Der "Neue Kurs" und seine Auswirkungen
Nach dem Tod Stalins übernahm in der Sowjetunion eine sogenannte Troika (russisches Dreigespann) die Führung. Angesichts der sich verschlechternden Lage in der DDR luden sie Walter Ulbricht zu Gesprächen ein. Die sowjetische Führung erkannte, dass die Politik der SED die Bevölkerung der DDR an den Rand einer Revolte gebracht hatte.
Quote: "In 14 Tagen werden Sie vielleicht schon keinen Staat mehr haben" - Diese Warnung des sowjetischen Botschafters in der DDR, Wladimir Semjonow, an Ulbricht verdeutlicht den Ernst der Lage.
Als Reaktion darauf befahl die sowjetische Troika der SED, politische Änderungen einzuleiten und die Unterdrückung der Bevölkerung zu lindern. Dies führte zur Verkündung des "Neuen Kurses" in der Zeitung "Neues Deutschland".
Vocabulary: Neuer Kurs - Eine politische Richtungsänderung, die eine Lockerung der repressiven Maßnahmen und wirtschaftliche Verbesserungen vorsah.
Der "Neue Kurs" beinhaltete folgende Hauptpunkte:
- Kürzung der Aufwendungen für die Schwerindustrie
- Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung
- Mehr Spielraum für den gewerblichen Mittelstand und Bauern
- Erhöhung der Rechtssicherheit
Interessanterweise nahm das Politbüro die Erhöhung der Arbeitsnormen nicht zurück, was ein entscheidender Faktor für den späteren Aufstand war.
Die Erklärung des SED-Politbüros, in der Fehler der Regierung und der staatlichen Verwaltungsorgane eingeräumt wurden, empörte viele Menschen. Sie hatten unter dem "Aufbau des Sozialismus" schwer gelitten, und die Tatsache, dass Ulbricht trotz der eingestandenen Fehler Chef der SED bleiben sollte, verschärfte die Situation zusätzlich.
Highlight: Der "Neue Kurs" war ein Versuch, die angespannte Lage zu entschärfen, scheiterte aber letztendlich daran, die grundlegenden Probleme und Forderungen der Bevölkerung anzugehen.