Soziale Militarisierung im Kaiserreich
Die soziale Militarisierung beschreibt den enormen Einfluss des Militärs auf die Denk- und Verhaltensmuster der Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich. Besonders im Bürgertum herrschte eine große Begeisterung für alles Militärische.
Erscheinungsformen des Militarismus:
- Die Kriegsvereine hatten 1913 fast 3 Millionen Mitglieder und bildeten damit die größte Massenorganisation des Kaiserreichs
- Bei gesellschaftlichen Anlässen zeigte man sich gerne in Uniform
- Staatliche Einrichtungen wie Polizei, Eisenbahn, Post, Schulen und Behörden waren ähnlich straff organisiert wie das Militär
- Der militärische Rang bestimmte das gesellschaftliche Ansehen stärker als Leistung oder Bildung
- Selbst in Todesanzeigen stand der militärische Rang vor akademischen Titeln
- Kinder spielten mit Kriegsspielzeug, Jungen trugen Matrosenanzüge
Die Gesellschaft im Kaiserreich übernahm militärische Denk- und Verhaltensmuster im Alltag. Befehl und blinder Gehorsam, Disziplin, Ordnung, Kampfbereitschaft und Pflichterfüllung bestimmten das Zusammenleben.
Wichtiger Begriff: Der "Obrigkeitsstaat" war ein zentrales Merkmal des Deutschen Kaiserreichs. In diesem System waren militärische Werte wie Gehorsam und Disziplin wichtiger als demokratische Werte wie Freiheit oder Meinungsvielfalt. Kreativität und Diskussionsfreude wurden kaum gefördert.
Die Menschen wurden nicht zu demokratisch-gesinnten Bürgern erzogen, sondern zu gehorsamen "Untertanen". Dieses Tafelbild zeigt, wie der Militarismus im Kaiserreich einfach erklärt alle Lebensbereiche durchdrang und die Gesellschaft im Kaiserreich prägte.