Rezeption der Völkerwanderung im Mittelalter und der frühen Neuzeit
Die Wahrnehmung der Völkerwanderung hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark gewandelt. Im Mittelalter wurde Theoderich, eine zentrale Figur der Völkerwanderungszeit, negativ als Dämonenführer dargestellt. Diese Epoche fand ihren Niederschlag in Kunst, Literatur und Politik, wobei das Nibelungenlied Theoderich als positive Heldengestalt präsentierte, ohne jedoch direkte Rückschlüsse auf die historische Völkerwanderung zu erlauben.
Highlight: Die mittelalterliche Darstellung der Völkerwanderung diente vor allem dazu, vergangene Ereignisse zu verarbeiten und die eigene Gemeinschaft zu definieren und zu festigen.
Im 17. Jahrhundert wurde die Völkerwanderung instrumentalisiert, um politische Ideen zu untermauern oder Gegner zu diskreditieren. Man nutzte die Fehler der Vergangenheit als abschreckendes Beispiel. Eine besondere Sichtweise entwickelte sich in Schweden, wo man die Herkunft der Goten für nationale Herrschaftsansprüche nutzte.
Vocabulary: Gotizismus - Eine nationalistische Strömung in Schweden, die die Goten als Vorfahren der Schweden betrachtete und daraus politische Ansprüche ableitete.
Das 18. Jahrhundert brachte eine Gleichsetzung von Deutschen und Germanen mit sich, die ein starkes und geeintes Deutschland positiv darstellte. Die Französische Revolution von 1794 wurde mit der Plünderung Roms verglichen, wobei die Zerstörung christlicher Kulturgüter besonders hervorgehoben wurde.
Example: Die Vandalen wurden als gewalttätig und zerstörungswütig charakterisiert, was bis heute im Begriff "Vandalismus" nachwirkt.
Definition: Völkerwanderung für Kinder erklärt: Die Völkerwanderung war eine Zeit, in der viele verschiedene Volksgruppen, besonders Germanen, durch Europa zogen und neue Gebiete besiedelten. Dies geschah vor allem zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert nach Christus.