Bewertung der frühen Gesellschaftsmodelle
Bei Schelskys Theorie der nivellierten Mittelstandsgesellschaft ist vorteilhaft, dass sie eine Form sozialer Gleichheit beschreibt - alle gehören dem Mittelstand an, Einkommen, Ideologie und Beruf verlieren an Bedeutung. Doch die Realität sah anders aus: Die Theorie ließ sich statistisch nicht belegen, soziale Unterschiede blieben bestehen. Kritiker sehen sogar Ähnlichkeiten zum nationalsozialistischen Konzept der "Volksgemeinschaft".
Die Stärke des Dahrendorf Modells liegt darin, dass es sowohl vertikale als auch horizontale Mobilität berücksichtigt und Marx' Zwei-Klassen-Modell erweitert. Allerdings wirkt es durch die Verwendung verschiedener Gesellschaftskategorien (Klasse, Schicht, Stand) verwirrend. Die Prozentzahlen sind schwer nachvollziehbar, und die angebliche Durchlässigkeit am Rand steht im Widerspruch zur "halbierten Gesellschaft".
Beide Modelle zeigen unterschiedliche Perspektiven auf die soziale Mobilität in Deutschland während der Nachkriegszeit. Dahrendorf erkennt die bleibenden Unterschiede zwischen Arbeiterschicht und Mittelstand, während Schelsky optimistisch eine vollständige Angleichung vorhersagt, die jedoch nie eingetreten ist.
Bei beiden Modellen wurden wichtige Dimensionen sozialer Ungleichheit wie Bildung, Geschlecht oder Migrationshintergrund noch nicht ausreichend berücksichtigt – ein Mangel, den spätere Modelle adressieren sollten.