Die Völkerwanderung: Kulturkontakt und Ethnogenese
Die Völkerwanderung war ein komplexer Prozess, der die Entstehung neuer Völker und Identitäten in Europa zur Folge hatte. Ein zentrales Konzept dabei ist die Ethnogenese, die die Bildung einer kollektiven Identität beschreibt.
Das römische Selbstverständnis diente den germanischen Reichen als Vorbild. Sie übernahmen römische Traditionen und passten sie ihren Bedürfnissen an. Dies umfasste gesellschaftliche Aspekte wie Sitten, Sprache, Kleidung und religiöse Praktiken.
Peter Burke beschreibt Formen des kulturellen Austauschs:
- Translation: gegenseitiger Austausch der Kulturen
- Dekontextualisierung und Rekontextualisierung: Aufnahme und Anpassung kultureller Elemente
Definition: Ethnogenese bezeichnet den Vorgang der Entstehung eines "Volkes" oder einer Ethnie durch die Bildung einer kollektiven Identität.
Highlight: Die germanischen Reiche orientierten sich am römischen Vorbild, entwickelten aber eigene Identitäten durch die Anpassung übernommener Traditionen.
Urs Bitterli unterscheidet verschiedene Formen von Kulturbegegnungen:
- Kulturberührung: kurzzeitige, meist friedliche Begegnungen
- Kulturzusammenstoß: gewaltsame Begegnungen mit möglicher Existenzbedrohung
- Kulturbeziehung: dauerhaftes, friedliches Verhältnis mit gegenseitigem Austausch
- Kulturverflechtung Akkulturation: langfristiger Anpassungsprozess beim Zusammenleben
Diese Konzepte helfen, die Qualität und Folgen von Kulturkontakten während der Völkerwanderung zu bewerten.