Geschichte der Elegie und Tibull
Die Elegie war ursprünglich eine griechische Dichtform, die in Rom ihre höchste Entfaltung erreichte. Während die frühgriechischen Elegiker überwiegend politische Gedichte verfassten, entwickelte sich in Rom eine Tradition der Liebesklage. Der erste römische Elegiker war Cornelius Gallus 63−26v.Chr., dessen Werke jedoch verloren gingen.
Albius Tibullus 53−19v.Chr. war der einzige römische Dichter, der auf einem Landgut in Latium aufwuchs. Er gehörte dem Ritterstand an und verkehrte im literarischen Kreis des Messalla Corvinus, eines angesehenen Staatsmannes und Literaturmäzens. Im Gegensatz zu anderen Dichtern wie Properz liebte Tibull das ländliche Leben und ließ diese Vorliebe in seine Dichtung einfließen.
Tibulls Dichtkunst zeichnet sich durch eine schlichte, elegante Sprache und ausdrucksstarke Bilder aus. Er verzichtete fast vollständig auf mythologische Anspielungen und bevorzugte die Themen Liebe, Landleben und Krieg (den er ablehnte). Mit dieser Themenwahl gab er der elegischen Dichtung eine besondere Prägung.
Gut zu wissen: Tibulls Klagegedichte (Bedeutung: persönliche Trauer und Liebesschmerz) beeinflussten spätere Dichter wie Ovid, der ihnen in seinen "Amores" Tribut zollte. Während Properz in der Renaissance mehr Beachtung fand, entdeckte Eduard Mörike Jahrhunderte später Tibulls besondere Qualitäten.