Nationalismus und Nationalstaat
Der Nationalismus basiert auf zwei Grundprinzipien: Teilhabe nach innen und Abgrenzung nach außen. Die Idee eines Nationalstaats geht davon aus, dass eine Nation einheitlich aufgebaut sein sollte – mit gemeinsamen staatlichen Institutionen und einer homogenen Kultur, Sprache und Bildung.
Ein zentrales Merkmal des Nationalismus ist die Vorstellung, dass jeder Mensch Glied einer Nation und Bürger eines Nationalstaates sein sollte. Diese Idee wirkt bis heute im politischen Denken nach. Der Nationalstaat wird dabei als Handlungsinstrument benötigt, um die nationalen Versprechen zu organisieren und durchzusetzen.
In Europa hatte der Nationalismus im 19. Jahrhundert unterschiedliche Effekte: In bereits bestehenden Staaten wie Frankreich oder England wirkte er staatsverstärkend. In Vielvölkerreichen wie der Habsburgermonarchie oder dem Osmanischen Reich hatte er hingegen eine staatszersetzende Wirkung, da jede "Nation" nach einem eigenen Staat strebte. Im deutschen Fall führte der Nationalismus zur Vereinigung souveräner Einzelstaaten zu einem Nationalstaat.
💡 Merke: Der Nationalismus ist kein einheitliches Phänomen – je nach historischem und politischem Kontext entwickelte er sich unterschiedlich und hatte verschiedene Auswirkungen auf die Staatsbildung.
Für die Analyse des Nationalismus werden zwei Haupttypen unterschieden: Die Staatsbürgernation definiert sich über eine gemeinsame Verfassung und Gleichheitsrechte. Zur Nation gehört, wer sich zur Verfassung bekennt (wie in den USA). Die Volksnation hingegen konstituiert sich über ethnische Abstammung und Merkmale wie Sprache, Kultur und Religion. Diese Kriterien sind jedoch unscharf, nicht fest und wandelbar. Beide Konzepte sind Idealtypen, die helfen, die Wirklichkeit zu ordnen, ohne sie vollständig abzubilden.