Marxismus und die soziale Frage
Der Marxismus, benannt nach Karl Marx, ist eine einflussreiche politische und wirtschaftliche Theorie, die auf dem Materialismus basiert und als Ziel einen kommunistischen Staat anstrebt. Diese Lehre entstand als Antwort auf die soziale Frage, die sich mit den negativen Folgen der Industrialisierung beschäftigt.
Klassengesellschaft im Kapitalismus
Im Zentrum der marxistischen Theorie steht die Analyse der kapitalistischen Gesellschaft, die in zwei Hauptklassen unterteilt wird:
- Bourgeoisie (besitzendes Bürgertum): Besitzer der Produktionsmittel wie Fabriken und Maschinen.
- Proletariat (Lohnarbeiter): Besitzen nur ihre Arbeitskraft, kein Privateigentum an Produktionsmitteln.
Definition: Die Bourgeoisie ist die Klasse der modernen Kapitalisten, die Besitzer der gesellschaftlichen Produktionsmittel sind und Lohnarbeit ausnutzen.
Mehrwerttheorie und Ausbeutung
Ein Kernkonzept des Marxismus ist die Mehrwerttheorie, die erklärt, wie die Bourgeoisie das Proletariat ausbeutet:
Highlight: Die Mehrwerttheorie besagt, dass der Profit (Mehrwert) eines Produktes durch die unbezahlte Arbeit der Arbeiter entsteht.
Diese Ausbeutung führt laut Marx zu:
- Sinkenden Löhnen
- Verelendung der Arbeiter
Example: Ein Arbeiter produziert in 8 Stunden Waren im Wert von 200€, erhält aber nur 100€ Lohn. Die Differenz von 100€ ist der Mehrwert, den der Kapitalist einbehält.
Der Weg zum Kommunismus
Marx sah eine historische Entwicklung vom Kapitalismus über den Sozialismus zum Kommunismus:
- Kapitalismus: Klassengesellschaft mit Privateigentum an Produktionsmitteln
- Revolution: Zusammenbruch des kapitalistischen Systems
- Sozialismus: Übergangsphase mit Diktatur des Proletariats
- Kommunismus: Klassenlose und herrschaftslose Gesellschaft
Quote: "Die Kommunisten verschmähen es, ihre Ansichten und Absichten zu verheimlichen. Sie erklären es offen, dass ihre Zwecke nur erreicht werden können durch den gewaltsamen Umsturz aller bisherigen Gesellschaftsordnung." - Karl Marx
Merkmale des Kommunismus
- Klassenlose Gesellschaft
- Kein Privateigentum an Produktionsmitteln
- Herrschaftslosigkeit, die Masse regiert sich selbst
- Weltrevolution als Ziel
- Arbeit als erstes Lebensbedürfnis, nicht nur Mittel zum Leben
Vocabulary: Doppelt freier Lohnarbeiter bezeichnet im Marxismus einen Arbeiter, der frei von Produktionsmitteln und frei, seine Arbeitskraft zu verkaufen ist.
Die marxistische Theorie bleibt bis heute ein wichtiger Ansatz zur Lösung der sozialen Frage, auch wenn sie in ihrer ursprünglichen Form nicht umgesetzt wurde. Sie hat jedoch großen Einfluss auf politische Bewegungen und soziale Reformen weltweit ausgeübt.