurde zur dominierenden Kraft in Mitteleuropa, was Reichskanzler Otto von Bismarck vor neue außenpolitische Herausforderungen stellte.
Highlight: Bismarcks oberstes Ziel war die Aufrechterhaltung des Friedens in Europa durch ein ausbalanciertes Kräftegleichgewicht zwischen den Großmächten.
Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgte Bismarck eine Außenpolitik, die auf drei Hauptsäulen beruhte:
- Sicherung von Frieden und Stabilität in Europa
- Demonstration der Saturiertheit Deutschlands
- Isolation Frankreichs
Bismarck entwickelte ein komplexes Bündnissystem, um einen möglichen Zweifrontenkrieg zu verhindern. Wichtige Elemente waren:
- 1872: Dreikaiserbündnis mit Österreich-Ungarn und Russland
- 1879: Zweibund zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn
- 1881: Erneuerung des Dreikaiserbündnisses
Definition: Das "Machtsystem der Pentarchie" bezieht sich auf das Gleichgewicht der fünf europäischen Großmächte, das durch die deutsche Reichsgründung gestört wurde.
Bismarcks Außenpolitik zeichnete sich durch Vorsicht und Defensivität aus. Er nutzte geschickt diplomatische Gelegenheiten wie den Berliner Kongress 1878, um sich als "ehrlicher Makler" zu präsentieren und Deutschlands Ansehen zu stärken.
Vocabulary: "Saturiertheit" bedeutet in diesem Kontext, dass Deutschland keine weiteren territorialen Ansprüche stellte.
Nach Bismarcks Rücktritt änderte sich die deutsche Außenpolitik unter Wilhelm II. grundlegend, was zu neuen Spannungen in Europa führte.