Der Weg vom Kaiserreich zur Republik 1918/19
Die Ereignisse der Novemberrevolution 1918 markierten einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Der Übergang vom Kaiserreich zur Republik vollzog sich in mehreren Etappen und war von verschiedenen Faktoren beeinflusst.
Die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg bildete den Ausgangspunkt für die revolutionären Entwicklungen. Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrags durch Matthias Erzberger musste Deutschland harte Bedingungen akzeptieren, darunter territoriale und militärische Einschränkungen. Auch der Friedensvertrag von Brest-Litowsk mit Russland wurde aufgehoben.
Highlight: Die Hoffnungen der Deutschen richteten sich auf US-Präsident Woodrow Wilson und seine 14 Punkte, die eine Demokratisierung Deutschlands in Aussicht stellten.
Im Zuge der Verfassungsreform ernannte Kaiser Wilhelm II. den liberalen Prinzen Max von Baden zum Reichskanzler. Dies leitete den Übergang von der konstitutionellen zur parlamentarischen Monarchie ein. Die Oktoberreform vom 28.10.1918 sicherte einen Demokratisierungsschub:
- Reichskanzler und Reichsregierung waren nun dem Reichstag verantwortlich, nicht mehr dem Kaiser
- Der Monarch verlor die Kommandogewalt über das Militär an den zuständigen Minister
Vocabulary: Konstitutionelle Monarchie - Staatsform, in der die Macht des Monarchen durch eine Verfassung begrenzt ist.
Die Ausrufung der Republik wurde durch mehrere Ereignisse vorangetrieben:
- Streik der Matrosen in Kiel am 29.10.1918
- Ausbruch der Revolution und Sturz der Monarchie am 9.11.1918
- Solidarisierung von Arbeitern und Soldaten, die sich in ganz Deutschland ausbreitete
Example: In vielen Städten übernahmen Arbeiter- und Soldatenräte die Macht, während Militär und Polizei kapitulierten oder sich den Aufständen anschlossen.
Am 9. November 1918 überschlugen sich die Ereignisse:
- Max von Baden verkündete den Thronverzicht des Kaisers
- Wilhelm II. floh ins niederländische Exil
- Friedrich Ebert (MSPD) übernahm das Amt des Reichskanzlers
- Philipp Scheidemann rief die Republik aus
- Karl Liebknecht verkündete die Sozialistische Republik Deutschland
Die verschiedenen politischen Kräfte verfolgten unterschiedliche Ziele:
- Die MSPD strebte eine parlamentarische Demokratie an und wollte die Revolution schnell abschließen
- USPD, Spartakusbund und revolutionäre Obleute forderten eine Fortsetzung der Revolution und eine sozialistische Räterepublik
Definition: Räterepublik - Staatsform, in der die politische Macht von Arbeiter- und Soldatenräten ausgeübt wird.
In der Folge bildete Ebert eine neue Regierung, den Rat der Volksbeauftragten. Die weiteren Entwicklungen waren von Konflikten geprägt:
- Die USPD trat aus dem Rat der Volksbeauftragten aus, was zu einer Radikalisierung führte
- Gründung der KPD und Spartakusaufstand, der von Regierungstruppen niedergeschlagen wurde
- Ermordung des Spartakusführers Karl Liebknecht durch Freikorpssoldaten
Quote: "Alle Macht den Arbeiter- und Soldatenräten" - Forderung der radikalen Kräfte während der Revolution.
Diese Ereignisse führten zur Spaltung der sozialistischen Arbeiterbewegung und legten den Grundstein für die politischen Konflikte der Weimarer Republik.