Die vier Dimensionen sozialer Ungleichheit
Die vier Dimensionen sozialer Ungleichheit bieten einen umfassenden Rahmen zur Analyse gesellschaftlicher Disparitäten:
1. Dimension "Materieller Wohlstand"
Diese Dimension bezieht sich auf die materielle Ausstattung der Haushalte. Als Indikatoren dienen Einkommen und Vermögen.
Definition:
- Einkommen: Regelmäßiger Zufluss eines bestimmten Geldbetrags (Brutto) einer Person
- Vermögen: Angesparte Güter, die nicht jeder Bürger besitzt
Zur Messung der Ungleichheit in dieser Dimension werden folgende Methoden verwendet:
Vocabulary:
- Gini-Koeffizient: Eine Maßzahl zwischen 0 und 1, die das Ausmaß der Einkommens- bzw. Vermögenskonzentration darstellt. Je näher an 1, desto stärker die Ungleichheit.
- Perzentilsverhältnisse: Unterteilung der Bevölkerung in 100 gleich große Gruppen (Quantile) zum Vergleich der Einkommens- bzw. Vermögensanteile.
2. Dimension "Bildung"
Die Bildungsdimension zeigt, wie die soziale Herkunft und der Beruf der Eltern zu ungleichen Startchancen und Bildungsvoraussetzungen führen.
Highlight: Je höher der Bildungsstand der Eltern, desto höher sind in der Regel die Vorläuferkompetenzen der Kinder.
In unserer Wissens- und Leistungsgesellschaft gilt Bildung als wichtigste Grundlage für materiellen Wohlstand und soziale Anerkennung.
Zur Erfassung der Ungleichheiten von Bildungschancen wird die soziale Selektivität bei der Vergabe von Bildungsabschlüssen untersucht. Dies geschieht durch einen quantitativen Vergleich der relativen Anteile der in den jeweiligen Bevölkerungsgruppen erworbenen Bildungsabschlüsse.
Example: Die Beeinflussung der Bildungskarriere durch soziale Merkmale kann sich in schichtspezifischen Sozialisationsprozessen zeigen, wie beispielsweise in der Sprachweise von Kindern aus benachteiligten Wohngebieten.
3. Dimension "Prestige"
Prestige bezieht sich auf die gesellschaftlich typische Bewertung der unpersönlichen sozialen Positionen und Merkmale von Menschen.
Highlight: Prestige ist eine "subjektive" Dimension, die nur anhand von Äußerungen von Menschen übereinander oder ihres Verhaltens zueinander festgestellt werden kann.
Prestige-Vor- und Nachteile hängen von Faktoren wie Herkunft, Religion, Berufszugehörigkeit und ethnischer Zugehörigkeit ab.
Zur Erfassung des Prestiges werden Verfahren zur Selbsteinschätzung verwendet, bei denen die Lage eines Menschen im Prestigeaufbau erfragt wird.
4. Dimension "Macht"
Die Machtdimension bezieht sich auf den Einfluss bestimmter sozialer Gruppen auf die Gesellschaft, wie beispielsweise Funktions- und Machteliten.
Quote: "Bildung ist Macht"
Als Indikator für Macht dient oft die berufliche Position der Eltern im Vergleich zur Position, die die Kinder erreicht haben. Daraus lassen sich Schlussfolgerungen ziehen, inwiefern es möglich ist, als Kind von Eltern mit geringen beruflichen Befugnissen selbst eine höhere Position zu erreichen.