Analyse der Tagebucheinträge: Dezember 1933-März 1938
Die Tagebucheinträge von Luise Solmitz aus dem Zeitraum Dezember 1933 bis März 1938 zeigen eine zunehmend ambivalente Haltung gegenüber dem NS-Regime. Sie dokumentieren den Konflikt zwischen ihrer anhaltenden Verehrung für Hitler und ihrer wachsenden Besorgnis über die Auswirkungen der Rassengesetze auf ihre Familie.
Der Eintrag vom 31. Dezember 1933 reflektiert Solmitz' positive Bilanz des ersten Jahres des "Dritten Reiches". Sie beschreibt es als ein "überaus glückliches Jahr", das ihrer Familie "eine herrliche Ruhe" gebracht habe. Ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist deutlich spürbar.
Quote: "Sie hofft sogar darauf, dass es ab diesem Zeitpunkt nie schwerer werden sollte, damit sie 'getrost' und mit 'voller Zuversicht' ins Jahr 1934 schreiten können."
Allerdings erwähnt Solmitz bereits in diesem Eintrag die "Arierfrage" und deren mögliche negative Auswirkungen auf die Zukunft ihrer Tochter Gisela. Dies deutet auf ein wachsendes Bewusstsein für die Problematik der NS-Rassenpolitik hin.
Der zweite analysierte Eintrag stammt von Ende 1935 und befasst sich intensiv mit der "Rasseneinteilung" des NS-Regimes. Als Ehefrau eines jüdischen Mannes in einer sogenannten "Mischehe" ist Solmitz direkt von diesen Maßnahmen betroffen.
Definition: Eine "Mischehe" im NS-Kontext bezeichnete eine Ehe zwischen einem "arischen" und einem jüdischen Partner. Diese Ehen waren zwar nicht verboten, aber die betroffenen Familien waren zunehmender Diskriminierung ausgesetzt.
Solmitz drückt ihre Verwirrung und Ablehnung gegenüber ihrer Einordnung in die jüdische "Rasse" aus. Sie betont, dass sie "nichts mit ihr verbindet" und diese ihr "fremd ist". Ihre Aussage, dass sich die "Schlinge immer mehr zuzieht", verdeutlicht ihre wachsende Angst vor den Konsequenzen der NS-Rassenpolitik.
Trotz dieser Bedenken zeigt der letzte analysierte Eintrag vom 11. März 1938 erneut Solmitz' anhaltende Bewunderung für Hitler. Sie beschreibt ihn als einen "unglaublich tollen Menschen", was ihre fortbestehende Verehrung für den Führer unterstreicht.
Highlight: Solmitz' Tagebucheinträge zeigen eindrücklich den inneren Konflikt vieler Deutscher, die einerseits von der NS-Ideologie begeistert waren, andererseits aber unter den konkreten Auswirkungen der NS-Politik litten.
Die Analyse dieser Einträge legt nahe, dass Solmitz trotz ihrer persönlichen Betroffenheit durch die Rassengesetze eine überzeugte Anhängerin Hitlers blieb. Es scheint, dass für sie die vermeintlich positiven Aspekte des NS-Regimes die negativen Auswirkungen überwogen. Ihre Versuche, sich von ihrer jüdischen Verbindung zu distanzieren, deuten auf eine tiefe Verinnerlichung der NS-Ideologie hin, selbst wenn diese im Widerspruch zu ihrer persönlichen Situation stand.
Diese Tagebucheinträge bieten einen wertvollen Einblick in die komplexen psychologischen Prozesse, die viele Deutsche während der NS-Zeit durchliefen, insbesondere jene, die sich zwischen persönlicher Betroffenheit und ideologischer Überzeugung hin- und hergerissen fühlten.