Armer Homo oeconomicus: Eine kritische Betrachtung des ökonomischen Prinzips
Der Text "Armer Homo oeconomicus" von Uwe Jean Heuser untersucht kritisch das Konzept des Homo oeconomicus und dessen Anwendbarkeit in der modernen Wirtschaft. Der Autor argumentiert, dass Menschen nicht für die "Turboökonomie" geschaffen sind und bei wichtigen Entscheidungen oft Sicherheit gegenüber Risiko bevorzugen.
Definition: Der Homo oeconomicus ist ein theoretisches Modell in der Wirtschaftswissenschaft, das den Menschen als rational handelnden Akteur darstellt, der stets seinen eigenen Nutzen maximiert.
Heuser präsentiert ein Beispiel für den Homo oeconomicus im Alltag, indem er die Wahl zwischen einem sicheren Jahresgehalt und einer unsicheren, aber potenziell lukrativeren Option beschreibt. Die meisten Menschen, so der Autor, würden die sichere Option wählen, was im Widerspruch zum Modell des rein rational handelnden Wirtschaftsmenschen steht.
Beispiel: Wenn Menschen zwischen einem sicheren Jahresgehalt und der Möglichkeit, das Doppelte oder die Hälfte zu verdienen, wählen können, entscheiden sich die meisten für die sichere Option.
Der Text hebt hervor, dass die moderne Wirtschaft den Menschen mit einer Fülle von Entscheidungen überfordert. Von der Wahl des günstigsten Bankkontos bis hin zur Auswahl von Bildungsangeboten – die Komplexität dieser Entscheidungen übersteigt oft die Fähigkeiten des idealtypischen Homo oeconomicus.
Highlight: Die Nachteile des Homo oeconomicus-Modells zeigen sich in der Überforderung des Menschen durch die Vielzahl und Komplexität wirtschaftlicher Entscheidungen im Alltag.
Forscher haben laut Heuser gezeigt, dass Menschen in der Realität nicht nach dem Modell des Wirtschaftsmenschen handeln. Die Entscheidungsfindung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, einschließlich der Reihenfolge, in der Optionen präsentiert werden. Dies unterstreicht die Bedeutung der deskriptiven Entscheidungsfindung in der Wirtschaftstheorie.
Vocabulary: Deskriptive Entscheidungsfindung beschreibt, wie Menschen tatsächlich Entscheidungen treffen, im Gegensatz zur präskriptiven Theorie, die vorschreibt, wie Entscheidungen getroffen werden sollten.
Der Autor plädiert für eine Erweiterung der theoretischen Basis in der Wirtschaftswissenschaft unter Berücksichtigung aktueller Forschungsergebnisse. Er fordert eine stärkere Berücksichtigung der komplexen und realen Faktoren, die den Entscheidungsprozess beeinflussen.
Quote: "Forscher zeigen, dass Menschen nicht nach dem Beziehungsmodell des Wirtschaftsmenschen handeln."
Zusammenfassend bietet der Text eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept des Homo oeconomicus und zeigt dessen Grenzen in der modernen, komplexen Wirtschaftswelt auf. Er unterstreicht die Notwendigkeit, realistischere Modelle menschlichen Verhaltens in der Wirtschaftstheorie zu berücksichtigen.