Der Ost-West-Gegensatz und die Entstehung des Kalten Krieges
Der Ost-West-Konflikt war ein prägender Gegensatz des 20. Jahrhunderts, der die Weltpolitik über Jahrzehnte bestimmte. Er beschreibt den Konflikt zwischen den Westmächten unter Führung der USA und dem Ostblock unter Führung der Sowjetunion von 1917/1945 bis 1990/91.
Das Epochenjahr 1917 markierte mit dem Ersten Weltkrieg und den Revolutionen in Russland den Beginn des Konflikts. Die USA und die neu entstandene Sowjetunion entwickelten sich zu weltpolitischen Führungsmächten mit gegensätzlichen Ideologien.
Highlight: Der Angriff Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 führte zu einem "unnatürlichen Bündnis" zwischen den USA und der UdSSR gegen den gemeinsamen Feind.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich die kurzzeitige Kooperation rasch in Konfrontation. Zentrale Streitpunkte waren die unterschiedlichen Vorstellungen von Staatsorganisation, Wirtschaft und Gesellschaft:
- Parlamentarische Demokratie vs. kommunistischer Einparteienstaat
- Marktwirtschaft vs. sozialistische Planwirtschaft
- Pluralistische vs. kommunistische Gesellschaft
Definition: Der Begriff "Kalter Krieg" beschreibt den kriegsähnlichen Zustand zwischen den hochgerüsteten Militärblöcken, der jedoch ohne direkte militärische Konfrontation blieb.
Der Historiker Jost Dülffer unterscheidet in seiner Analyse zwischen den Begriffen "Ost-West-Konflikt" und "Kalter Krieg":
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Der "Ost-West-Konflikt" betont die politisch-wirtschaftlich-ideologische Bipolarität und ist offener für Aspekte des Wandels.
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Der "Kalte Krieg" akzentuiert die strukturellen Bedingungen und den kriegsähnlichen Zustand, vernachlässigt aber den ständigen Wandel der Beziehungen.
Vocabulary: Bipolarität bezeichnet in diesem Kontext die Aufteilung der Welt in zwei gegensätzliche Machtblöcke.
Der Konflikt durchlief verschiedene Phasen:
- Etablierung der Machtblöcke bis 1955
- Phase der Konfrontation bis 1962 (Kubakrise)
- 1960er/70er: Phase der Entspannung
- Anfang 1980er: Erneute Verschärfung
- Ab 1985: Entspannungspolitik unter Gorbatschow
- 1991: Auflösung der Sowjetunion und Ende des Ost-West-Konflikts
Example: Die Kubakrise 1962 war ein Höhepunkt der Konfrontation und brachte die Welt an den Rand eines Atomkriegs.
Trotz der starken militärischen Ausrichtung und gegenseitigen Bedrohung kam es zu keiner direkten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Supermächten. Stattdessen fanden Stellvertreterkriege wie in Korea (1950-53) und Vietnam (1960er/70er) statt.
Die Außenpolitik der USA und der UdSSR in den Jahren 1941 bis 1956 war geprägt von unterschiedlichen Leitlinien:
- USA: Streben nach einem einheitlichen freien Weltmarkt und einer gemeinsamen Weltordnung ("Die vier Freiheiten")
- UdSSR: Fokus auf Sicherheit und Ausweitung des eigenen Einflussbereichs
Quote: "Der Ost-West-Konflikt nahm dreimal akut bedrohlichen Charakter an: Berlin-Blockade 48/49, Koreakrieg 1950 und Kubakrise 1962." - Jost Dülffer
Die Analyse der Begriffe "Ost-West-Konflikt" und "Kalter Krieg" zeigt, dass beide Vor- und Nachteile haben. Während "Kalter Krieg" prägnanter und bekannter ist, bietet "Ost-West-Konflikt" eine umfassendere Perspektive auf die komplexen historischen Entwicklungen.